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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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nicht zu erschrecken. Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln, das genauso unwillkürlich war wie ein Niesen, ein Schluchzen oder Seufzen. Einem Lächeln, das den Raum zu erleuchten schien.
    Sie folgte dem Klang seiner Stimme, streckte eine Hand aus und ertastete sein Gesicht wie eine Blinde. Sie fand seine Wange und liebkoste sie. Nun stand sie ganz dicht vor ihm. Er spürte ihre Wärme, und als ihre Lippen die seinen berührten, durchfuhr es ihn wie ein elektrischer Schlag. Er schloss sie in die Arme und zog sie an sich. Ihre Wange ruhte an seiner Brust, er küsste ihr Haar, ihr Ohr, ihren Hals und sog ihren Duft tief in sich ein. Er wollte jeden Augenblick mit ihr genießen. Und obwohl er fürchtete, dass er den heutigen Tag nicht überleben könnte, stieg ein seltsames Glücksgefühl in ihm auf. Was immer ihm auch zustoßen mochte, er durfte mit der Gewissheit sterben, dass er geliebt wurde.
    »Laurel«, atmete er, »ich ...«
    Sie drückte ihren Mund auf seinen, und er verstummte. Sie schien aus seinem Kuss neuen Mut zu schöpfen. »Ich weiß«, sagte sie nach einer Weile.
    Er umschloss ihr Gesicht mit beiden Händen und strich ihr mit den Daumen sanft über die Wangen. Er spürte eine Feuchtigkeit dort, die vorher nicht da gewesen war.
    »Du musst es nicht sagen«, sagte sie mit leiser Stimme, von ihren Gefühlen überwältigt.
    Erneut schmiegte sie sich fest in seine Arme, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn leidenschaftlich. In diesem endlosen Augenblick gab es für ihn einzig und allein ihre Gegenwart:
ihre Wärme, ihren Duft, ihren festen, weichen, zitternden Körper ganz dicht an seinem. Das langsame Klopfen ihres – seines? – Herzens. Der Rest der Welt versank – das Hotelzimmer, die Stadt, ihre Mission, ja die Welt selbst existierten nicht mehr. Nur sie beide. Zwei Menschen, die in diesem Augenblick zu einer Einheit verschmolzen waren. Er spürte, wie sie ihn umklammerte. Ihre Verzweiflung war von ihr gewichen und hatte einer seltsamen Gelassenheit Platz gemacht, die auch ihn erfüllte.
    Dann lockerten sie die Umarmung und traten einen Schritt auseinander. Nun waren sie wieder zwei Menschen geworden. Er betätigte den Lichtschalter neben der Tür. Mit der Helligkeit veränderte sich auch der Raum um sie herum. Er wurde kleiner, gemütlicher und durch die opulenten Texturen und Farben auch intimer. Laurel selbst blieb unverändert. Sie sah genauso aus, wie er sie sich vorgestellt hatte, als habe sich das Bild in seinem Kopf vor seinen Augen materialisiert. Ihre großen Haselnussaugen mit den grünen Einschlüssen waren voller Sehnsucht, Liebe und Sorge, ihre Haut war so zart wie Porzellan, ihre Lippen sinnlich und halb geöffnet. Aus ihrem Blick strahlte absolute Hingabe. Solche Hingabe bekam man sonst nur im Kino zu sehen. Aber diese hier war real. Hier, in Reichweite seiner Arme. Die einzige Realität, der er voll und ganz vertraute.
    »Gott sei Dank geht es dir gut, mein Liebling, mein Liebster«, sagte sie leise. »Gott sei Dank bist du in Sicherheit.«
    »Du bist so wunderschön«, sagte er impulsiv, ohne darüber nachzudenken. Meine Ariadne .
    »Lass uns einfach verschwinden«, sagte Laurel. Wilde Hoffnung ließ ihr Gesicht aufleuchten. »Komm, wir nehmen die Skier, fahren den Berg hinunter und schauen kein einziges Mal zurück.«

    »Laurel«, sagte er.
    »Nur wir beide«, flehte sie. »Es ist mir egal, was passiert. Hauptsache, wir sind zusammen.«
    »Bald«, sagte er. »Nur noch ein paar Stunden.«
    Laurel blinzelte langsam. Sie hatte verzweifelt versucht, ihre Angst zu beherrschen, aber jetzt stieg sie wieder in ihr auf und überwältigte sie beinahe. »Oh, mein Liebster«, sagte sie. »Ich habe schreckliche Vorahnungen. Ich kann sie einfach nicht abschütteln.« Ihre Stimme zitterte, ihre Augen glitzerten vor Tränen.
    Jetzt überkam auch ihn Angst – Angst um sie. Um ihre Sicherheit, ihr Wohlergehen. »Hast du mit Caston darüber gesprochen?«
    Sie lächelte kläglich unter Tränen. »Mit Caston über Vorahnungen? Er fing sofort an, von Chancen und Wahrscheinlichkeiten zu reden.«
    »Klingt ganz nach Caston.«
    »Von schlechten Chancen und geringen Wahrscheinlichkeiten.« Ihr Lächeln erstarb. »Ich glaube, er hat auch ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache. Er gibt nur nicht zu, dass er überhaupt Gefühle hat.«
    »Manche Leute ertragen das Leben nur so.«
    »Er hat gesagt, dass du tun wirst, was du tun musst. Egal, wie schlecht die Chancen auch stehen.«
    »Hat ihm

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