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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Realismus, was aus mir spricht. Eine ernsthafte Vorbereitung in der echten Welt ist erforderlich, und selbst dann wird jedesmal, wenn er im TV zu sehen ist, ein gewisser Symbolwert verloren gehen, solange wir nicht auch die komplette Kontrolle über die Nachbarprogramme haben.«
    »Ach, zum Pleitegeier, die könnten wir uns leicht verschaffen«, brummte Thatcher. »Was wäre, wir gehen 'n Schritt weiter, und er tut 'n Wunder?«
    Bernard schüttelte den Kopf, schaute mich an, während er seine Belustigung unterdrückte. »Das einzige Wunder, das Macaffrey zu bewirken imstande ist, besteht anscheinend darin, sonst vollauf vernünftige Menschen davon zu überzeugen, er sei alles andere als ein Soziopath. Und wenn er Wunder täte: Na und? Er könnte den Mond am Himmel Rucki-Zucki tanzen lassen, und keine Sau würd's glauben, wenn's niemand mit eigenen Augen sieht, und niemand säh's. Soll ich Ihnen verraten, warum nicht? Weil alle drinnen säßen und's sich im Fernsehen anguckten.«
    »Kann man eigentlich überhaupt irgendwas mit ihm dealen?« quengelte Susie. »Ich sage euch, schreibt ihn ab.«
    »Wenn Sie das Vorhaben korrekt abziehen wollen, dann muß es als langfristiges Projekt sein«, erklärte Bernard. »Langfristige Projekte erfordern lange Zeit. Damit müssen Sie sich abfinden.«
    »Was schlagen Sie also vor«, fragte Thatcher, »wie wir's machen sollen?«
    »Neuigkeiten dieser Art verbreitet man am günstigsten erst einmal bloß durch Mundpropaganda«, sagte Bernard. »Auf die altmodische Tour. Ich will nicht sagen, wir könnten später nicht dran drehen. Sie wissen selbst, daß man Handlanger anheuern und darauf drillen kann, uns genehme Desinformationen herumzuerzählen. Nach der anfänglichen Einstiegsperiode lassen sich zu ihrer Weiterverbreitung Computernetze nutzen. Bevor ein bestimmter Sättigungsgrad erreicht ist, können wir mit ihm nicht ins Fernsehen. Erst wenn wir sicher sind, daß man ihn sich anguckt, sobald er zu sehen ist, wird man ihm auch zuhören.« Bernard stand auf und reckte sich, als hätte er alle Beschränktheit der Gedanken abgestreift. »Ich geb's ungern zu, aber das Timing für diese Verlade paßt genau. Der Zeitgeist der Vorjahrtausendwende hat uns fruchtbaren Boden vererbt.«
    »Wie wäre die Zeitplanung?«
    »Mindestens zwei Jahre«, antwortete Bernard. »Außer das Interesse schießt vorher hoch.«
    Seit über zwei Jahren lebte Thatcher in dem Bewußtsein, daß er jederzeit alles, was er wollte, haben konnte. »Zwei Jahre?« wiederholte er. »So lang kann das doch unmöglich dauern …«
    »Wird's aber«, erwiderte Bernard. »Freilich haben wir noch gar nicht in vollem Umfang die Voraussetzung überprüft, daß Macaffrey überhaupt was zu sagen hat.«
    »Das Problem knacken wir, wenn's akut wird«, entschied Thatcher. »Wo steckt er momentan?«
    »Gus spielt in meinem Büro für ihn den Babysitter. Ich habe ihnen den Fernseher laufen lassen, damit sie Ruhe und Frieden halten. Als ich ging, fingen sie's offenbar nachzuäffen an. So was, finde ich, ist doch unvorstellbar. Der Umgang mit Macaffrey ist, als hätte man mit einem idiot savant zu tun, aber ich denke mir, Gus hat mit Jake soviel einschlägige Erfahrung gesammelt …«
    »Ich bin dagegen«, sagte Susie, »in ihn zu investieren.«
    »Liebling, du bist von Anfang an dagegen gewesen …«, begann Thatcher eine Erwiderung.
    »Servier ihn ab«, riet Susie. »Er taugt bloß als Hundefutter.«
    »Erst muß ich, was ihn betrifft, ein bißchen so was wie Forschung und Entwicklung betreiben«, antwortete Thatcher. »Ich bin optimistisch. Wahrscheinlich wird er uns bald aus der Hand fressen. Ich habe da so einiges mit ihm vor. Machen Sie sich an die Arbeit, Bernard. Ich vertraue Ihnen.« Susie wirkte durch Thatchers verbale Verhätschelung Bernards erheblich beunruhigter, als sie je an den körperlichen Übergriffen ihres Gatten auf mich Anstoß genommen hatte; ihre Eifersucht galt immer dem Professionellen, und ich bezweifelte, daß sie mich in dieser Hinsicht ernst genug nahm, um sich Sorgen zu machen. Ich empfand selten Eifersucht auf Susie, und wenn, dann im wesentlichen nur, weil Thatcher zugab, daß er ihr zuhörte, wenn sie redete.
    »Lassen Sie uns mal schauen, wie's unserem Wunderknaben geht, Joanna.« Bernard erhob sich, um sich, als ich mich zum Gehen wandte, mir anzuschließen.
    Thatcher winkte ihn zurück in den Sessel. »Informieren Sie Susie über alles«, wies er ihn an, »worüber wir gesprochen haben, während wir

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