Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel
Stürzen mit seinem Dolch meine Hand erwischt«, erklärte er, »als du die Geister verbannt hast, die sie beseelt hatten.«
Mein Zauberbann - um Geister zu verjagen, von denen andere Wesen besessen sind... Diese beiden Gestalten hatten sich in seiner Reichweite befunden...
»Coral«, fragte ich. »Alles in Ordnung mit Euch?«
»Ja«, antwortete sie. »Aber ich begreife nicht...«
»Später«, unterbrach ich sie.
Ich erkundigte mich nicht nach seinem Kopf, da ich mich des Kampfes mit dem einäugigen Werwolf in dem Wald im Osten von Amber entsann - mit jenem Untier, dessen Kopf ich mit Gewalt ins Lagerfeuer gestoßen hatte. Ich hegte seit einiger Zeit den Verdacht, daß das Jurt in einer gestaltsverwandelten Erscheinung gewesen war, noch bevor Mandor ausreichend Informationen geliefert hatte, um dies zu bestätigen.
»Jurt«, fing ich an, »ich war der Auslöser für viele deiner Unannehmlichkeiten, aber du mußt zugeben, daß du sie letztendlich selbst verschuldet hast. Wenn du mich nicht angegriffen hättest, hätte ich mich nicht verteidigen müssen...«
Es erfolgte ein klickender, mahlender Ton. Ich brauchte einige Sekunden, bis mir bewußt wurde, daß er mit den Zähnen knirschte.
»Meine Adoption durch deinen Vater bedeutete mir nichts«, sagte ich, »außer der Tatsache, daß er mich dadurch ehrte. Bis vor kurzem war ich mir nicht einmal im klaren darüber gewesen, daß es überhaupt geschehen war.«
»Du lügst!« zischte er. »Du hast ihn mit irgendeinem Trick herumgekriegt, damit du uns in der Erbfolge überholen konntest!«
»Du machst gewiß Scherze«, sagte ich. »Wir alle stehen so weit unten auf der Liste, daß es ohnehin keinen Unterschied macht.«
»Es geht nicht um die Krone, du Narr! Es geht um den Stamm. Unserem Vater geht es nicht allzu gut.«
»Das höre ich mit Bedauern«, entgegnete ich. »Aber ich habe es niemals auch nur im entferntesten auf diese Weise gesehen. Und Mandor liegt in der Erbfolge ohnehin sehr weit vor uns.«
»Und jetzt stehst du an zweiter Stelle.«
»Das habe ich mir nicht ausgesucht. Komm jetzt! Ich werde niemals den Titel bekommen. Das weißt du ganz genau.«
Er richtete sich auf, und als er sich bewegte, wurde ich eines schwachen regenbogenfarbigen Scheins gewahr, der seinen Umrissen anhaftete.
»Das ist nicht der eigentliche Grund«, fuhr ich fort. »Du hast mich noch nie gemocht, doch du bist nicht wegen der Erbfolge hinter mir her. Du verbirgst etwas. Da muß noch etwas anderes sein, bei der ganzen Betriebsamkeit, die du an den Tag legst. Übrigens, du hast den Feuerengel geschickt, nicht wahr?«
»Hat er dich so schnell gefunden?« fragte er. »Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich mich darauf verlassen konnte. Ich schätze, die Sache war schließlich doch ihren Preis wert. Aber... was ist passiert?«
»Er ist tot.«
»Du hast großes Glück. Zuviel Glück«, erwiderte er.
»Was genau möchtest du eigentlich, Jurt? Ich will diese Angelegenheit ein für allemal erledigen.«
»Ich auch«, antwortete er. »Du hast jemanden verraten und betrogen, den ich liebe, und nur dein Tod wird die Dinge wieder ins rechte Lot bringen.«
»Wovon redest du? Ich verstehe nicht.«
Plötzlich grinste er.
»Du wirst es zur gegebenen Zeit verstehen«, sagte er. »In den letzten Augenblicken deines Lebens werde ich dir den Grund nennen.«
»Dann kann es sein, daß ich noch sehr lange warten muß«, antwortete ich. »Ich habe nicht den Eindruck, daß du in solchen Dingen besonders geschickt bist. Warum verrätst du es mir nicht einfach jetzt gleich und ersparst uns beiden allerlei Scherereien?«
Er lachte, wobei sich der Prismenschein verstärkte, und in diesem Augenblick erschien er mir als das, was er war.
»Das wird früher geschehen, als du denkst«, sagte er, »denn in Kürze werde ich mächtiger sein als alle, die du jemals kennengelernt hast.«
»Aber nicht weniger tolpatschig«, reizte ich sowohl ihn als auch denjenigen, wer immer seinen Trumpf in Händen halten und mich durch ihn beobachten mochte, bereit, ihn jederzeit aus meiner Reichweite wegzuschnappen...
»Das bist du, Maske, nicht wahr?« fragte ich. »Hol ihn zurück. Du brauchst ihn auch in Zukunft nicht mehr zu schicken und zuzusehen, wie er sich in die Bredouille bringt. Ich werde dich auf meiner Liste der Prioritäten um einige Stellen höhersetzen und dich ziemlich bald aufsuchen, wenn du mir nur einen Beweis lieferst, daß das wirklich du bist.«
Jurt öffnete den Mund und sagte etwas, doch
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