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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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bezweifelten, dass es ein Unfall gewesen ist. Und in Washington rangen die Politiker die Hände. Der wieder aufflammende Anti-Amerikanismus wurde als negative Entwicklung betrachtet. Aber diese Experten haben die Wahrheit nicht begriffen, die der chinesische Weise Chungwen Hang shuangxing oder >Zweideutigkeit< nannte. Tatsächlich war der neu erstarkte Anti-Amerikanismus vielleicht sogar gut für Amerika. Alles, was Chinas Integration in die Völkergemeinschaft verzögert, wird auch das Wirtschaftswachstum Chinas bremsen. Ein Skeptiker würde vielleicht behaupten, eine solche Verzögerung sei gut für Amerika und den Rest der Welt. Ich als unparteiischer Beobachter, als Wissenschaftler, will mir nicht anmaßen, die eine oder die andere Richtung als besser zu bezeichnen. Aber da ich glaube, dass wir an einem Scheideweg angekommen sind, möchte ich unsere Aufmerksamkeit auf das richten, was jeweils am Ende der beiden Wege liegt. Konflikte mit China werden sich kaum vermeiden lassen. Aber wir können vermeiden, diese Konflikte zu verlieren. Das hängt allein von dem Weg ab, für den wir uns heute entscheiden.«
    Caston kniete sich vor den Fernseher und tippte erneut Befehle in die Tastatur. Das nächste Video startete. Die Qualität war schlechter, offenbar die Kopie einer C-SPAN-Fernsehübertragung, die erst vor wenigen Jahren gesendet worden war.
    »Hier pfeift er in einer ganz anderen Tonart« sagte Caston. »Natürlich war die Konferenz des Center for Policy Studies eine geschlossene Veranstaltung – im Publikum saßen hauptsächlich Palmers Anhänger. Dies hier stammt von der Konferenz eines Ausschusses, den ein neutraler Thinktank aus Washington zusammengestellt hat. Ziel war, unterschiedliche
Meinungen zu dem Thema zu präsentieren. Vielleicht hielt Palmer es für sinnvoll, nicht allzu sehr aus der Reihe zu tanzen.«
    Ashton Palmer stach in dem aus fünf Sinologen bestehenden Ausschuss sofort ins Auge. Seine Miene war eisig und undurchdringlich, seine hohe Stirn und die klaren, grauen Augen strahlten Intelligenz und Nachdenklichkeit aus.
    Der Clip begann mit einer Wortmeldung aus dem Publikum. Ein schlaksiger junger Mann mit dichtem Vollbart und dicker Brille fragte: »Professor Palmer, sind Sie der Ansicht, dass Amerikas Chinapolitik mit größerer Zurückhaltung betrieben werden sollte, um unsere nationalen Interessen zu schützen? Viele Mitglieder des Außenministeriums würden den Aufstieg von Präsident Liu Ang als großen Erfolg bezeichnen. Teils auch als Erfolg ihrer Politik des >konstruktiven Engagements<. Was sagen Sie dazu?«
    Palmer lächelte, als die Kamera wieder auf ihn schwenkte. »Damit haben unsere Politiker völlig recht«, sagte er. »Liu Ang ist politisch und persönlich bemerkenswert zugkräftig. Ich hoffe sehr, dass er die Zukunft Chinas repräsentiert.«
    Palmer lächelte wieder, seine weißen, ebenmäßigen Zähne blitzten. Aber trotz der flüssigen Erwiderung und dem freundlichen Tonfall lief Ambler ein kalter Schauer über den Rücken. Auf Palmers Gesicht, das er keine Sekunde aus den Augen gelassen hatte, entdeckte er – nein, sah er – tiefe Verachtung und Feindseligkeit. Offensichtlich hasste er den Staatsmann, über den er gerade sprach. In dem Moment, in dem Palmer Liu Angs Namen aussprach, huschte ein flüchtiger Ausdruck über sein Gesicht, der all seine schönen Worte Lügen strafte.
    »Ich hoffe also aus ganzem Herzen, dass das Außenministerium mit seinem Triumph recht behalten wird«, schloss Palmer
gerade. »Wir müssen ja schließlich mit ihm zusammenarbeiten.«
    Caston grunzte. »Der Kerl klingt auch hier vollkommen überzeugend. Verdammt schwer zu durchschauen, der Typ.«
    Jetzt nahm sich Ambler die Tastatur vor. Die Video-Software bot die Möglichkeit, den Clip vor- oder zurückzuspulen, und Ambler ging zu einer Stelle kurz vor dem Augenblick, in dem Palmer den Namen des Präsidenten nannte. Nun spielte er das Video Frame für Frame ab. Da. In der winzigen Pause zwischen den beiden Teilen des chinesischen Namens zeigte sich auf Palmers Gesicht ein radikal anderer Ausdruck. Die Augen waren zusammengekniffen, die Mundwinkel nach unten gezogen, die Nasenlöcher gebläht: eine Miene, die nur Wut und Abscheu ausdrückte. Beim übernächsten Frame war sie verschwunden und durch ein aufgesetztes Lächeln und falsche Bewunderung ersetzt worden.
    »Jesus Christus«, keuchte Caston.
    Ambler schwieg.
    Caston schüttelte den Kopf. »Das hätte ich nie im Leben bemerkt.«
    »Es

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