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Ambler by Ambler

Ambler by Ambler

Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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Großzügigkeit mit dem scherzhaften Hinweis, daß er bei uns Sozialfällen nur sehr kleine Schnitte mache. Bei mir seien sie nur drei Zentimeter lang gewesen. Nur vier oder fünf Stiche. Schnell und billig.
    Betty ruinierte seine Arbeit fast, indem sie mir stapelweise alte Nummern des ›New Yorker‹ brachte. Ich wußte nicht, wie schmerzhaft es ist, nach einer Bauchoperation zu lachen. Als die Fäden schließlich gezogen wurden, entdeckte man, daß zwei Stiche sich wieder gelöst hatten.
    Bei meiner Heimkehr stellte ich fest, daß meine Mutter mir einen Schreibtisch mit Knieöffnung besorgt hatte, aber ich fühlte mich viel zu schwach, um ihn zu benutzen. Betty beschied, daß Tanger der geeignete Kurort sei. Auf einem Schiff der p&o -Linie fuhren wir hin, für sieben Pfund pro Nase.
    Sich ausgerechnet in Tanger erholen zu wollen, war damals nicht gerade die selbstverständlichste Sache der Welt. Man war von dem immer gewalttätigeren Spanischen Bürgerkrieg nie sehr weit entfernt. Tanger war damals gerade internationalisiert worden und stand unter einer nicht ganz unkomplizierten multinationalen Verwaltung. Gibraltar lag natürlich ganz in der Nähe, auf der anderen Seite der Meerenge, und beruhigend wirkte überdies, daß es französische und britische Postämter gab, die ihre eigenen Briefmarken verkauften.
    Aber es war Spanien, das zählte. Die Zone hatte eine Landgrenze zu Spanisch-Marokko, eine Spanische Nationalbank (eindeutig frankistisch), ein Spanisches Postamt (eindeutig republikanisch) und eine spanische Geschäftskolonie, in der die Sympathien unterschiedlich verteilt waren. Die Kriegsschiffe der Engländer und Franzosen sowie der Achsenmächte zeigten im Hafen von Tanger Flagge, um zu demonstrieren, daß ihnen die Sache ernst war. Die Sache: das hieß Intervention zugunsten der einen oder anderen Seite im Spanischen Bürgerkrieg. In der Stadt und in den Souks lieferte man sich noch allerlei Scharmützel, und zwar nicht nur in Form von Geheimaktionen, Entführungen oder diskreten Morden. Die Friedlichkeit der lauen Nächte wurde andauernd durch den Lärm rivalisierender politischer Banden erschüttert, die sich auf den Straßen blutige Gefechte lieferten. Das Tagesereignis mochte die von mächtigen Dampfwolken umhüllte Abfahrt des Zuges nach Meknès oder die Ankunft eines neuen Kriegsschiffes sein. Die Nächte indes waren nicht so ruhig.
    Im Hafen lag ein französischer Zerstörer namens ›Simoun‹, und Betty hatte ein Auge auf einen der jüngeren Offiziere geworfen. Während die beiden loszogen, blieb ich im Schatten sitzen, im Strandcafe ›L’Onde Bleue‹, einem baufälligen Schuppen, trank Minztee und machte mir Gedanken über die Zukunft. Von dem Buch, das ich als nächstes schreiben würde, wußte ich immerhin so viel, daß ich ihm einen Titel geben konnte – Nachruf auf einen Spion . Was ich mir durch den Kopf gehen lassen mußte, war, mit der Werbung aufzuhören und die Schriftstellerei hauptberuflich zu betreiben. Ich überwies meiner Mutter noch immer eine regelmäßige monatliche Summe. Das müßte weitergehen, doch irgendwelche andere Verpflichtungen bestanden nicht. Ich hatte nicht vor zu heiraten. Daß ich in Frankreich billiger und bequemer leben konnte als in England, wußte ich auch schon. Ein guter schwedischer Verlag, Bonnier in Stockholm, hatte mir angeboten, Ungewöhnliche Gefahr in Übersetzung herauszubringen – die ersten Übersetzungsrechte! Jetzt brauchte ich ja nur noch ein bißchen Entschlußkraft!
    Als ich nach London zurückkam, besprach ich das Problem mit Leonard Cutts, dem Lektor bei Hodder & Stoughton, der dort die Thrillerautoren betreute, und er wandte sich an John Attenborough. Man ließ mich wissen, daß es unklug sei, dieses Risiko einzugehen, solange ich nicht sehr viel mehr Bücher geschrieben hätte, vielleicht zehn oder zwölf. Ich erwiderte, auch wenn es unklug sei, meine Chancen als Schriftsteller wollte ich jetzt ausprobieren. Zu John Green von der Agentur Curtis Brown sagte ich dasselbe. Er meinte, er wolle sehen, was sich machen ließe.
    Später habe ich von John Attenborough gehört, daß meine diversen (nicht nur unbesonnenen, sondern zum Teil auch ruppig formulierten) Absichtserklärungen dem Chef des Verlages, Percy Hodder-Williams, zur Kenntnis gebracht wurden, einem Mann, den ich nie kennengelernt habe. Laut Attenborough habe sein Neffe, Mr. Hodder-Williams, damals gesagt: »Donnerwetter! Es muß ihm wohl ernst sein. Wir sollten mal sehen, ob

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