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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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CERN, der Europäischen Organisation für Kernforschung, in Genf gearbeitet. Mit Ende dreißig, also vor rund fünfzehn Jahren, war er nach Frankreich zurückgekehrt, um an der Universität Paris VII zu lehren, wo er sich bald auf internationale Nuklearpolitik spezialisierte. Als der Posten eines Waffeninspektors bei der Internationalen Atomenergiebehörde der UNO frei wurde, bewarb er sich dafür und wurde sofort engagiert. Bald erwies er sich als geschickter Navigator durch die bürokratischen Untiefen der UNO und offenbarte ein bisher unentdecktes Talent für Verwaltungsaufgaben. Er machte schnell
Karriere, und als man ihn für den Posten des Generaldirektors der IAEA vorschlug, setzte er alles daran, die volle Unterstützung der französischen UNO-Delegation zu gewinnen.
    Einige hochrangige Beamte des französischen Verteidigungsministeriums waren zunächst skeptisch gewesen. In seiner Jugendzeit hatte Deschesnes der NGO Actions des Français pour le Desarmement Nucléaire angehört, die für eine weltweite Abschaffung aller Kernwaffen kämpfte. Als Deschesnes in die IAEA eintrat, hatte das französische Außenministerium Zweifel an seiner »objektiven Einstellung« verlauten lassen. Offenbar hatte Deschesnes jedoch all diese Widerstände überwunden. Denn ohne die volle Unterstützung seines Heimatlandes hätte man ihm nie ein so ehrenvolles und mächtiges Amt übertragen.
    Er galt bald als hervorragende Wahl. Obwohl die IAEA ihren Hauptsitz in Wien, im Vienna International Centre an der Wagramer Straße hatte, wo die Spitzenkräfte der Organisation arbeiteten, überraschte es niemanden, dass der Franzose sich mindestens sechs Monate im Jahr in den Pariser Büros der IAEA aufhielt. So waren die Franzosen eben, das wussten alle bei der UNO. Er reiste oft nach Wien und tauchte auch regelmäßig in den IAEA-Laboratorien in Seibersdorf und Triest auf. In seinen drei Jahren als Generaldirektor hatte Deschesnes es geschafft, unnötige Kontroversen geschickt zu umgehen und gleichzeitig die Glaubwürdigkeit und das Prestige der IAEA zu heben. In einem kurzen Artikel in der Time, der in dem Dossier abgedruckt war, wurde er respektvoll als »Dr. Wachhund« bezeichnet. Laut der Zeitschrift war er »nicht nur ein Briefutternder Bürokrat«, sondern »ein französischer Intellektueller mit Herz und Verstand«, der »mit neuem Schwung gegen die größte globale Bedrohung unserer Zeit ankämpft: den illegalen Handel mit Kernwaffen«.

    Von seiner dunklen Seite ahnte die Öffentlichkeit nichts. Vor rund einem Jahr hatte die CIA den Generaldirektor der IAEA bei einem geheimen Treffen mit einem abtrünnigen libyschen Nuklearforscher beobachtet und das Gespräch mitgeschnitten. Die CIA hatte genug Audiodaten gesammelt, um zu dem Schluss zu kommen, dass Deschesnes’ öffentliche Rolle als weltweit führender Gegner der Proliferation – der Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen – nur ein Deckmantel für seine äußerst profitable Nebentätigkeit war: Er beschaffte Nicht-Nuklearstaaten die von ihnen gewünschte Nuklearwaffentechnologie. Deschesnes’ Anti-Proliferations-Arbeit war nur Fassade. Die antiamerikanische Polemik seiner frühen AFDN-Reden war es nicht.
    Ambler hatte von Fenton erfahren, dass die Informationen von einem hochrangigen Mitglied des amerikanischen Nachrichtendienstes stammten. Sie wiesen alle Merkmale einer typischen CIA-Analyse auf, bis hin zu den umständlichen Formulierungen, den sorgfältigen Abwägungen und der vorsichtigen Wortwahl. Beweise »bewiesen« nicht, dass eine Schlussfolgerung korrekt war. Sie »erregten Besorgnis darüber«, »legten die Vermutung nahe« oder »stützten die aufgestellte Hypothese zusätzlich«. Fenton ließ sich davon nicht verunsichern. Der CIA waren durch die Gesetzeshörigkeit der Washingtoner Abgeordneten die Hände gebunden. Sie wurden daran gehindert, das Land zu verteidigen; also würde Fenton diese Aufgabe übernehmen. Er konnte seinem Land auf eine Weise dienen, für die seine Verteidiger in Amt und Würden zu feige waren.
    Eine Dreiviertelstunde, nachdem Ambler das Deux Magots verlassen hatte, stand er wieder vor dem Cafe. Innen duftete es nach Kaffee und Zigaretten, die Küche hatte noch nicht mit den Vorbereitungen für das Abendessen begonnen.
Laurel wirkte sichtlich erleichtert, ihn zu sehen. Sie winkte einen Kellner herbei und lächelte Ambler an. Er setzte sich neben sie, lehnte seinen Aktenkoffer an einen Stuhl und nahm ihre Hand. Wie warm sie

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