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Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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beobachtete -natürlich ebenso ein leicht zu erklärender Trick des Schattens wie die Erscheinung der verstorbenen Hoheit.
    Flacker.
    Ich hätte schwören können, daß ein tierhaftes Abbild meines eigenen Gesichts mich einen Augenblick lang angestarrt hatte, mit heraushängender Zunge, aus einem auf halber Höhe schwebenden Rechteck aus Quecksilber zu meiner Linken, eingerahmt von Keramikblumen. Als ich mich umwandte, nahm das Gesicht rasch immer menschlichere Züge an, um mich zu verhöhnen.
    Weitergehen. Gedämpfte Schritte. Atmung leicht angespannt. Ich fragte mich, ob ich die Logrus-Sicht herbeirufen oder es vielleicht sogar mit dem Muster versuchen sollte. Ich zögerte jedoch, mich an das eine oder das andere zu wenden, da die Erinnerung an die unerfreulichen Seiten beider Mächte mir noch zu deutlich im Gedächtnis haftete, als daß es mir dabei hätte wohl zumute sein können. Irgend etwas sollte mir in Kürze zustoßen, davon war ich überzeugt.
    Ich blieb stehen und betrachtete den Spiegel, von dem ich annahm, daß er der für mich bestimmte war -umrahmt von schwarzem Metall, mit verschiedenen Zeichen aus der Magie, die in Silber darin eingelegt waren. Das Glas war trübe, als ob in seiner Tiefe soeben Geister aus dem Gesichtskreis schwämmen. Mein Gesicht wirkte magerer, die Falten waren tiefer darin eingegraben, und ein sehr schwacher purpurfarbener Lichtschein umflackerte den Kopf in dem Bildnis. Es lag etwas Kaltes und unbestimmt Düsteres in diesem Abbild, doch obwohl ich es lange Zeit betrachtete, geschah nichts. Es gab keine Botschaften, Erleuchtungen, Veränderungen. Tatsache war: Je länger ich hineinstarrte, desto mehr schienen mir alle die kleinen dramatischen Effekte nichts anderes als Beleuchtungstricks zu sein.
    Ich setzte meinen Weg fort, vorbei an Ansichten unirdischer Landschaften und exotischer Geschöpfe, Erinnerungsfetzen, unterbewußte Beinahbilder von Freunden und Verwandten. Etwas in einem Teich winkte mir sogar mit einem Rechen zu. Ich winkte zurück. Da ich vor kurzem erst die Traumata meiner Wanderung durch das Land zwischen den Schatten überlebt hatte, war ich durch diese Manifestationen der Fremdartigkeit und möglicher Gefahren nicht so sehr eingeschüchtert, wie ich es wahrscheinlich zu jeder anderen Zeit gewesen wäre. Ich glaubte, einen an einem Kranbalken hängenden Mann zu sehen, im kräftigen Wind baumelnd, die Hände hinter dem Rücken zusammengebunden, mit einem El-Greco-Himmel darüber.
    »Ich habe ein paar schwere Tage hinter mir«, sagte ich laut, »und es sieht nicht so aus, als ob der Streß nachließe. Ich bin ziemlich in Eile, wenn du weißt, was ich meine.«
    Etwas stieß mich in die rechte Niere, und ich drehte mich blitzschnell um, doch da war niemand. Dann spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, die mich umdrehte. Ich gab sofort nach. Auch da war niemand.
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte ich, »wenn das die Wahrheit hier erfordert.«
    Unsichtbare Hände fuhren fort, mich zu stoßen, an mir zu zerren und mich an einer Reihe von reizvollen Spiegeln vorbeizuschieben. Ich wurde zu einem billig aussehenden Spiegel in einem Holzrahmen mit dunklen Flecken gesteuert. Er sah aus, als stammte er aus irgendeinem Warenhaus. In der Nähe meines linken Auges hatte das Glas einen kleinen Fehler. Die Kräfte, welche es auch immer sein mochten, die mich an diesen Punkt gebracht hatten, entließen mich nun. Mir kam der Gedanke, daß die Kräfte, die hier wirken mochten, vielleicht wirklich versucht hatten, die Dinge aufgrund meines eigenen Wunsches zu beschleunigen, anstatt mich einfach aus einer übelwollenden Laune heraus herumzustoßen.
    Also sagte ich: »Danke«, nur um sicher zu sein, und sah mich weiterhin um. Ich bewegte den Kopf vor und zurück und von einer Seite zur anderen, was eine Kräuselung meines Spiegelbilds verursachte. Ich wiederholte die Bewegungen und wartete darauf, was immer geschehen mochte.
    Mein Spiegelbild blieb unverändert, doch bei der dritten oder vierten Kräuselung änderte sich mein Hintergrund. Nim war es keine Wand aus schwach beleuchteten Spiegeln, die hinter mir aufragte. Sie floß davon und kehrte mit meiner nächsten Bewegung nicht zurück. An ihrer Stelle war eine Gruppe dunkler Büsche unter einem Abendhimmel erschienen. Ich bewegte den Kopf noch einige Male ein wenig, doch die Kräuselwirkung hatte aufgehört. Die Büsche wirkten sehr echt, obwohl mir mein äußerster Blickwinkel zeigte, daß der Flur in beide Richtung

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