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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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übliche Prozedur ist, zu Campbell befördert?«
    Gus nickte. »Das wird nicht von der Sicherheitsabteilung, sondern durch anderes Personal erledigt.«
    »Aber was ich sage stimmt?«
    »Weil es sich um einen unverheirateten Mitarbeiter handelte«, erklärte Gus, »müßte Jensens Leichnam nach standardisiertem Verfahren zu Campbell gebracht und nach der Einäscherung die Asche nach Vorschrift eingeurnt worden sein.«
    »Hätte ich nicht dort angerufen, um mich zu vergewissern, daß alles normal abläuft, wären wir nie dahintergekommen, daß er nicht bei Campbell eingetroffen ist. Offenbar leitet man Totenscheine der Chefetage nicht automatisch zu. In dieser Firma wird allmählich alles viel zu stark separiert. Von nun an wünsche ich, sobald irgendwo im Unternehmen jemand niest, die Personalakte auf 'm Tisch zu haben. Verstanden?«
    »Daß die Leiche dort nicht angelangt ist, bedeutet doch nicht zwangsläufig, daß er noch lebt …«
    »Denken Sie vielleicht, irgendwer wollte sich 'n Souvenir angeln?«
    »Was sagen denn die Ärzte?« fragte ich.
    »Kommt drauf an, mit welchem von ihnen man spricht. Mit denen, die am verdächtigsten wirken, wird gegenwärtig ausführlich geredet.« Für einen Augenblick schwieg Thatcher. »Sie zieren sich noch. Aber wir werden ja sehen.«
    »Wann sind sie gekascht worden?«
    »Gestern abend«, sagte Thatcher. »Sie bestreiten, überhaupt irgendwas zu wissen, aber selbst falls 's so ist, verantwortlich sind sie trotzdem. Kann sein, wir müssen ihre Familien mit reinziehen. Das könnte der richtige Trick sein, um sie zu erweichen, damit sie sich wieder erinnern.«
    »Weshalb bin ich nicht benachrichtigt worden?« fragte Gus; man hörte ihm nicht weniger Ärger als Thatcher an. »Wieso bin ich als Sicherheitschef nicht informiert worden?« Lester sprach während der gesamten Unterhaltung kein Wort, beobachtete das Geschehen nur aufmerksam, so wie jemand, den das plötzliche Fleischwerden zuvor abstrakt gebliebener Wirtschaftsführung außer Fassung gebracht hatte.
    »Seien Sie realistisch, Gus«, mahnte Thatcher. »Sie sind doch bei uns auf 'm Landsitz gewesen. Glauben Sie etwa, ich schicke Sie nach New York, so daß wir ohne Schutz sind?«
    »Eine Truppe von fünfundsechzig Mann dürfte doch wohl …«
    »Avi hat den Vorgang bearbeitet. Und ich mußte sowieso erst sicher sein, daß Sie und Jake nicht mit in dieser Schweinerei drinhängen. Mittlerweile habe ich alle Unklarheiten zu meiner Zufriedenheit beseitigt.«
    »Sie haben uns mißtraut?« fragte Gus, indem sich seine Miene grimmig verfinsterte. »Mir haben Sie nicht getraut?«
    »Wär's so, daß ich Ihnen mißtraue, Gus, würde ich Sie dann jetzt einweihen?«
    An Thatchers Persönlichkeit mußte sich allem Anschein nach irgend etwas verändert haben, wenn er einerseits in Anwesenheit relativ Außenstehender so freimütig über geschäftliche Belange redete, andererseits jedoch alle Anzeichen dafür zeigte, diese Persönlichkeit hinter noch einer Tür mehr verrammelt zu haben.
    »Wonach warst du auf der Suche, als du diese Entdeckung gemacht hast?« fragte ich und hoffte, die beiden ablenken zu können, bevor ihr Zwist eskalierte. »Was hast du außer dem, was schon erzählt ist, noch erfahren?«
    »Am Sonntag«, erläuterte Thatcher, »hatte ich die Beekman-Klinik gebeten, mir vom Bericht des behandelnden Arztes eine Kopie zu übermitteln.« Er reichte eine Fotokopie herum. »Ich wollte mich genauer über die medizinische Seite des Vorfalls informieren. Bei den Untersuchungsmethoden, die man heute kennt, kann man feststellen, aus welcher Bucht der Fisch kam, von dem das Gift stammte. Aber egal …« Er beugte sich vor; der Sessel knarrte unter seinem Gewicht. »Der Durchschnittsbürger hätte sicherlich nie die Idee, daß damit was nicht stimmen könnte, wie? Was?«
    »Geht's um die Frage, wessen Daumenabdruck das ist?« fragte Lester. Thatcher grinste. Schaute man zweimal hin, erkannte man in dem scheinbaren Schatten oberhalb der Linie, wo der behandelnde Arzt unterschreiben sollte, den Abdruck eines langen Daumens.
    »Es wäre lustig, könnte man glauben, das hätte jemand absichtlich gemacht«, sagte Thatcher, »aber das wäre in die eigene Tasche gelogen. Man stutzt unwillkürlich, nicht wahr? Wenn die übrige Bande auch nicht gescheiter ist, dann wird's leichter sein, sie aufzuspüren, als auf Ameisen zu pinkeln.«
    »Wessen Unterschrift ist denn entfernt worden?« fragte ich.
    »Genau diese Frage hat auch mich

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