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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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wagen?« sagte Malloy. »Bringen Sie uns die Spezialität des Abends und eine Flasche Roten.«
    »Eine gute Entscheidung«, sagte der Kellner, der dankbar schien, unsere Bestellung nicht eingeben zu müssen. Als er küchenwärts verschwand, spürte ich ein Kopfstechen, das so schnell wieder verging, wie es zugestochen hatte. Obwohl ich die Schmerzen nicht zu zeigen versuchte, muß mein Gesicht mehr als beabsichtigt verraten haben.
    »Bedrückt Sie etwas, Isabel?«
    »Kopfschmerz«, sagte ich.
    »Ich habe Aspirin«, sagte er und langte in eine Tasche seines langen Mantels.
    »Es erleichtert nicht«, sagte ich. »Es ist schon wieder vorbei. Ich wurde vor ein paar Monaten behandelt, und seitdem …«
    »Wogegen behandelt?« fragte Malloy. »Waren Sie verkrebst?«
    Ich nickte. »Jetzt ist alles beseitigt, sagen die Ärzte …«
    »Amerikanische Ärzte?« fragte er und schüttelte sich, als würde ihm frieren. »Sah vor einiger Zeit eine Dokumentation darüber. Es wurde angedeutet, England könnte noch etwas davon lernen. Hängt davon ab, was unterrichtet wird, ist meine Meinung. Konsultieren Sie jemand anderen, solange Sie hier sind, und glauben Sie, was man Ihnen sagt.«
    »Ich hätte nicht gedacht, Ihre Gesundheitsfürsorge wäre besser als unsere.«
    »Oh, für die Allgemeinheit ist sie schlechter«, sagte Malloy. »Aber ich kenne einen Harley-Chopper. Rufen Sie ihn morgen früh an und gehen Sie in seine Praxis.«
    »Sie meinen, ich soll morgen gehen?«
    »Hier ist seine Nummer.« Malloy reichte mir eine Karte, auf die er den Anschluß seines Doktors gekritzelt hatte. »Sagen Sie ihm, ich hätte ihn empfohlen. Er wird kein Aufhebens machen, er ist ein Geschäftsmann wie jeder andere.«
    »Danke«, sagte ich und steckte die Karte in meine Tasche; schob die Puderdose zur Seite, um mein Adreßverzeichnis zu finden.
    »Das wird Ihnen ausreichende Gründe verschaffen, sich eine Weile vom Epizentrum fernzuhalten.«
    »Was ist heute geschehen?« fragte ich. »Wie war es?«
    »Entsetzlich«, sagte Malloy. Eine Explosion draußen ließ die verhängten Fenster des Saals erzittern. »Wie kann nur so ein Tohuwabohuist wie Leverett seine Stellung halten? Kommen in Amerika nur Psychopathen an Führungspositionen? Er treibt uns in den Wahnsinn.«
    »Ich bin unüberrascht …« sagte ich.
    »Er teilt Befehle aus, um sie zehn Minuten später zu widerrufen«, sagte Malloy, »dann beginnt er herumzubrüllen, daß der Zeitplan nicht eingehalten wird. Indem er eine Sache zu erreichen versucht, stört er drei andere. Der E-Junge hat Muffensausen, und Leverett kommt alle fünf Minuten zu ihm herüber, um ihn an irgend etwas anderes zu erinnern, das er morgen abend unbedingt tun oder sagen soll, alles wichtiger als das vorher Gesagte. Als ich Madam in New York anrief, um sie auf sein Verhalten aufmerksam zu machen, weigerte sie sich sogar, mich zu Ende anzuhören.«
    »Leverett hat seine Programme selbst ausgearbeitet, und sie wünscht, daß er sie durchzieht …«
    »Je nervöser er wird, desto schneller rotiert er und desto weniger schafft er. Man kann ihn nicht einmal verstehen, sobald er in Geschäftssprache verfällt und quer durch den Raum in Telefone brüllt, die gar nicht da sind, und wie ein Derwisch von Schreibtisch zu Schreibtisch wirbelt. Aus der Ferne hat er sein Projekt mit der feinen Patina der Durchführbarkeit überzogen. Nachdem ich ihn in Aktion gesehen habe, verstehe ich nicht, warum man ihn nicht längst rausgeworfen hat.«
    »Firmeninterne Politik«, sagte ich. »Er hat gute Miene bei Mister O'Malley gemacht, um sein Projekt in die Wege zu leiten. Das ist ein weiterer Grund, warum Madam jede Einmischung ablehnt …«
    »Gut, daß morgen nacht hier alles vorbei ist«, sagte Malloy. »Wir würden uns alle aus den Fenstern stürzen, wenn das noch lange so weiterginge. Ah, da kommt unser Essen.« Unser Kellner kam zurück und brachte unsere Bestellung; schüttelte den Wein kräftig, bevor er den Flaschenverschluß abschraubte. »Das dürfte ganz gut einschlagen, würde ich sagen.«
    »Zur herzhaften Freude aller Turteltäubchen«, sagte der Kellner lächelnd, als er unsere Gläser füllte. Wir starrten auf das, was er uns dagelassen hatte. Eine überdimensionale Scheibe, die mit orangegefärbten Streifen bestreut war und eine klebrige Soße absonderte, deckte Malloys Teller zu. Sieben Piroggen lagen auf meinem und wurden von Tomatenscheiben umringt, die so unreif waren, daß sie ausgebleichtem Holz glichen. Malloy schürzte

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