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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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folgenden Morgen verkatert. »Es heißt Sin-Dschin«, erklärte der Superspion den Damen, die seinen Namen falsch aussprachen, lässig und verführerisch. »Mit der Betonung auf Gin.« Derek St. John hatte sogar ein Hausmittel gegen Kater, dessen Rezept in Clive McCarthys Operation Atlantis detailliert beschrieben wurde. Aber man musste rohe Eier vertilgen, und Adrian hielt es für gefährlich, rohe Eier zu essen.
    Allerdings hatte Adrian den gestrigen Abend auch nicht mit einem langbeinigen Supermodel – der Gespielin eines gelähmten Superschurken, der in einem speziellen Satelliten mit einem Anti-Gravitationsfeld die Erde umkreiste – verbracht. Das hatte er nur in Operation Atlantis gelesen. Adrians Abend war weniger spektakulär gewesen, doch wenn er an ihn zurückdachte, verspürte er leichte Schuldgefühle, was Derek St. John nie passiert wäre.

    Ihr Name war Caitlin Easton, und sie war Verwaltungsassistentin bei den Joint Facilities Resources. Als sie ihr Misstrauen ihm gegenüber abgelegt hatte, klang ihre Stimme am Telefon unverhofft fröhlich und anziehend, und sie verabredeten sich im Grenville’s Grill. Als Adrian ihr schließlich gegenüberstand, musste er seine Enttäuschung verbergen. Sie war ein bisschen fülliger, als er sie sich vorgestellt hatte, und er bemerkte, dass sie am Nasenflügel einen Pickel hatte. Besonders toll war das Restaurant, in das er sie eingeladen hatte, allerdings auch nicht. Grenville’s Grill war ein »Bistro« in Tysons Corner, wo die Kellner den Gästen riesige, laminierte Speisekarten vor die Nase klatschten, das Brot in scheußlichen, mit Servietten ausgelegten Körbchen servierten und Zahnstocher in die Club-Sandwichs steckten. Aber es lag für sie beide auf dem Nachhauseweg. Je länger sie sich allerdings unterhielten, desto netter fand er sie. Caitlin hatte einen ausgeprägten Sinn für Humor, und er amüsierte sich prächtig. Als er ihr seinen vollen Namen sagte – »Es heißt Adrian Choi, mit der Betonung auf oy « –, lachte sie, obwohl sie die Anspielung bestimmt nicht verstanden hatte. Sie lachte über alle seine Witze, selbst die nicht besonders lustigen, und das machte ihm Mut. Sie war wirklich eine lustige Nudel.
    Warum nagte dann sein Gewissen an ihm? Nun, er hatte sie schließlich benutzt. Er hatte zu ihr gesagt: »Hey, wenn du nach der Arbeit noch nichts vorhast, könnten wir ja zusammen was trinken oder einen Happen essen gehen.« Nicht: »Ihr Typen habt Informationen, die mein Boss braucht.« Also war der Abend im Grunde genommen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zustande gekommen. Und Caitlin Easton war keine feindliche Agentin. Sie war – ehrlich gesagt – nur eine Sekretärin.
    Das Telefon schnurrte, ein interner Anruf. Caitlin?

    Er atmete tief durch. »Hallo«, sagte er und registrierte überrascht, dass er viel entspannter klang, als er sich fühlte.
    »Selber hallo«, sagte sie.
    »Es war schön gestern Abend.«
    »Ja«, sagte sie. »Ja, das stimmt.« Sie senkte die Stimme. »Hör mal, ich hab da was für dich.«
    »Wirklich?«
    »Ich will nur nicht, dass du noch mehr Arger mit deinem Boss bekommst.«
    »Sprichst du von . . .«
    »Jawohl.«
    »Caitlin, ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.«
    »Da fällt dir schon was ein«, kicherte sie.
    Adrian errötete.
     
    Als Ambler Jozef Vrabel zum ersten Mal gegenüberstand, war er ziemlich enttäuscht. Der Mann, der sein Doppelgänger sein sollte, war nicht besonders beeindruckend. Kaum einen Meter siebzig groß, kleiner Kopf, schmale Schultern und ein üppiger Bierbauch, der sich über seinen breiten Hüften wölbte. Er sah aus wie ein menschlicher Kegel. Falls Caston recht hatte, kam es jedoch nur auf das Gesicht an, und das Gesicht war ähnlich genug, um einem flüchtigen Vergleich standzuhalten, wenn man sich auf die Gemeinsamkeiten und nicht die Unterschiede konzentrierte.
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, wiederholte der slowakische Geschäftsmann, der einen langweiligen, maulwurffarbenen Anzug trug, während Caston ihn aus dem Kongresszentrum führte. Dicke Wolken verdunkelten die Straße, die verschiedenen Grautöne gingen ineinander über.
    »Ich weiß, dass das verrückt klingt«, sagte Caston gerade. »Aber die CIA hat bereits einen Deal mit Slovakia Telekom
ausgehandelt, und dies ist unsere letzte Chance für eine Neuverhandlung. Die Bedenkzeit ist beinahe abgelaufen. Um Punkt Mitternacht tritt der Vertrag in Kraft.«
    »Aber warum hat man uns nicht schon

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