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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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die Lippen, schnitt eine Ecke seiner Scheibe ab und kaute sie vorsichtig, als könnte sie in seinem Mund explodieren. Er bearbeitete das Stück eine Weile und schien weniger Schwierigkeiten mit dem Zerteilen als mit dem Herunterschlucken zu haben. Ich nahm Messer und Gabel auf und schnitt den Teig von einer meiner Piroggen ab; ein bleich glänzender Ball kam darin zum Vorschein.
    »Auge um Auge, schätze ich«, sagte Malloy. Ich schloß meine, legte das Besteck auf den Tisch zurück und schob den Teller von mir. Er nippte an seinem Glas Wein.
    »Ein gutes Jahr?« fragte ich.
    »Für gezuckerten Essig durchaus«, sagte er und spülte sich den Mund mit Wasser. »Das tut mir furchtbar leid, Isabel …«
    »Ich bin appetitlos, wie gesagt. Keine Sorge.« Malloy mußte bis an die Schmerzgrenze verhungert sein, denn er setzte seine Mahlzeit fort. »Was halten Sie von E? Nach dem, was beabsichtigt ist …«
    »Ausgetrickst«, sagte Malloy. »Erschlagen und verwirrt. Das war zu erwarten, nicht wahr? Pardon, Isabel, einen Moment.« Er drehte sich in seinem Stuhl um, als der mit Gerichten beladene Kellner vorbeirauschte. »Entschuldigung.« Der Kellner hielt inne; sein Lächeln kehrte zurück, als hätte er es wieder eingestöpselt. »Was esse ich gerade?«
    »Stück Kabeljau.«
    »Womit es sich jedem Verständnis entzieht.« Malloy legte seine Serviette über die Reste. »Wir wollen es ein wenig lüften lassen und sehen, ob es hilft. Wo war ich, wovon war die Rede? Ach ja. Ich würde mich nicht allzusehr auf E's Aufstieg verlassen, wenn ich Sie wäre. Ich zweifle, ob er die Belastung erträgt, ungeachtet seiner Ähnlichkeit mit dem Original. All dieses doppelte Weltgeschäft entsetzt mich, müssen Sie wissen. Ich war nie ein Anhänger der Wissenschaft.«
    »Es ist ein schrecklicher Ort, dort drüben …«
    »Unzweiflig. Die Vorstellung, daß jeder Dummkopf, dem ich je begegnet bin, dort drüben noch in Jahren sein Unheil treiben wird …« Er hielt inne. »Es macht mich sprachlos.«
    »Er will zurückkehren«, sagte ich. »Ich habe ihm gesagt, ich würde tun, was ich kann, nach morgen nacht …«
    »Schicken Sie ihn schon heute abend zurück, wenn Sie können«, sagte Malloy. »Man muß die Blume pflücken, bevor sie erblüht. Wenn es machbar ist, machen Sie es. Wenn ich hier das Sagen hätte, hätte ich morgen schon gestern abgesagt.«
    »Warum? Nicht, daß ich anderer Meinung bin, aber …«
    »Ihre eigenen Gründe würden ausreichen, da bin ich mir sicher«, sagte er. »Das Ganze ist kaum besser durchgeplant als eine japanische Stadt. Nehmen Sie beispielsweise die Massenkontrolle. Ein ziemlich irreführender Begriff, wenn man ihn auf eine Elvissey anwendet. Dreißigtausend werden morgen abend erwartet und überfüllen die Straßen rund um die Kathedrale von Moorgate bis Farringdon und noch halbwegs bis zum Barbican. Diese Elvies von gestern abend waren Randalierer, aber die Leute morgen werden die wahren Gläubigen sein, und dann ist unsere Sicherheit auch noch auf zwei Drittel zusammengeschrumpft. Leverett ist tief von den städtischen Kräften beeindruckt, aber sie werden Reißaus nehmen, sobald sie erstmalig angeniest werden, unweigerlich. Das zweite Problem taucht auf, wenn sie sich ihre kleinen gelben Schießeisen unter das Hemd schieben und rumballern. Etwas anderes: Ist der Junge jemals in der Öffentlichkeit gewesen? Ich meine keinen Auftritt, sondern ob er überhaupt schon mal draußen gewesen ist.«
    »Sehr wenig«, sagte ich. »In New York war er die ganze Zeit eingesperrt. Er wurde drinnen vorbereitet, Leverett wollte ihn unverbraucht …«
    »Er ist wie eine Schnecke ohne Haus«, sagte Malloy. »Das kleinste Geräusch irritiert ihn. Heute nachmittag fiel eine Kokosnuß auf ein Auto vor dem Büro und löste den Alarm aus. Er legte einen eindrucksvollen Anfall vor, glauben Sie mir.«
    »Sind Sie über diese Holowerbung informiert, die Leverett arrangieren will?«
    Malloy schüttelte den Kopf. »Lauschen steht nicht in meinem Vertrag. Er ist mit Volldampf dabei, denke ich. Er läßt sich stündlich neue Wetterkarten auf den Monitor überspielen …«
    »Wenn es irgend etwas Großes ist, wird es mit hoher Wahrscheinlich nicht wie gewünscht effektieren …«
    »Das Ganze ist so zweifelhaft wie die Teile«, sagte Malloy. »Er lebt in einer Traumwelt, nicht wahr? Hat sich selbst überzeugt, daß alle begeistert jubeln werden, wenn sie erfahren, daß Dryco dahintersteckt. Verrückt, völlig verrückt. Die Elvies haben

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