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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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anderen.«
    »Sieht sie mehr normal aus?«
    »In gewisser Weise.«
    »Sie wollte eine von denen sein?«
    »Ja.«
    »Warum werden sie Ambienten genannt?«
    »Weil ›Ambiente‹ auf spanisch die umgebende Luft, die Umwelt bedeutet, und weil sie wie diese immer in der Gegend sind.« Das war, wie Enid es ausdrückte.
    »Wer erfand diesen Namen?«
    »Sie selbst.«
    Sie schauderte, schloß die Augen.
    »Müde?« fragte ich. »Dumme Frage.«
    »Darf ich eure Dusche benutzen?«
    »Klar.« Wir hatten eine Pumpe und einen Wasserbehälter im Keller; meistens kauften wir einen Wochenvorrat auf einmal. Selbst als die Stadt noch Wasser in unsere Zone lieferte, gab es keine anderen Rohrleitungen als die alten Hauptabzugskanäle, durch welche die Versorgungsleitungen gezogen werden konnten, und im Umkreis unseres Hauses gab es keinen dieser Hauptkanäle. »Versuch, nicht zuviel Wasser zu verbrauchen.«
    »Ich werde mich bemühen«, sagte sie. »Wo ist das Bad?«
    »Dort. Sei vorsichtig, wenn du dich hinsetzt.«
    »Warum?«
    »Manchmal kriechen Ratten durch die Abflußrohre hoch.«
    »Habt ihr es mit Gift versucht?«
    »So schlimm ist es noch nicht.« Ich lachte, und sie stimmte mit ein. »Ein Handtuch könnte drinnen sein.«
    »Könnte?«
    »Ich lasse mich gewöhnlich von der Luft trocknen. Enid hat einen Haufen Sand und Staub, in dem sie sich wälzt.« Sie sah aus, als glaubte sie mir.
    »Wird nicht lange dauern«, sagte sie.
    Sie schloß die Tür hinter sich und drehte das Wasser auf; sie spülte zweimal die Toilette. Ich traute mir zu, Regenwasser in Fässern aufzufangen und die größeren Unreinheiten herauszufiltern; so ließe sich der Wasservorrat ergänzen. Ich ging ins Schlafzimmer und benutzte die Gelegenheit, ein Stück Stoff über das Loch in der Decke zu nageln. Nachdem ich herabgestiegen war, sah ich die Stapel alter Bücher durch, die Enid im Laufe der Jahre zusammengetragen hatte. Wie die meisten Ambienten, las sie alles, was sie finden konnte. Unter den Buchtiteln befanden sich Anomalien und Kuriositäten der Medizin, Bolithos Camera Obscura, Menschliches Verhalten im Konzentrationslager, Nashs Der unglückliche Reisende, Abartige Verbrechen in der Geschichte, Fords Lo! und The Greening of America. Ich ging zurück ins Wohnzimmer, setzte mich und schaltete die Nachrichten ein.
    »… geplündert und ausgebrannt, bevor …«
    Ich sah eine Weile zu. Der Präsident und seine Frau verließen Washington zu ihrem monatlichen Urlaub in Camp David, nachdem sie der Witwe des Sicherheitsberaters ihr Beileid ausgesprochen hatten. In Ohio hatte man eine Hexe verbrannt. Aus einem Rüstungsunternehmen in Japan war eine riesige Giftgaswolke entwichen; vierzigtausend Todesopfer waren zu beklagen. Die Ansagerin hob die Brauen, als ob sie in den Scherz eingeweiht wäre.
    »Nach der Werbeeinblendung«, sagte sie, »befassen wir uns mit der Verstümmelung von Weidevieh. Wer sind die Täter, Freund oder Feind?«
    Es folgte eine Werbeeinblendung für russische Pelzjacken; zuerst sah man die kleinen Pelztiere, und dann die abgezogenen Felle. Dann kam ein Werbespot für den Wahlkampf: ein langer weißer Strand, ruhige See, der Präsident und sein Hund namens Freiheitskämpfer, wie sie durch den Sand trabten; ein volkstümlicher Sänger besang die Freuden des amerikanischen Morgens. Natürlich war es weder der Präsident noch sein Hund; beide wurden von Doubles dargestellt. Wenn der Präsident sich im Freien aufhielt, war er stets von einer Phalanx von Geheimdienstleuten umgeben.
    Dann kam ein anderer Spot, eine Botschaft des öffentlichen Gesundheitsdienstes. Die erste Einstellung zeigte einen kleinen Jungen mit schmerzverzerrtem Gesicht; seine Finger zitterten, als der Rohrstock zuschlug. Es folgte eine Szene von einer alten Vettel, die ein Kleinkind mit einem langen Stock verprügelte; Blut floß ihm aus Nase und Ohren. Darauf war zu sehen, wie ein Mann mittleren Alters ein achtjähriges Mädchen vergewaltigte; es schrie buchstäblich wie am Spieß. Die Einstellung verlor sich in Schwärze, und die Botschaft erschien:
     
    KINDER
    LASST DIE FINGER VON IHNEN
     
    Von unten drang vernehmliches Summen herauf, unterbrochen von dumpf aufschlagenden Geräuschen; es hörte sich an, als ob sie sich mit elektrischen Schafscheren die Gliedmaßen abschnitten. Gräßliche Schreie ließen mich aufmerken. Ich stand auf und schaute zum Fenster hinaus, um den Ausgang zu sehen; Samstagabend war der Andrang gewöhnlich groß. Dutzende von Ambienten

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