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Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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    Wie in >Niagara< drehte ich mich langsam um.
    Nein.
    Doch.
    Auf der anderen Seite des Flurs, meinen Räumen gegenüber, wo früher eine leere Wand gewesen war, führte jetzt ein Gang in nördliche Richtung. Ich hatte einen flüchtigen Blick in seine funkelnde Länge werfen können, während ich von meinem Sparren gefallen war. Erstaunlich. Die Götter hatten meine Hintergrundmusik wieder einmal schneller abspielen lassen. Ich war in diesem Gang schon einmal gewesen, als ich eine der einfacheren Räumlichkeiten des vierten Stockwerks aufgesucht hatte, und zwar war er damals zwischen einer Reihe von Lagerräumen von Osten nach Westen verlaufen. Eine der verwirrenden Anomalitäten des Schlosses von Amber, der Spiegelgang, der überdies in die eine Richtung länger zu sein schien als in die andere, enthielt zahllose Spiegel. Buchstäblich zahllos. Wenn man versuchte, sie zu zählen, kam man niemals zweimal auf dasselbe Ergebnis. Wachskerzen flackerten dort in hohen Haltern und warfen unendliche Schatten. Es gab große Spiegel, kleine Spiegel, schmale Spiegel, breite Spiegel, gefärbte Spiegel, Zerrspiegel, Spiegel mit kunstvollen Rahmen - geschmiedet oder geschnitzt -, glatte, schlichte Spiegel und Spiegel ohne jeden Rahmen; es gab Spiegel in einer Unzahl von scharfkantigen, geometrischen wie auch von chaotischen Formen sowie gebogene Spiegel.
    Ich war bei verschiedenen Gelegenheiten durch den Spiegelgang geschritten, hatte den Duft parfürmierter Kerzen eingeatmet und manchmal im Unterbewußtsein die Anwesenheit von etwas zwischen den Bildern gespürt, von Dingen, die bei schärferem Hinsehen sofort vergingen. Ich hatte die verschiedenartigen Verzauberungen des Ortes gefühlt, ohne daß es mir jedoch jemals gelungen wäre, seine schlafenden Schutzgeister zu wecken. Vielleicht war das auch ganz gut so. Man wußte nie, was einem an diesem Ort widerfahren mochte, jedenfalls hatte Bleys mir das einmal erzählt. Er war sich nicht sicher, ob die Spiegel einen in düstere Reiche des Schattens wirbelten, einen hypnotisierten und in abartige Traumzustände versetzten, einen in rein symbolische Reiche verfrachtete, die mit dem Mobiliar der Seele ausgestattet waren, ob sie bösartige oder harmlose Spiele mit dem Betrachter trieben, ob nichts davon zutraf oder alles, oder nur einiges. Wie auch immer, ganz und gar harmlos konnte es jedoch nicht sein, da gelegentlich Diebe, Diener und Besucher tot oder erstarrt oder vor sich hin murmelnd entlang dieser funkelnden Strecke aufgefunden wurden, oftmals mit einem höchst ungewöhnlichen Ausdruck im Gesicht. Und im allgemeinen geschah es um die Sonnenwende oder die Tag- und Nachtgleiche herum -obwohl es sich jederzeit ereignen konnte -, daß sich der Gang an einen neuen Ort bewegte und manchmal auch für eine Zeit vollständig verschwand. Üblicherweise wurde er mit Argwohn behandelt, und man wich ihm möglichst aus, obwohl er einen ebenso oft belohnte, wie er einem Schaden zufügte, und einem häufig ein brauchbares Omen oder eine nützliche Einsicht genauso bereitwillig bescherte wie ein nervenaufreibendes Erlebnis. Es war die Unsicherheit dabei, die einen zittern ließ.
    Und manchmal, so hatte ich gehört, hatte es beinahe den Anschein, als suche er nach einer ganz bestimmten Person, um dieser seine zweischneidigen Geschenke zu machen. Bei solchen Gelegenheiten, so wurde berichtet, war es gefährlicher, ihn abzuweisen, als seine Einladung anzunehmen.
    »Ach, komm jetzt!« sagte ich. »Und nun?«
    Die Schatten tanzten durch ihn hindurch, und ich schnappte einen Hauch jener vergiftenden Wachskerzen auf. Ich ging weiter. Ich streckte die linke Hand über die Ecke hinaus aus und betastete die Wand. Frakir rührte sich nicht.
    »Hier ist Merlin«, sagte ich, »und im Augenblick bin ich ziemlich beschäftigt. Bist du sicher, daß du nicht lieber jemand anderen widerspiegeln möchtest?«
    Die nächste Flamme schien sich für einen Augenblick in eine feurige Hand zu verwandeln, die mich heranwinkte.
    »Scheiße«, flüsterte ich und ging weiter.
    Ich spürte nichts von einem Übergang, als ich eintrat. Ein langer rotgemusterter Läufer bedeckte den Boden. Staubflusen wirbelten im Lichtschein. Ich stand in mehrerer Hinsicht neben mir; flackernde Flammen verwandelten meine Kleidung in ein Clownskostüm, der Tanz der Schatten verzerrte mein Gesicht.
    Flacker.
    Einen Augenblick lang hatte ich den Eindruck, daß das strenge Antlitz von Oberon mich aus einem kleinen, metallgerahmten, hohen Oval

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