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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Bytes. Dies ist eine Welt digitaler Signaturen, digitaler Akten, digitaler Bestätigungen. Es wäre leichter für mich, dem Yeti oder dem verdammten Loch-Ness-Monster einen Teilnehmerausweis zu
verschaffen. Die existieren zwar auch nicht, aber man findet sie wenigstens im Internet.«
    »Sind Sie fertig?«
    »Ich befürchte, wir sind alle fertig. Erledigt.« Castons Augen blitzten. »Ich habe die ganze Zeit gehofft, Sie hätten noch ein Ass im Ärmel, einen genialen Plan B. Aber Sie sind noch viel leichtsinniger, als ich befürchtet hatte. Sie stürzen sich Hals über Kopf in eine potenzielle Katastrophe, und das ohne einen Plan! Sie denken nicht vorausschauend – ach was, Sie denken überhaupt nicht! Unsere Chancen waren von Anfang an gering bis verschwindend. Und die geringen haben sich gerade in Nichts aufgelöst.«
    Ambler kam es vor, als habe sich die Schwerkraft im Zimmer verdoppelt. Seine Glieder waren so schwer wie Blei. »Erklären Sie mir bitte einfach, wie dieses Ausweissystem organisiert ist. Und zwar nicht digital, sondern materiell.«
    »Falls Sie daran denken, sich da irgendwie reinzuschummeln, vergessen Sie’s«, grummelte Caston. »Und mit der Wahrheit oder mit Ihrem Gesichtsröntgenblick werden Sie’s auch nicht schaffen. Das System ist sehr einfach und kaum zu überlisten.« Er knöpfte seine graue Anzugjacke aus Wollmischgewebe auf – Ambler roch den leichten Geruch nach Mottenkugeln, der ihr entströmte – und zeigte ihnen den Teilnehmerausweis, den er an einer weißen Nylonschnur um den Hals trug. Er war verblüffend schlicht. Ein weißes Rechteck aus Plastik mit Castons Namen und einem Passfoto. Darunter ein silbriges Hologramm, darüber ein blauer Zierstreifen. Er drehte den Ausweis um und zeigte ihnen den Magnetstreifen auf der Rückseite.
    »Meine sieht genau so aus«, warf Laurel ein. »Nichts Besonderes. Könnten wir nicht eine stehlen und fälschen?«
    Caston schüttelte den Kopf. »Beim Eingang zieht man
die Karte durch ein Lesegerät. Die digitale Signatur ruft den Gästeeintrag im Computer auf. Und der Computer am Eingang hat die größte Cyber-Sicherheit, die man sich vorstellen kann. Er ist nämlich >luftgeschützt<. In anderen Worten, ein Standalone-Gerät, das nicht mit dem Internet verbunden ist. Man kann sich also nicht reinhacken. Und der Wachmann am Monitor vergleicht den Karteninhaber mit dem Foto, das auf dem Monitor angezeigt wird, wenn die Karte gelesen wird. Wer also nicht bereits in der Gästedatei steht, ist völlig verratzt.«
    »Ist das der Fachausdruck dafür?«
    »Außerdem muss man Metalldetektoren passieren, wie am Flughafen«, fuhr Caston unbeirrt fort. »Jacken, Schlüssel usw. fahren auf einem Fließband durch.«
    »Reicht das nicht, um einen Attentäter zu entdecken?«, fragte Laurel.
    »Dieser Anschlag ist seit Monaten, wenn nicht noch länger geplant«, erwiderte Caston. Er warf Ambler einen düsteren Blick zu. »Sie haben noch knapp zwei Stunden Zeit.«
    Ambler wanderte zu dem Fenster, an dem Laurel gerade gestanden hatte und starrte wieder in den trüben Nachmittag hinaus. Ununterbrochen fielen träge Schneeflocken vom Himmel.
    Was sollte er tun? Er spürte, wie Panik in ihm aufstieg. Er musste sie unterdrücken, denn Panik blockierte ihn und schnitt ihn von seinen Instinkten ab.
    Laurels Stimme: »Und wenn man seine Karte verloren hat?«
    »Dann entschuldigen sie sich und geleiten dich freundlich aber bestimmt zum Ausgang«, erwiderte Caston. »Als ich vor ein paar Jahren hier war, habe ich das mal gesehen. Und es ist völlig egal, ob es sich dabei um den König von Marokko handelt.
Wer sich im Kongresszentrum aufhält, trägt eine Karte um den Hals.«
    »Sogar Staatsoberhäupter?«, fragte Laurel beharrlich weiter.
    »Ich bin gerade dem Vizepräsidenten der USA begegnet. Er trug einen schiefergrauen Anzug und eine gelbe Krawatte. Und unter dem Krawattenknoten einen Davos-Teilnehmerausweis. Ein einfaches, narrensicheres System. Diese Leute spielen keine Spielchen. Es hat hier seit mehr als dreißig Jahren keine Sicherheitslücken gegeben, und das mit gutem Grund.«
    Ambler drehte sich zu den beiden um und erhaschte Laurels erwartungsvollen Blick: »Aber es muss doch eine Lücke geben, oder? Den menschlichen Faktor, von dem du immer sprichst.«
    Ambler hörte ihre Worte wie aus großer Entfernung. Er spielte gedanklich verschiedene Szenarien durch, erwog diverse Möglichkeiten und verwarf sie sofort wieder. Beinahe jede Organisation wies

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