Ambient 05 - Elvissey
genügen oder auch nicht.«
»Es ist faktisch, daß ich positiv zu dieser Reise stehe«, sagte er und klang zermürbend hartnäckig und auf Glaubwürdigkeit bedacht. »Keine negativen Einstellungen. Nicht eine.«
»Bekannt, Liebe«, sagte ich. »Erst kehren wir zurück, dann sehen wir weiter. Bis dahin Arbeit nach Plan.«
»Rückkehr ist nicht garantiert, Iz«, sagte er.
»Bekannt.«
John legte seinen Kopf neben mir auf das Kissen, verhüllte meine Hand in seiner und starrte mich an. Ich wußte, daß er ebenso in mich schaute wie ich in ihn, wie heftig wir uns auch immer gegen unsere gegenseitige Sphärenverletzung wehren mochten. »Schließlich ein Vorteil«, sagte er. »Sei mir immer nahe, Iz. Immer. Wirst du mir immer nahe sein?«
Ich wußte die Antwort, die er hören wollte; es war nicht meine, würde niemals meine sein. Der Tod sollte weder vom Wunsch eines anderen abhängig sein, noch von der Abwesenheit desselben, sondern sollte nach eigenem Gutdünken eintreffen, so natürlich und unerwartet wie Liebe. »Ich werde versuchen«, antwortete ich, aber leise und Minuten später, und ich war nicht sicher, ob er noch zuhörte; aber für sich hatte er die Antwort schon gehört.
Morgens legten wir unsere zugewiesene Reisekleidung an; die Forscher hielten sie für epochenangemessen. John trug einen schwarzen Zweireiher, weißes Hemd, grauen Hut und eine mit Neonwirbeln bedruckte Krawatte. Ich war mit einem blauen Pillbox-Hut und einem Kleid mit Bootsausschnitt ausgestattet. Es war halbwadenlang und schmiegte sich an meinen Körper, wie sich Sackleinen um Kartoffeln drapiert. Die Schuhe, die ich bekommen hatte, besaßen so schmale Zehen und so spitze Fersen, daß sie schmerzten, wenn man sie nur ansah. Sie waren untragbar, aber ich gewöhnte mich.
Wir wurde zu Dryco gefahren. Während John und Leverett unseren Wagen für den Transport vorbereiteten, besuchte ich Judy, die gewünscht hatte, sich noch einmal vor der Abreise zu treffen. Während ich darauf wartete, daß sie die Verbindung zu ihren Konferenzteilnehmern unterbrach, streifte ich durch den inneren Empfangsbereich ihres Büros, wo ich vor den Blicken der Mitarbeiter sicher war, und versuchte, an etwas anderes als John oder unseren Auftrag zu denken. Eine neue Lieferung von Designelementen wartete auf Verteilung über ihre Suite. Ich fragte mich, wo mein Schreibtisch stehen würde, anschließend.
Judy trat aus ihrem Arbeitszimmer, blieb an der Tür stehen und starrte mich wie eine Fremde an. »Iz?«
»Hallo«, sagte ich. Sie runzelte die Stirn. »Was denkst du?«
»Das ist die Kleidung drüben? Die armen Frauen«, sagte sie und musterte mich von oben bis unten. »Völlige Veränderung, Iz. Niemand dürfte die Verkleidung durchschauen. Leverett sagte, sein Zuckerstück würde etwas zaubern, und diesmal hat er recht gehabt.«
»Es ist unnatürlich«, sagte ich. »Ich bin mir selbst fremd. Ich fühle mich bewohnt.«
Sie schritt durch den Raum, kam näher und umarmte mich. »Ich habe eine sekundäre Absicherung für dich. Für alle Fälle.« Sie schob ihren Arm durch meine Armbeuge und führte mich in ihr Arbeitszimmer. »Schweig zu Leverett, es geht ihn nichts an. Beängstigt, Iz?«
»Sehr«, sagte ich.
»Vernünftig«, sagte sie und nickte. »Gestern abend habe ich mich vor Seamus ausgeschüttet wegen dieses Wahnsinns. Aber alle sind festentschlossen, also geht alles weiter. Nicht zu tun übrig, außer sich auf die Katastrophe vorzubereiten, um damit die Kosten zu mindern.« In ihrem Büro war die Redekoration bereits imgange. Ein segelgroßes Portrait war über ihrem Pseudokamin aufgehängt worden. Die Vorhänge waren weitaufgezogen, und fensterwärts blickend sah ich undurchdringliche Wolkenschichten, die quollen und blitzzuckten.
»Wenn es hier regnet, regnet es auch drüben?« fragte ich eine Frage, die niemand beantworten konnte.
»Leverett versichert mir, die Konditionen seien perfekt. Er versichert alles, außer wenn er nicht sicher ist. So, hier«, sagte Judy und reichte mir eine kleine grüne Puderdose. Sie blickte rundum, bevor sie weitersprach, als wenn selbst hier die Augen anderer zusehen könnten. Gewohnheit, dachte ich, wurde aber selbst vorsichtig. »Eine Zusatzhilfe«, sagte sie. »Auf meine persönliche Anforderung. Ich werde dich nicht übermäßig riskieren, wie sorgenfrei er auch immer die Gefahren verbergen mag.«
»Was ist es?«
»Noch ein Alekhine-Gerät. Wenn das Fenster von dort, wo ihr gelandet seid, unerreichbar
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