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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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würde ich Iz einmal einladen, doch es wäre furchtbar eng hier mit Boob im Zimmer, also abwarten. Wenn ich sie doch bald wiedersehen könnte!
    Alle Macht den Death Angels!
     

3. Mai
    Außer der Beerdigung des Präsidenten ist heute nicht viel los gewesen. Wir haben eine Weile zugesehen, aber diesmal war noch weniger Tamtam, außerdem sagten sie, es sei eigentlich nur eine Formalität, da von einer Leiche im eigentlichen Sinne nicht gesprochen werden könnte. Als ich heute aufwachte, war meine Periode da. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und habe Tess fertig gelesen, als Boob zu mir herkam und mich umarmte. »Für was soll das sein?« fragte ich sie, aber weder sagte sie etwas, noch ließ sie mich los. »Spucks aus, Boob!«
    »Wann dürfen wir wieder heim?«
    »Hier ist jetzt unser Zuhause.«
    »Nein, ich meine unser richtiges Zuhause.«
    »Hast du nicht gehört, was ich gerade gesagt habe?« Sie ließ mich los, legte sich wieder auf ihr Bett und schnappte sich ›Foeti‹, inzwischen ohne Arme und nur noch im Besitz eines halben Beines.
    »Was ist los mit dir?« fragte ich nach.
    »Nichts.«
    Am späten Nachmittag rief Iz an. Gestern kam wieder ihre Großmutter zu Besuch, deshalb war sie heute den halben Tag in der Kirche und kann auch abends nicht weg, weil noch mehr Kirchekriechen auf dem Programm steht.
    »Hier kriegn sie alle n Heiligenschein, wenn Omstück vorbeischaut«, schimpfte Iz. Ich wollte wissen, ob sie schon mit Jude oder Weez geredet hat.
    »Jude rief gestern abend von downtown aus an, ja. Sie sind okay bis zu Weezie gekommen. Die is fertig, aber erholt sich langsam.« »Und ich bin schuld.«
    »Schluß mit Selbstvorwürfn. Hat kein Zweck.« »Es tut mir leid«, sagte ich noch einmal, obwohl ich sie ja eigentlich nicht ärgern wollte.
    »Leid, leid, leid. Hör auf zu winseln.« Sie versprach mir außerdem, mich über die Vorgänge während der Woche auf dem laufenden zu halten.
    »Was macht Jude eigentlich downtown?« »Kennt da Leute. Wir besuchn die ab und zu.« »Ob Weez noch hinter mir her ist?« Iz lachte. »Nein.«
    »Und Jude? Ist sie wirklich nicht sauer?« »Wegen Weezie bestimmt nicht, schminks dir ab.« Wir redeten und lachten noch eine halbe Stunde lang, bis sie auflegen mußte, weil vor dem Kirchgang noch Abendessen angesagt war. Mir geht es so gut; es macht mich so glücklich, Anne, wenn ich mit Iz reden kann. Ich liebe sie wirklich. Soll natürlich bloß heißen: Ich bin gern in ihrer Nähe.
    Am Abend sahen sich Mama und ich die Nachrichten an. Wenn die laufen, weigert sich Boob inzwischen aus ihrem Zimmer zu kommen. Es ängstigt sie einfach zu stark, denke ich mir. Der neue Präsident erklärte, er habe nie damit gerechnet, die Bürde dieses hohen Amtes auf sich nehmen zu müssen, werde aber sein Bestes geben wie seine Vorgänger auch. Die Fernsehfritzen behaupteten dann noch, das Heer kontrolliere alle kleineren Ausschreitungen in den Problemzonen, daher sei alles in Ordnung. Das sagten sie auch gestern schon, was mich dann doch wundert, nach allem, was ich Freitagnacht gesehen habe, als Iz und ich zu Jude gelaufen sind. Dann fragte ich Mama, ob sie über irgendwelche Vorfälle in den Freitagsnachrichten gehört hätte, doch sie schüttelte den Kopf. Die schwindeln nicht mehr, Anne, die lügen. Sogar von uns aus kann man die Explosionen uptown noch hören.
     

6. Mai
    Da ich heute nicht viel Hausaufgaben zu machen hatte, Anne, will ich dir jetzt schreiben, solange es geht. Das wird sicher anders, wenn in ein paar Wochen die Zeit der letzten Prüfungen beginnt, aber jetzt kriege ich alles noch auf die Reihe.
    In der Schule nichts Neues. Die Wisegarver hat erzählt, sie überlege, in Zukunft bei ihrer Schwester in England zu leben. Es sei also unklar, ob sie im neuen Schuljahr wiederkomme. Lori taucht nicht mehr in der Schule auf. Da keine, die etwas wissen könnte, mit mir spricht, weiß ich nicht, ob sie einen Rückfall erlitten hat, ob ihre Eltern sie von der Schule genommen und in eine Anstalt gesteckt haben oder was. Jedenfalls ist sie fort, und die Lehrerinnen rufen ihren Namen nicht mehr aus, wenn sie die Anwesenheit feststellen. Keiner fehlt sie, Anne, weil sie nichts mehr gesagt hat, seit sie zurück war; immer saß sie nur da, als wäre sie in Watte gepackt. Meiner Meinung nach haben sie Lori bei Kure-A-Kid unter Drogen gesetzt, weil sie immer so dreinschaute wie Mama, wenn Mama zuviel einschmeißt.
    Herr Mossbacher hat einen der Angestellten der Spätschicht

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