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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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wieder, aber ich habe mir anschließend für alle Fälle die Waffe besorgt. Niemand sollte mir je wieder etwas antun, und so war es denn auch.«
    »Gewiß nicht«, sagte ich.
    »Das war, als ich von der Schule flog. Dixie wollte danach nichts mehr mit mir zu tun haben, sie hing immer nur mit ihrem Bruder zusammen und paßte auf, wo er hinging. Das letzte Mal, als ich versucht habe, mit ihr zu reden, hat sie mich nur beschimpft und ist weggelaufen.«
    »Wann war das?«
    »Vor ein paar Monaten«, sagte er. »Das heißt, jetzt ist es wohl doch schon etwas länger her, denke ich.« Er hob die Fernbedienung auf und schaltete das TVC an der gegenüberliegenden Wand ein. »Wollen mal sehen, was in der Glotze los ist.« Mit schnellen Bewegungen zappte er durch die hundertvierzig Kanäle und schwieg, während wir in den Bildern ertranken. Jeder Kanal brachte gerade Werbung, als er sie aufrief; das meiste warb für Dryco-Produkte, obwohl es ein paar PR-Spots gab, die mit metaphysischer Überzeugung verkündeten, daß die idealen Verhaltensmuster, die Dryco allen zu folgen empfahl, die Zuschauer vielleicht zu einem Leben führte, das einer Idealisierung der Zufriedenheit nahekam.
    »Hast du dich immer allein gefühlt?« fragte ich.
    »Man gewöhnt sich dran.« E schaltete den Bildschirm aus und schloß die Augen während unseres Gesprächs.
    »Du wirst hier kaum allein sein«, sagte ich.
    »Kann dazu nicht viel sagen«, sagte er. »Das erscheint mir alles so unwirklich, alles ist verrückt. Du mußt dich die ganze Zeit verrückt fühlen, wenn du schon so lange dringesteckt hast.«
    »Es ist das beste, wenn man nichts davon ernst nimmt. Du wirst bald dazu in der Lage sein, zu einem gewissen Grad.«
    Er lächelte. »Ich kann diesen Leverett niemals ernst nehmen«, sagte E. »Er versucht immer wieder …«
    »Und wird es weiter tun«, sagte ich. »Nimm ihn ernst.«
    »Ist er so verrückt, wie er sich benimmt?« fragte E. »Sei ehrlich.«
    Ich zögerte, bevor ich antwortete, da ich mit Sicherheit wußte, daß unsere Worte später wiederholt und registriert werden würden. »Immerhin verlangen sie nicht viel von dir.«
    »Mehr als ich ihnen geben will, denke ich«, sagte E. »Diese Auftritte, von denen du ständig sprichst. Ich denke, ich habe nichts dagegen, solange die Leute nicht anfangen, mich auszulachen …«
    »Steh einfach da und laß sie dich lieben«, sagte ich. »Die einzige Anforderung.«
    »Was, wenn sie mich auch hochgehen lassen?« fragte E. »Wie sie's mit Hitler gemacht haben.«
    »Zweiflig«, sagte ich. »Du wirst hier ein angenehmeres Leben haben als dein Zwilling. Du wirst besser verstehen, was von dir erwartet wird.«
    »Vielleicht«, sagte er. »Was werden sie denken, wer ich bin, Isabel?«
    »Gott.«
    Das war das erste Mal, daß ich so offen aussprach, was ich seit Wochen zu vermitteln versuchte. Momentlang war er reaktionslos, als würde er auf folgendes Gelächter warten. Selbst jetzt kann ich mich noch an seinen Ausdruck erinnern, als er verstand, daß ich wahrgesprochen hatte. Er erbleichte und zog sich vor mir zurück, als hätte ich ihn mehr verletzt als der Bruder seiner Freundin oder sein Vater oder sogar seine Mutter. »Der Gott dieser Welt?« fragte er flüsternd, als wären wir bei einem Verbrechen ertappt worden.
    »Was sonst …?«
    »Sie glauben, daß ich das bin?« sagte er. »So soll ich eurer Meinung nach sein?«
    »Es ist metaphorisch«, sagte ich. »Trotzdem annähernd. Wenn ich sage, daß dein Vorgänger verehrt wird, meine ich, was ich sage.«
    »Nein.« Er begann zu weinen; ich hatte keine Ahnung, was ihn so erschüttert hatte. »Ich bin schlecht, aber auch nicht so schlecht. Nein, ich bin's nicht …«
    »E«, sagte ich und rieb mit meiner Hand über seine Schulter; ich wollte ihn nicht umarmen, selbst als er weinte. »Was ist? Was …?«
    »Ihr denkt alle, ich wäre schlimmer als ein Mörder«, sagte er. »Schlimmer als Hitler. Selbst meine Mama hat nie gesagt, daß ich so schlecht bin.«
    Warnungslos warf er sich wieder an mich, wovor ich mich immer gefürchtet hatte, wenn ich ihn zu nahe an mich ließ; aber in seinem Griff war diesmal keine Begierde. E schluchzte vor äußerstem Verlust und schien gebrochen zu sein, wie ich es vorausgesagt hatte. Trotz seiner Hilflosigkeit und seiner mitleiderregenden Gegenwart versuchte ich mich dennoch aus seinem Griff zu befreien, da seine Berührung mich ebenso anwiderte wie in jener Nacht im Wald. Ich hatte keinen Erfolg; er klammerte sich an

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