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Ambler by Ambler

Ambler by Ambler

Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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es einen furchtbaren Aufstand gegeben.
    Ich fuhr mit meiner Beute nach Paris. Und wohl in dieser Zeit stellte ich fest, daß die Nachtfähre Zeitverschwendung war. Das Flugzeug zu benutzen, gefiel mir plötzlich viel besser. Ich nahm allerdings nicht die Maschinen der Imperial Airways, langsame, majestätische und teure Dinger, sondern die Lockheed Electras einer »Piraten«-Linie, die sich (wie merkwürdig das heute klingt) British European Airways nannte. Man flog von Northolt aus, es war sehr billig, und der Flugzeugtyp firmierte später bei der raf unter der Bezeichnung Hudson. Der einzige Unterschied war der, daß im Heck der früheren Electras eine winzige Toilette eingebaut war. Bei der Hudson diente dieser Raum als Geschützkanzel.
    In Paris zog ich in ein anderes Hotel und in eine andere Gegend um. Am ›Libéria‹ störte mich nicht nur, daß Heizung und Warmwasser defekt waren und es ständig an frischer Bettwäsche fehlte (in den unteren Etagen war es nicht viel besser als ein maison de passe ), sondern auch die allzu große Nähe zu Betty und ihren Auseinandersetzungen mit Yves. Auf Anraten von australischen Freunden, die uns beide kannten und das Problem verstanden hatten, zog ich nach St. Germain-des Prés. Zunächst versuchte ich es mit einem sehr lauten Hotel in der Rue Jacob. Dann zog ich in das ›Hôtel de l’Université‹ um die Ecke. Dort hatte ich ein Badezimmer. Ganz in der Nähe waren auch das ›Café de Flore‹ und die ›Brasserie Lipp‹.
    Ich weiß nicht mehr, wie ich Brian Howard kennenlernte. Ich glaube, ich saß mit John Hilliard, Jean Connolly und einem jungen amerikanischen Paar im ›Flore‹, als Brian’ mit seinem deutschen Freund Toni hereinspaziert kam. Brian war mir andeutungsweise als jemand geschildert worden, dem man besser aus dem Weg ging. Warum, das hatte mir niemand erklärt. Es hieß, er sei außergewöhnlich talentiert, doch niemand schien zu wissen, auf welchem Gebiet ganz genau. Ich war unvorbereitet.
    Er war ein, zwei Jahre älter als ich, obwohl jünger wirkend, und ein wirklich gutaussehender Mann. Innerhalb weniger Minuten hatte ich ihn schon als reichen, aggressiven, launischen und ganz allgemein unangenehmen Zeitgenossen eingestuft. Der junge Deutsche, der anscheinend den Prügelknaben darstellte, tat mir leid. Es dauerte nicht lange, bis ich erkannt hatte, daß die Rüffel, die er einstecken mußte, normaler Bestandteil ihrer Beziehung waren. Der Zankdrachen war tatsächlich ein geistreicher Mensch, und Toni hatte unter anderem die Funktion des Stichwortgebers (wie bei Judy und Mr. Punch). Wenig später fand ich heraus, daß Brian nicht nur nicht reich war, sondern ein notorischer Faulpelz, der anderen Leuten auf der Tasche lag. Natürlich schrieb er gelegentlich ganz ordentliche journalistische Sachen, doch nicht so viel, als daß er davon hätte leben können. Er zeigte mir ein paar seiner Gedichte und lieh mir sein mit einer persönlichen Widmung versehenes Exemplar von Cyril Connollys Enemies of Promise.
    Dieses Buch konnte keineswegs als Schmeichelei für Brian aufgefaßt werden, aber ich verstand, warum es wichtig für ihn war. Er hatte etwas eigentümlich, geradezu demonstrativ Snobistisches und war ungeheuer erleichtert darüber, in einem Buch vorzukommen, das ein talentierter Autor geschrieben hatte, der zur gleichen Zeit wie er in Eton zur Schule gegangen war. Es machte Brian nichts aus, gedemütigt zu werden. Vor einem gläubigen Publikum konnte er sich selbst demütigen. Er besaß erstaunlich wenig Selbstachtung.
    Der Respekt, den er mir zu Beginn unserer kurzen Bekanntschaft erwies, resultierte aus der Erkenntnis, daß die Bücher, die ich schrieb, zwar Geld brachten, aber weder primitiv noch unlesbar waren. Mit dem paranoiden Spion aus Nachruf auf einen Spion konnte er sich leidenschaftlich identifizieren. Offenbar hatte er auch den Eindruck, ich sei für Schmeicheleien empfänglich. Er glaubte vermutlich, mich am Ende regelmäßig um fünfzig Pfund anhauen zu können, womöglich sogar jeden zweiten Monat. Fünfzig, so hatte ich inzwischen mitbekommen, war der übliche Betrag.
    Der erste Annäherungsversuch erfolgte nach einem Wochenende in Grez-sur-Loing, einem Dorf bei Fontainebleau. Dort gab es ein kleines Hotel, das allwöchentlich von englischsprechenden Ausländern heimgesucht wurde, die viel zu viel tranken, was den patron ebensowenig kümmerte wie die Frage, wo oder mit wem sie schliefen.
    Als wir am Montagabend zurückkehrten,

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