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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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und stützte sich auf einen Baseballschläger, als wäre es ein Spazierstock. »Sein amerikanischer Zeitvertreib«, sagte Judy lachend. »Das war damals, und dies ist jetzt.«
    »Keine Nachkommen, die Forderungen stellen könnten?«
    »Sonny und seine Frau zeugten seinen Sohn, feuchtohrig und schrecklich.« Ihr Lachen verklang, und nachdem sie zuerst zum Weiterreden bereit zu sein schien, schweifte sie statt dessen ab; zumindest dachte ich es zuerst. »Den Wettbewerb verringern, sagte der Alte immerwieder, den Wettbewerb verringern. Das war sein Motto. Seamus und ich, wir verringerten, als die Zeit da war.« Während Judy ihren Blick auf den Drydens ruhen ließ, beruhigte sich ihr Ausdruck; ihre Augen schimmerten feucht, als würde sie gegen alle Chancen und Erwartungen ihre einstmaligen Besitzer vermissen. »Willst du deinen Mann, Iz?«
    »Immer«, sagte ich und kontextierte das Wort nach Belieben.
    »Ich wollte dies.« Sie sah auf die Uhr. Blaues Licht prallte von ihren Fenstern ab. »Der Termin rückt näher. Du verschwindest jetzt besser. Halte die Erwartungen in jeder Beziehung niedrig, Iz. Komm zurück, und alles andere ist egal. Hauptsache komm zurück.«
    »Warum hast du sie hier aufgehängt?« fragte ich und las die Messingplatteninschrift auf dem güldenen Rahmen der Drydens: IN LOCO PARENTIS.
    »Um mich an meine Vergangenheit zu erinnern«, sagte sie. »Alles andere ist verglichen unwichtig. Und die Geschichte verlangt Ehrung, wie unehrenhaft die Beteiligten auch immer waren.«
     
    »Geld dreht die Welt«, erzählte Leverett uns während der Fahrt nach Flushing. Er, mein Mann und ich fuhren auf dem Rücksitz unseres Firmenwagens. Unser Transportmittel wurde gleich nach dem Check vor unserer Ankunft gebracht, damit die Ausrüstung noch einmal am Abreisepunkt überprüft werden konnte.
    »Langgelernt«, sagte John. Regenscheiben trübten unsere Fenster; ich drückte meins runter, um sowohl die Luft als auch die Sicht zu klären.
    »Reisemäßig war gemeint«, sagte Leverett. »Ich habe Geldmittel hier, verpackt und mit Dokumenten.« Er gab John eine Brieftasche und mir ein Portemonnaie. In beiden steckten Führerscheine, Ausweise und dreihundert Papierdollars, grün und grau, zerknittert und ohne Holo, Streifen oder Markierung; jeder trug ein jahrhundertaltes Datum. Meine weißen Handschuhe wurden durch ihr Anfühlen unbeschmiert. Die meisten waren Einer; zwei waren Zehner. »Von Exemplaren kopiert, die Biggerstaff von seiner Reise mitbrachte. Entschuldigen Sie die unhandliche Dicke.«
    »Brauchbar zur Wiedergewinnung der Verschiebung der Eltern?« fragte ich und ließ meinen neugedruckten venezolanischen Ausweis aufblitzen. Leverett grinste, ohne zu lächeln.
    »Aufgedruckte Namen entsprechen Ihren eigenen«, antwortete er.
    »Pseudonyme sind unerwünscht bei Geheimaktionen«, sagte John. Das Geldbündel verstopfte mein Portemonnaie sehr, aber es paßte. »Zweckmäßig, um nicht absichtslos aus der Rolle zu fallen.«
    »Seien Sie einfach nur Sie selbst«, sagte Leverett. »Kein besserer Rat. Vorschlag, Isabel: unauffälligeres Make-up.«
    Tägliche Kosmetikation war für mich eine Ausnahme, keine Regel; akkurate Kolorierung meiner neuen Haut war immer noch herausfordernd; führte jedesmal zu neuen Verwirrungen. Mit Zellstoff schwächte ich mein Rouge ab, verringerte meinen Lippenstift. Als ich mein neues Gesichtsdesign im Spiegel der grünen Puderdose studierte, staunte ich, weil ich wieder ein fremdes Gesicht sah.
    »Amerikanisch-frisch«, sagte Leverett. »Vergessen Sie nicht Image-Eindrücke. Mit einem Aussehen wie zuvor könnten Preise gefragt oder geboten werden, je nachdem wer die Farbe sieht.«
    »Was ist gemeint?« fragte John, wie um eine Beleidigung zu rächen.
    »Nichts«, sagte Leverett. »Müßige Sozialkommentare, nur relevant in kommender Umgebung.«
    Unsere Fenster entnebelten sich und erleichterten die Sicht. Auf dem East River schleppte sich ein vollbeladener Abfalltransporter durch die Flammen treibend zum Hell Gate und zum Sound-Müllplatz dahinter. Gelbe Kratzer in den Schiffseiten bildeten unseren Firmennamen über der Wasserlinie. Schiffsarbeiter in Schutzanzügen erschienen im Flußrauch wie orangene Flecken, die über dampfendem, nußbraunem Abfall verspritzt waren.
    »Denken Sie daran, John«, sagte Leverett, »Ihre Gastgeber könnten auf unpassende, weil unvertraute Weise artikulieren. Besonders das Subjekt, wenn es gefunden ist. Ignorieren Sie, sofern nicht Schaden gemeint sein

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