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Ambient 04 - Terraplane

Ambient 04 - Terraplane

Titel: Ambient 04 - Terraplane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Alle Fenster zur Eighth Avenue standen offen; der Deckenventilator war beinahe erfolgreich, die Luft zu kühlen.
    »Ich werde bringen, was Sie brauchen. Machen Sie es sich gemütlich«, sagte Doc. Wir standen eine Weile in kristallener Stille; ein schleifendes Rattern von draußen riß alle Ruhe davon. Die U-Bahn fuhr auf einer Eisenbrücke durch die Eighth Avenue, erinnerte ich mich. Direkt vor dem Haus, drei Stockwerke höher.
    »Wir werden uns anpassen«, sagte ich, während mir die Krumen meines Optimismus durch die Finger rannen.
    »Wenn es sein muß«, sagte Jake, ließ sich langsam in einen Sessel sinken, schonte den verletzten Arm und lehnte den Kopf an eine Stickerei, die die Sessellehne zierte. Oktobrjana kroch aus ihrer Decke und setzte sich auf die Couch, deren Ausmaße an ein Ruderboot gemahnten; schweigend zog sie Hemd und Hose aus, reckte sich und gähnte, zeigte ungeniert Haarbüschel unter den Armen, rosa Brustwarzen, einen flachen Bauch mit ungeschnittenem dunklen Pelz darunter. Ich blickte weg; sah, als ich wieder hinschaute, daß sie nur für Jake Augen hatte. Er versuchte sie nicht zu sehen; tat es, tat es wieder und machte die Augen zu, als würde ihn ein zu langer Blick in Stein oder Schlimmeres verwandeln. Sie wickelte sich wieder in ihre Decke, legte sich nieder und hustete wie eine Raucherin; sie war keine.
    »Wie fühlen Sie sich?« fragte ich ein weiteres Mal. Wiedergeborene Drüsen machten meine Stimme brüchig.
    »Müde«, sagte sie. »Ist New York immer so heiß?«
    »Gewöhnlich«, sagte ich, merkte dann, daß ich mich auf ein von diesem verschiedenes Klima bezog. »Oft.« Ich fand einen zweiten Sessel, dessen Armlehnen so weit auseinander waren, daß vier darin Platz gehabt hätten, und setzte mich hinein.
    »Was ist dahinter?« fragte Jake. »Ein Bildschirm?« Ich wandte den Kopf, sah nur einen hölzernen Kasten mit zwei Knopfaugen, einer gelben Skala als Nase und einem breiten, stoffbespannten Schmunzeln.
    »Ein Radio«, sagte ich und betrachtete die Skala. »Stromberg-Carlson.«
    »So übergroß?« sagte er. »Warum?«
    »Vakuumröhren«, sagte Oktobrjana, die Augen geschlossen … »Die Kommunikationsmedien hier arbeiten nur mit vielen Vakuumröhren, die eine Menge wertvollen Raum verschwenden. Ist unvermeidliche Behinderung, wenn das Bedürfnis zur Anwendung fortschrittlicher Technologie gesehen wird.«
    Ich dachte an unsere Technologie, und wie sie wiederzugewinnen sei. »Wo zeigt ihn das Aufspürgerät, Jake?«
    »Es ist noch auf das Moskauer Koordinatennetz eingestellt«, sagte er, nachdem er sich vergewissert hatte. »Das Licht flackert, das grüne ist da. Er ist lebensfähig, wo er auch stecken mag.«
    Doc kehrte mit einer Ladung Bettzeug zurück; warf Laken auf den Teppich, legte Decken und Kissen auf einen leeren Sessel.
    »Das Bettenmachen überlasse ich Ihnen«, sagte er. »Ich muß mich noch ein paar Stunden aufs Ohr legen. Morgen besorge ich Ihnen ein paar Handtücher.« Er sah das Aufspürgerät. »Was ist das?«
    »Damit verfolgen wir unseren Freund«, sagte ich.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    »Natürlich nicht. Jake, morgen stellen wir es neu ein. Ich kann kaum noch denken, geschweige denn vernünftig.«
    »Morgen können Sie mir vielleicht erzählen«, sagte Doc, »wie die Zukunft sein wird.« Morgen, ja; das war etwas, wovon man vor dem Einschlafen besser nicht hörte. »Gute Nacht«, sagte er und ging hinaus in den dunklen Korridor. Nach einigen Minuten hatten wir unsere Betten gemacht. Oktobrjana nieste, ächzte und regte sich.
    »Ist Extrakissen da?« fragte sie. »So harte Federn in diesen Polstern.«
    Wir hatten kein zusätzliches Kissen. »Ich werde versuchen, eins zu besorgen«, sagte ich, stand auf und ging den Korridor entlang und zu einer Tür, unter der Licht hervorschien; das Rauschen von Wasser dahinter beruhigte mich, daß es ein Bad war, und kein Schlafzimmer.
    »Doc?« fragte ich und klopfte ans Holz. Ich hörte ein Klicken, dann das Zuschlagen der Hausapotheke.
    »Was gibt es, Luther?« flüsterte er beim Öffnen der Tür; ein Nadelstich am Ellbogengelenk blutete noch, ein runder dunkler Tropfen auf seiner Haut. »Brauchen Sie noch was?«
    »Oktobrjana hätte gern ein Kopfkissen, wenn Sie eines erübrigen können.«
    »Hier im Schrank. Augenblick.« Er zog an einer langen, dünnen Kette und schaltete die Korridorbeleuchtung ein. Ich sah, daß er sein ärmelloses Unterhemd anbehalten hatte, und als er sich reckte, ein zusätzliches

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