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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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habe ich noch nie bei uns gesehen, und ich dachte, das könnte interessant sein.
    »Ja, meine Liebe, das ist vielleicht ein Kampf, aber wenigstens ist er nicht aussichtslos.« Pappi meinte nur, alles werde schon gut gehen. Wir müßten uns nur etwas den Verhältnissen anpassen.
    »Welche Verhältnisse?«
    »Veränderungen, Liebes.«
    »Wenn wir hier geräumt werden, stecken sie dann Boob und mich ins Heim?« Pappi stand vom Computer auf, setzte sich neben mich und griff nach meiner Hand. Niemals, und wir würden auch nicht aus der Wohnung vertrieben werden, beruhigte er mich.
    »Bist du dir sicher?«
    Er nickte nur.
    »Aber was soll sich denn genau ändern?«
    »Wir sind uns über die Einzelheiten noch nicht genau im klaren, Liebes, aber es soll nichts für immer und ewig sein«, sagte Mama. »Keinesfalls für alle Zeit. Bestimmt nicht für lange. Geh jetzt ins Bett, mein Baby, es ist schon so spät. Morgen früh wirst du ein müdes Küken sein, das den ganzen Tag nicht richtig ›quack‹ sagen kann.«
    »Werde ich schon«, antwortete ich, aber wie üblich half es nichts.
    Wenn ich jetzt darüber nachdenke, Anne, dann haben sie das ganze Geld für die Miete bestimmt für Hanukah- und Weihnachtsgeschenke an uns ausgegeben. Ich habe mich schon gefragt, was meine neuen Möbel und das Zeugs für Boob gekostet haben mögen. Mir wäre es lieber, sie hätten es nicht so gemacht, Anne, aber dann wären sie nicht Mama und Pappi. Sie sind wie Boob; wenn sie etwas haben wollen, dann geht es ihnen erst dann wieder gut, wenn sie es auch gekriegt haben. Ich schreibe dir diese Zeilen an meinem Schreibtisch und denke dabei, daß wir das Geld für die Miete gehabt hätten, wenn sie nicht ihn statt dessen gekauft hätten. Da sitzt ich hier und schreibe dir auf etwas, das unsere Wohnung hätte bedeuten können. Gute Nacht. Ich freue mich darauf, morgen mit Katherine zusammenzusein. Ganz sicher berichte ich dir demnächst davon.
     

18. März
    Pappi war gestern und heute den ganzen Tag außer Haus, um irgend etwas anzuleiern. Aber er verrät nicht, um was es sich dreht. Vermutlich will er sich Arbeit besorgen. Ich bin mir nicht sicher, ob er da Glück haben wird. Die ganze Zeit klingelt das Telefon, aber wir lassen nur noch den Anrufbeantworter laufen, an dem Mama die Lautstärke ganz herunter gedreht hat, damit Boob oder ich den Kreditheini, den Vermieter oder wer uns sonst noch im Nacken sitzt, nicht zu hören kriegen.
    Auch Mama war gestern nachmittag eine Weile unterwegs und sah zufriedener aus, als sie heimkam. Erst habe ich geglaubt, sie hat sich nur ein neues Rezept geholt. Sie schleppte eine große Schachtel, und ich wollte wissen, was darin sei. »Leute aus einem Verlag, die ich kenne, haben mir Manuskripte zum Redigieren gegeben; eine Lohnarbeit.«
    »Kriegen wir viel Geld dafür?«
    »Nein, aber es hilft uns.«
    Wie bereits vermutet, hatte ich gestern keine Zeit, dir zu schreiben, weil Katherine zu Besuch war und übernachtet hat. Sie trug einen kleinen, grünen Hut und einen Button mit der Aufschrift »Küß mich, ich bin Irin«, weil St. Patrick's Day war. Sie war bei einem Umzug dabei; deswegen konnte sie nicht früher zu uns kommen. Ihre Mutter ist irischer Abstammung, das ist wie jüdisch irgendwie, deshalb gilt sie auch als Irin. Katherines Mutter hat wunderschönes kastanienbraunes Haar und grüne Augen. Leider kommt Katherine nach ihrem Vater. Ihr Haar ist so mausbraun, wenigstens noch nicht grau. Bestimmt wird sie aber grau, bevor sie noch zur Uni kommt, weil sie immer so leicht in Panik gerät.
    Mama arbeitete an ihren Manuskripten, die sie mit nach Hause gebracht hat, und Pappi sah sich mit Boob einen Film an im Wohnzimmer. Katherine und ich blieben auf meinem Zimmer und hörten Musik aus dem Radio. Natürlich haben wir über Lori geredet und was passiert ist. Katherine weiß aus sicherer Quelle, daß Lori an jenem Tag tatsächlich Simon getroffen hat und mit ihm in den Central Park gegangen ist. Wir vermuten beide, daß sie nur bis in den späten Nachmittag hinein herumgelungert sind, um dann heimzugehen, als seien sie in der Schule gewesen. Katherine weiß aber nicht, wo Lori den Tag verbracht hat, an dem sie von der Schule geflogen ist, glaubt aber, daß sie bloß im Kino gewesen sei oder so was, jedenfalls nichts Wildes. Wir könnten beide schwören, daß Simon überhaupt keinen Ärger gekriegt hat.
    »Hast du irgendwelche Geschichten über die Kure-A-Kid-Lager gehört?« fragte ich Katherine.
    »Nicht über

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