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Ambler by Ambler

Ambler by Ambler

Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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könntest du das nächste Mal viel besser sein.«
    »Ich hab versucht, etwas ganz anderes zu schreiben.«
    »Du hast auch etwas ganz anderes geschrieben, aber du hast gepfuscht. Du hast mit einer klaren Absicht angefangen. Schön. Du hast gesagt, was du vorhast. Dann auf einmal überlegst du’s dir anders. Aber du hast dem Leser nicht gesagt, daß du’s dir anders überlegt hast. Er mußte es selbst herausfinden. Sowas kannst du nicht machen. Laß den Leser nicht allein. Nimm ihn an die Hand. Was waren deine Vorbilder?«
    Ich nannte eine ganze Liste, die mit Stevenson begann und über Gogol und Compton Mackenzie bis hin zu Pirandello und James Joyce reichte.
    Sie nickte bekümmert. Es war mehr oder weniger das, was sie erwartet hatte. »Versuch’s mal mit Somerset Maugham«, sagte sie.
    »Ich hab seine Stücke gelesen und Rosie und die Künstler . Hast du an Der Menschen Hörigkeit gedacht?«
    »Ich hab an Ashenden oder Der britische Geheimagent gedacht«, erwiderte sie, »und an die anderen Erzählungen. Er ist kein großer Romancier, aber ein wunderbarer Erzähler. Und bei den Geschichten, die er erzählt, wird nie herumgepfuscht. Und noch ein Rat, mein Freund. Vermeide es, wirklich gute Schriftsteller zu lesen, wenn du selbst guten Schund schreiben willst. Das führt nur zu Depressionen.«
    Ich beherzigte all ihre Ratschläge. Ich las auch Extremes Meet und The Three Couriers von Compton Mackenzie, auch er ein ehemaliger Geheimdienstler. Das Buch, das ich in jenem Jahr schrieb, war Ungewöhnliche Gefahr , und ich habe disziplinierter daran gearbeitet als an dem ersten. Es gab auch ein paar Neuerungen: sowjetische Agenten, die auf der Seite der Guten standen, und eine nicht ganz respektable Hauptperson, die in die Klemme gerät, weil sie beim Pokern zuviel Geld verliert. Auch eine Prise des (wie ich meinte) wirklichen Lebens kam hinein: der Mann, der mich während einer Kanalüberfahrt mit seinem Gerede, daß Pasta gegen Magengeschwüre ein todsicheres Mittel sei, entsetzlich gelangweilt hatte, und jener englische Firmenvertreter, der mir im Zugabteil zwischen Mailand und Domodossola mit Sandwichkrümeln und seinem abgrundtiefen Ausländerhaß zu Leibe gerückt war. Es war 1936 , das Jahr, in dem Italien über Abessinien hergefallen war, der Spanische Bürgerkrieg ausgebrochen war und Hitler den Einmarsch ins Rheinland befohlen hatte. Es war ein Jahr mit noch mehr Flüchtlingen und Scheinehen, die eingegangen wurden, um an einen Paß zu kommen. Es war auch das Jahr, in dem die Ohnmacht des Völkerbunds nunmehr zweifelsfrei feststand.
    Das waren die Dinge, über die ich in meiner eigenen Sprache schreiben wollte. Meine Informationen stammten zumeist von Flüchtlingen, doch es gab auch andere Quellen.
    Solange es kein Fernsehen gab, galten Schriftsteller, wie unbedeutend sie auch sein mochten, als Kommunikationsvehikel und konnten die sonderbarsten Einladungen erhalten. Jungen Autoren männlichen Geschlechts, die einen Frack besaßen, konnte es durchaus passieren, daß sie eingeladen wurden, um sich bei Debütantinnenbällen nützlich zu machen. Saloppere Autoren beiderlei Geschlechts wurden zu Lesungen mit Kaffee und Kuchen eingeladen. Da ich nicht nur den Frack meines Vaters geerbt hatte, sondern auch seinen Tweedanzug, war es mir möglich, Einladungen von jedweder Seite Folge zu leisten.
    Zu den Debütantinnenbällen ging ich nur, weil sie einen Vorwand für Wohlleben boten. Hätte ich mich zu Hause umgezogen, dann hätten meine Nachbarn bissige Bemerkungen gemacht oder mich beschuldigt, einem Kellner den Job wegzunehmen. Also packte ich einen Koffer, ließ mir bei Austin Reed einen Umkleideraum reservieren und nahm, bevor ich mich umzog, ein richtiges warmes Bad. Die Bälle waren entsetzliche Angelegenheiten, und die Soupers vorher waren auch nicht viel besser. Auch erfuhr ich, wie tolpatschig und unhöflich viele junge Männer aus gutem Hause sein konnten. Für die Mädchen, denen sie mit Verachtung begegneten und auf den Füßen herumtrampelten, war es schlimm.
    Diese literarischen Zusammenkünfte wurden im allgemeinen veranstaltet, um für irgendein Anliegen zu werben. Gewöhnlich ging es um liberale Anliegen, und die Unterstützung, zu der aufgerufen wurde, war in den meisten Fällen moralischer Art. Den meisten Besuchern solcher Veranstaltungen wurde bald klar, daß die Organisatoren und diejenigen, die die Räumlichkeiten zur Verfügung stellten, mit den Kommunisten zumindest sympathisierten, wenn sie

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