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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als in ihren allmächtigen Tabellenkalkulationen auftauchen«, sagte Ambler.
    »Unterschätzen Sie mich nicht«, warnte Caston. »Ich komme auch mit meinen Methoden ans Ziel.«
    »Sicher. Gerade noch rechtzeitig, um nach dem Schusswechsel die Patronenhülsen aufzusammeln. Ich kenne auch ein paar Analysten und Zahlenzauberer. Sie arbeiten mit Papier und Computern oder grübeln über ausgedruckten Tabellen, Grafiken und Streudiagrammen. Aber mit Menschen haben sie nichts zu tun. Sie fühlen sich mit Bits und Bytes viel wohler.«

    Caston legte den Kopf zur Seite. »Na gut, Kasparov hat Deep Blue im Schach besiegt. Aber nur drei Mal, und seitdem nie wieder. Vielleicht haben Sie nicht mitbekommen, dass das Informationszeitalter längst begonnen hat. Heute überwindet Technologie alle Grenzen. Sie sieht alles, hört alles und registriert Muster und kleine statistische Unregelmäßigkeiten. Wenn wir nur aufmerksam genug sind ...«
    »Sie hört, aber sie kann nicht zuhören. Sie sieht, kann aber nicht beobachten. Und vor allem kann sie sich nicht mit den Männern und Frauen unterhalten, mit denen wir es zu tun haben. Dafür gibt es keinen Ersatz, verdammt noch mal!«
    »Meiner Meinung nach lohnt es sich, den Spuren des Geldes zu folgen. Sie sind oft wesentlich beredsamer und ehrlicher als die meisten Menschen.«
    »War klar, dass Sie das so sehen!«, schnappte Ambler. Er stand auf und begann nervös hin und her zu laufen. »Sie wollen das Ganze also mit Logik und >stochastischen Verfahren< angehen? Okay. Dann sagen Sie mir doch mal, warum ein Typ wie Ashton Palmer derartig sauer über die Entwicklung ist, die China gerade durchmacht! Warum hasst er Liu Ang so sehr?«
    »Ich bin ein Zahlenmensch, Ambler. Geopolitik ist nicht mein Gebiet.« Mit einem Achselzucken fuhr er fort: »Aber ich lese Zeitung, und wir haben doch beide Palmers Tirade bei dieser Policy-Studies-Konferenz gehört. Sie haben es offenbar immer noch nicht begriffen: Das Besondere an Liu Ang ist, dass sein Volk ihn über alle Maßen liebt. Und dass er alles in seiner Macht Stehende unternimmt, um China zu liberalisieren. Er hat Märkte geöffnet, faire Handelssysteme eingeführt und ist hart gegen Raubkopien und Markenfälschung vorgegangen.«
    »Aber ganz behutsam, stimmt’s? Nach chinesischer Tradition.«

    »Ja behutsam, aber extrem schnell.«
    »Das ist ein Widerspruch in sich.«
    »Liu Ang ist auch eine widersprüchliche Figur. Wie hat Palmer es genannt? >Zweideutigkeit<. Folgt jemand der Logik von Palmers Argumentation – dem ganzen Zeug über das chinesische Jahrhundert, was alles passieren könnte, wenn ein nach innen ausgerichtetes Reich plötzlich Kontakt zur Außenwelt sucht und sich in die Völkergemeinschaft integriert –, dann ist ein Mann wie Liu Ang natürlich sein schlimmster Albtraum.«
    »Wenn ich Palmer wäre«, unterbrach Ambler, »würde ich etwas gegen ihn unternehmen wollen.«
    »Ich habe irgendwo gelesen, dass Liu Ang nächsten Monat zu einem großen Staatsbesuch in Amerika erwartet wird«, sagte Caston. Er schwieg einen endlosen Augenblick lang. »Ich muss sofort ein paar Telefonate führen.«
    Amblers Blick kehrte zu dem Standbild des Wissenschaftlers zurück. Er wollte alles begreifen, was dieses Gesicht vermittelte. Wer bist du? Was willst du erreichen? Er senkte gedankenverloren den Kopf.
    Plötzlich verschwand das Bild.
    Ambler sah, wie der Bildschirm explodierte und sich in einen Sprühregen aus Glassplittern auflöste, noch bevor er die Explosion hörte.
    Die Zeit schien stillzustehen.
    Was war passiert? Ein Projektil. Hochrasantes Kaliber. Gewehr. Schalldämpfer.
    Er wirbelte herum und sah einen schwarz gekleideten Schützen, der am Rand des Flurs vor dem Zimmer kauerte und zielte. Der Mann hielt einen militärischen Gasdrucklader vor sich, der Ambler bekannt vorkam. Ein G36 von Heckler und Koch. Das gekrümmte Magazin, das vor den
Abzugsbügel montiert war, enthielt dreißig Patronen im Kaliber 5.56 mal 45 mm, das Kollimatorvisier erzeugte im Zielfernrohr einen roten Punkt. Das Gehäuse bestand aus extrem robustem, ultraleichtem schwarzem Polymer. Bei Betätigung des Abzugs verschoss die Waffe stets zwei Patronen, jedoch so schnell, dass nur ein Knall wahrgenommen wurde. Eine leicht transportierbare, extrem tödliche Waffe.
    Standardausrüstung im Waffenarsenal von Consular Operations.

Kapitel sechsundzwanzig
    Ambler warf sich blitzartig zu Boden, einen Sekundenbruchteil,

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