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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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könnte in zunehmender Verunsicherung des Patienten resultieren. Einatmung.«
    Das Ding bohrte sich tiefer in mich hinein. »Nehmt es raus!« schrie ich. Ich wollte nicht weinen.
    »Tränensalzkonzentration akzeptabel«, sagte die Ärztin. »Beruhigen Sie sich bitte, notwendig für Zurücknahme. Alternativ könnte größerer Schmerz resultieren.«
    »Automatische Lösung bereit«, sagte die Schwester.
    »Bereit«, sagte der Tisch.
    Meine Handgelenke lösten sich aus ihren Fesseln und waren mit frischen blauschwarzen Armreifen versehen. Der Eindringling schlüpfte heraus, während ich mich erhob. Als ich sah, daß ein rotes Juwel seine verchromte Spitze krönte, ging mir die Galle über. Als ich vom Tisch herunterkroch, brach ich fast zusammen. Die körperlichen Qualen waren fast so intensiv wie meine emotionalen Schmerzen. Ich wäre hingestürzt, wenn ich mich nicht gefangen hätte. Der Raum drehte sich um mich, als wollte er himmelwärts abheben, mit mir als Zünder.
    »Lächeln«, sagte die Stimme meiner Krankenschwester. »Ihr Tag ist nah.«
     
    »Madam hält Massenbewegungen für unsanftmütig, wie?« sagte Leverett. Er richtete einen Finger gegen seine Schläfe, ließ ihn kreisen und lächelte. »Der Schlaf der Unvernunft gebiert Wahnsinn, armes Ding. Wir werden auch die Elvii beruhigen, was immer sie sich denkt. Die Reoptimierung funktioniert in allen Bereichen menschlicher Unternehmungen, je nach Herangehensweise.«
    Leverett, Sechsundsechzig Jahre, sah aus wie fünfzig. Er leitete Drycos Abteilung für Neue Projekte seit kurz nach der Jahrhundertwende. Sein Anzug sah aus, als hätte er ihn im Sommer nach seiner Graduierung gekauft und seitdem jede Nacht darin geschlafen, obwohl alle wußten, daß er sie so anfertigen ließ, um eben diesen Eindruck zu machen. Sein Haar war kunstvoll von einer der vielen Assistentinnen zerzaust worden, die den Auftrag dazu hatten. Leveretts Anzug und Haar waren von gleicher Farbe, obwohl ich nicht auf den ersten Blick erkennen konnte, welches von beiden passend gefärbt worden war.
    »Wunderbares Wetter«, sagte er. Fensterwärts blickend sah ich Kilometer entfernt eine Wasserhose, die sich im grauen Feld des Hafens festsetzte. Leveretts Büro war überwältigend einfach: Die Trostlosigkeit wurde durch einen einzelnen Schreibtisch verstärkt, unzusammenpassende Stühle, einen Stapel Printouts, ein Harvard-Banner und Portraits seiner zwei Vorgänger in dieser Stellung. »Behaart die Brust.«
    »Unerwünscht«, sagte John und beugte sich in seinem Stuhl vor. Als er sich Leveretts Schreibtisch näherte, flatterte ein Schwarm Büroklammern aus seinem Nest auf und heftete sich an sein Hemd.
    »Wo hat man Sie magnetisiert?« fragte Leverett, während John die Klammern abpflückte. Mein Mann hatte sich wie alle anderen in der Sicherheit Streifen aus Krylar subkutan über die Brust implantieren lassen, damit Geschosse abgelenkt werden konnten, ohne auf schwere Außenkleidung zurückzugreifen. Die Sicherheit tat allesmögliche, um ihre Mitarbeiter physisch und psychisch zu entstressen.
    »Vorübergehende Nebenwirkung der morgendlichen Tests«, antwortete John. »Hat man gesagt.« Ich hatte mich nach der Klinik mit meinem Mann getroffen. Johns Session war nicht weniger erfreulich als meine gewesen. »Abreisetag schon festgelegt?«
    »Nächsten Mittwoch. Die Erwartungen müssen himmelhoch ragen in Anbetracht des Künftigen«, sagte Leverett so unablässig lächelnd wie Mister O'Malleys Schwester, wenn auch mit subtiler bekundeter Bewußtheit. »Reisefertig?«
    »Alles picobello, Boß!« sagte ich, um meine Beherrschung der richtigen Sprache jener zu demonstrieren, auf die wir treffen würden. »Wir können jederzeit die Sause machen.«
    Leverett hatte meine Artikulationen ohne allzuviel Verwirrung verstanden und erlaubte sich ein breites Lächeln, bis sein Schädel scheinbar vom Unterkiefer herabfallen wollte. »Okay, Isabel. Klar wie Kloßbrühe«, sagte er. »Überflüssig zu sagen, daß hier Klartext genügt. Gegenwärtig noch weitere Notwendigkeiten? So viele Gleise, daß mein Zug manchmal verlorengeht.«
    »Abendtreffen mit Biggerstaff auf heute festgelegt«, sagte ich. »Lehrgangsabschluß Freitag.«
    »Gut, gut. Ihre Lehrer haben Sie vorbereitet?« Wir nickten. »Hätten uns keine Besseren als Sie zwei aussuchen können, wenn wir versucht hätten.« Er faustete eine Hand, schlug sie in die andere und freute sich über den Klang seiner Haut. »Ach, Gottheit! Überflüssig zu sagen,

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