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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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neugierig, was Ihre Absichten im dortigen Teil der Welt betrifft.«
    »In welchem Zusammenhang fragen Sie?« wünschte Otsuka zu erfahren.
    »Ich wüßte gerne, was Sie dort unten anfangen wollen«, konstatierte Thatcher. »Ist das deutlich genug?«
    »Die Vereinbarung erlaubt nur die Diskussion vorgesehener Projekte. Für alle Maßnahmen nach dem Unterzeichnungsdatum ist Ihr Einverständnis einzuholen. Andernfalls verlören wir sicherlich unseren Vorzugsstatus …«
    »Bereits eingeleitete Veranlassungen sind davon ausgenommen?«
    »Selbstverständlich. Mr. Dryden, Sie haben zu Lateinamerika eine Einstellung, als wäre es Ihre Mutter.«
    »Ich bin dort wiedergeboren worden«, sagte Thatcher. »Was für Sachen haben Sie drunten im Süden eingefädelt?«
    »Nichts, was Sie sich nicht denken können. Wir verfügen dort, wie an vielen Orten, über eine gewisse Menge liquidierbaren Eigentums. Wir hatten Geld, das wir nicht in den Vereinigten Staaten investieren konnten und deshalb woanders hinfließen mußte.«
    »Ach so.«
    »Mr. Dryden, man merkt Ihnen an, daß Sie noch immer Ihre Zweifel haben. Bedenken Sie einmal Ihre sonstigen Geschäftsbeziehungen und erkennen Sie die Vorteile neuer Wirtschaftskontakte zu Japan. Wen gibt es außer uns, mit dem Sie Geschäfte machen? Europa? Wegen der sogenannten Allianz glaubt man dort, uns beide in Kürze ins Abseits drängen zu können. Man glaubt es seit sechs Jahren, und vielleicht gelingt es eines Tages, es auch jemand anderem einzureden. China? Man nährt keine Nattern an seinem Busen, von denen man nicht weiß, wen sie beißen, wenn sie zuschnappen. Rußland …« Otsuka schwieg, stieß ein Aufseufzen aus und rieb sich die Augen. »Mr. Dryden, Ihre Länder haben zueinander ein unbegreifliches Verhältnis. Jede Ihrer Nationen ähnelt einem Traum von der anderen. Dieser Krieg ohne Krieg, der zwischen Ihnen herrscht, wird Sie wahrscheinlich, ungeachtet des Geschäfts, von dem Sie unterstellen, daß es dadurch belebt wird, beizeiten in den Ruin treiben …«
    »Wir haben uns Mühe gegeben, Kriegshandlungen zu vermeiden«, sagte Thatcher. »Dergleichen kam uns schlichtweg widersinnig vor. Es ist nicht so, daß darin Gefahren steckten. Die Pax Atomica ist abgesegnet, und bei entlegenen Konflikten benutzen wir eingesetzte lokale Militärberater …«
    »Damit Ihr Militär geschont und den Kampf gegen Ihre eigenen Landsleute austragen kann. Das ist von allem am rätselhaftesten.«
    »Diese interne Rangelei ist bloß 'n kleiner Zwergenaufstand, sonst nichts«, versicherte Thatcher. »Long Island wollte sich dem Neuordnungsplan nicht beugen. Dort nistet zuviel Klüngel, der's noch nie gewohnt war, sich im gesetzlichen Rahmen zu betätigen.« Der Großteil hatte früher für Thatcher gearbeitet. Er verzieh niemals. »Außer dort ist das Kriegsrecht nirgends mehr in Kraft, das sehen Sie doch selbst, oder? Und in diesem Fall ist es unumgänglich. Jetzt sind bloß noch Säuberungen in Gang. Diesmal stehe ich im Bürgerkrieg auf der Seite der Sieger, soviel steht fest.«
    »Ihre Soldaten sind bereits seit zwei Jahren bei Säuberungen«, sagte Otsuka. »Ihre Armee kann unter Ihrer Bevölkerung keine Unruhen niederschlagen, die kaum einen Kilometer von unserem Standort entfernt toben.«
    »Es sind ganz einfach mehr Meuterer da drüben«, antwortete Thatcher, »als wir geschätzt haben.«
    »Ich würde meinen, Amerika sollte sein Kapital und seine jungen Männer in Gebieten einsetzen, wo es einen sinnvolleren Zweck erfüllt.«
    »Na ja, es ist sowieso unser Problem«, sagte Thatcher. »New York muß sicher werden. Dafür brauchen wir keine japanische Hilfe.«
    »Aber in anderen Bereichen sehr wohl, Mr. Dryden«, hielt Otsuka ihm vor. »Sie müssen einen verläßlichen Freund haben.«
    Thatcher nickte Avi zu, der ihm einen Füllhalter mit goldener Feder reichte. Nach Unterzeichnung des Vertrags schob er ihn Otsuka zu, der seine Namensschriftzeichen darunterkrakelte.
    »Auf daß unser Zeitalter wieder zur Vernunft kommen möge«, sagte Otsuka. »Durch die unsichtbare Hand Gottes geleitetes ökonomisches Selbstinteresse bereichert, wie Adam Smith schrieb, den Markt.«
    »Auf diese Hand sollten Sie achtgeben.«
    »Unsere neue Welt«, sagte Otsuka, besah sich die Unterschriften. »Soviel Erde wartet auf ihre Schöpfer.«
    Für einige lange Augenblicke wirkte Thatcher unnatürlich angespannt, als ob er die Vertragsunterzeichnung schon bereute. »Manchmal dauert's 'ne Weile, bis man im Gesamtbild

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