Ambler-Warnung
war.
Er erzählte ihr, wie er ihren Pass fälschen würde. Es würde weniger als eine Minute dauern, ihr Foto an der richtigen Stelle einzulaminieren. »Und da Mr. und Mrs. Mulvaney jetzt ganz offiziell verheiratet sind, können wir uns endlich wie ein richtiges Ehepaar benehmen.«
»Ich dachte, in Frankreich bedeutet das, dass du dir eine Geliebte suchen wirst.«
Ambler lächelte. »Manchmal ist auch in Frankreich die Ehefrau gleichzeitig die Geliebte.«
Als Ambler mit Laurel zu einem Taxistand am Ende der Straße ging, wurde er das Gefühl nicht los, dass sie verfolgt wurden. Abrupt bog er um die Ecke in eine Querstraße ein, und Laurel folgte ihm ohne Zögern. Ein Spitzel war noch kein Grund zur Panik. Zweifellos wollten Fentons Leute sichergehen, dass er sich nicht wieder in Luft auflöste. Während der folgenden fünf Minuten bogen Ambler und Laurel immer wieder willkürlich irgendwo ab. Ein breitschultriger Mann folgte ihnen auf der anderen Straßenseite in gebührendem Abstand.
Etwas an dem Verfolger beunruhigte Ambler immer mehr, und jetzt begriff er, was ihn störte. Der Mann machte es ihnen viel zu leicht. Er hielt viel zu wenig Abstand zu seinem mutmaßlichen Ziel. Außerdem war er wie ein Amerikaner gekleidet: Er trug einen dunklen Brooks-Brothers-Anzug und eine bunt gestreifte Krawatte – wie ein Abgeordneter aus Connecticut. Der Mann wollte gesehen werden. Und das bedeutete, dass er nur ein Lockvogel war – dem man leicht entwischen und sich dadurch in falscher Sicherheit wiegen konnte – und dass Ambler den wahren Beschatter noch
nicht entdeckt hatte. Ein paar Minuten später hatte er ihn: eine elegante Brünette in einem dunklen, halblangen Mantel. Aber abhängen wollte er sie sowieso nicht. Ambler wollte nämlich, dass Fentons Leute wussten, wohin er unterwegs war; er hatte sogar absichtlich vom SSG-Büro aus beim Hotel Debord angerufen. Vorgeblich, um seine Reservierung zu bestätigen.
Schließlich fuhren er und Laurel mit dem Taxi zum Bahnhof, holten ihr Gepäck aus der Gepäckaufbewahrung ab und checkten in einem Zimmer im dritten Stock des Hotel Debord ein.
Das Hotel war ein bisschen feucht, aus dem Teppich stieg leichter Modergeruch auf. Aber Laurel schien das nicht zu stören. Ambler musste sie davon abhalten, gleich auszupacken.
Er öffnete den Aktenkoffer, den das glatzköpfige Faktotum ihm gegeben hatte. Die Einzelteile des TL7 Sturmgewehrs, um das er gebeten hatte – eine zusammenklappbare CIA-Präzisionswaffe –, lagen sicher verstaut in Fächern, die aus steifem, schwarzem Packschaum ausgestanzt waren. Die Glock 26 – eine Subcompact-Pistole im Kaliber 9 mm – lag ebenfalls sicher an ihrem Platz. Die geforderten Dokumente steckten in einem Seitenfach.
Aber Ambler suchte nach etwas, das offenbar gut versteckt war. Er würde eine Weile brauchen, um es zu finden. Zuerst untersuchte er das Äußere des Koffers sorgfältig und stellte sicher, dass alle Applikationen auch funktionierten. Dann nahm er den schwarzen Packschaum heraus und tastete mit den Fingerspitzen das gesamte Innenfutter vorsichtig ab. Er spürte nichts Ungewöhnliches. Er klopfte mit den Fingernägeln auf den Koffergriff und untersuchte die oberen Nähte auf Anzeichen, dass sich jemand an ihnen zu schaffen gemacht hatte. Schließlich wandte er sich dem schwarzen Packschaum
zu, und drückte so lange darauf herum, bis er eine kleine Beule entdeckte. Mit einem Taschenmesser spreizte er die zwei Schichten auseinander, bis er entdeckt hatte, wonach er suchte. Das Objekt sah aus wie eine glänzende ovale Vitaminpille, die in Folie gewickelt war. In Wirklichkeit war es ein Miniatur-GPS-Transponder. Das winzige Gerät signalisierte seinen Standort dadurch, dass es Funksignale auf einer speziellen Frequenz sendete.
Laurel Holland starrte ihn völlig perplex an. Ambler sah sich im Hotelzimmer um. Unter dem Fenster stand ein kleines, mit grünem Blumenstoff bezogenes Sofa mit geschwungenen Tatzenbeinen und einem losen Sitzkissen. Er hob das Kissen an und versteckte den Transponder darunter. Unter dem Kissen war wahrscheinlich seit einem Jahr nicht mehr sauber gemacht worden, jedenfalls schloss er das aus dem Staub und den Münzen, die darunter verstreut lagen. Wahrscheinlich würde es auch dieses Jahr niemand mehr anheben.
Jetzt nahm er den Aktenkoffer und seinen Kleidersack und bedeutete Laurel durch ein Zeichen, auch ihr Gepäck zu holen. Wortlos verließen sie das Zimmer. Laurel folgte ihm an den
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