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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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sich Ambler zu Caston um und sagte: »Hast du das alte Angebot mitgebracht?«
    »Nach Davos? Wir können die verschlüsselten Dateien herunterladen, aber wir müssten einen unserer eigenen Computer benutzen.« Caston sprach seinen Text ein bisschen steif, aber das wirkte nur, als sei ihm das Ganze recht unangenehm. »Die Jungs in der Bergstation haben eine abgeschirmte Verbindung.«

    »Jesus Christus! Auf der Schatzalp?«, stöhnte Ambler. »Du kannst doch wohl nicht erwarten, dass Mr. Vrabel mit der Drahtseilbahn den ganzen Weg bis zur Schatzalp hinauffährt. Das dauert viel zu lange. Er ist ein viel beschäftigter Mann. Wir haben alle zu viel zu tun. Vergiss das Ganze. Vergiss es einfach.«
    »Aber wir machen ein schlechtes Geschäft«, protestierte Caston. »Du kannst doch nicht ...«
    »Ich nehm’s auf meine Kappe.« Er wandte sich an den Slowaken. »Tut mir leid, dass wir Ihre Zeit verschwendet haben.«
    Vrabel sagte mit geradezu fürstlicher Leutseligkeit: »Aber meine Herren, ich bitte Sie. Ihr Land verdient meine Aufmerksamkeit und Zeit vollkommen. Ich darf nicht zulassen, dass diese Tschechen Sie über den Tisch ziehen. Schließlich wäre das nicht im Interesse unserer Aktionäre. Setzen Sie mich in die Seilbahn. Ehrlich gesagt würde ich sehr gern die Chance nutzen, die Schatzalp zu besichtigen. Ich habe gehört, es soll wunderbar dort sein.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie Ihre Zeit dafür opfern wollen?«
    »Aber natürlich«, sagte der Slowake mit einem Zweihundert-Millionen-Dollar-Lächeln. »Aber natürlich .«
     
    Vor dem Haupteingang des Kongresszentrums wurde die Menschenschlange zwischen zwei Gitterzäunen und einem weit eindrucksvolleren Zaun aus Militärpolizisten hindurchgeschleust, die mit von der Kälte geröteten Wangen kleine Dampfwölkchen in die eiskalte Bergluft bliesen. Direkt nach dem Eingangstor links befand sich eine effizient organisierte Garderobe. Danach folgte die Sicherheitszone, wo etwa ein halbes Dutzend Sicherheitskräfte Wache schoben. Ambler ließ sich viel Zeit bei der Abgabe seines Mantels. Er tastete wiederholt alle Taschen ab, als wolle er auf keinen Fall etwas
Wichtiges vergessen. Er wollte erst dann durch die Sicherheitsschleuse gehen, wenn sich vor ihm und hinter ihm viele Leute drängten. Inzwischen trug er einen Blazer, sein Ausweis hing ihm um den Hals und baumelte ungefähr in der Höhe des drittobersten Hemdknopfes. Endlich sah er, wie sich Männer und Frauen in einem Pulk näherten, und stellte sich schnell mit ihnen vor der Sicherheitsschleuse an.
    »Ganz schön kalt draußen«, sagte er zu dem Mann am Computerterminal mit einem, wie er hoffte, passablen mitteleuropäischen Akzent. »Aber Sie haben sich bestimmt daran gewöhnt.« Er legte seine Karte auf das Lesegerät und klatschte sich mit den Händen leicht auf die Wangen, wie um sie zu wärmen. Der Mann warf einen Blick auf den Monitor und sah ihn dann an. Ein grünes Licht blinkte über der Schranke auf, und Ambler ging durch ein metallenes Drehgitter.
    Er war drin.
    Er spürte, wie sich in seinem Inneren etwas regte und wie ein scheuer Vogel zu flattern begann. Es dauerte einen Moment, bis er realisierte, dass es Hoffnung war.
    Hoffnung. Das gefährlichste aller Gefühle war vielleicht genau das, was er jetzt am nötigsten brauchte.

Kapitel zweiunddreißig
    Innen war alles taghell erleuchtet. Als er aus dem düsteren Davoser Wintertag in das riesige Kongresszentrum trat, kam er sich vor, als trete er aus einem dunklen Kino ins grelle Sonnenlicht. Jede Ecke war hell ausgeleuchtet, die Wände und der Boden strahlten in warmen Erdtönen wie Creme, Sand oder Ocker. Auf der linken Wand neben dem ersten großen Atrium waren die verschiedenen Erdteile in Brauntönen mit Längen- und Breitengraden dargestellt, das Ganze wirkte wie ein flach ausgebreiteter Globus. Ambler wagte sich tiefer in das geschäftige Treiben hinein. Er nahm seine Umgebung beinahe übernatürlich genau wahr. Die Decke, die sich rund sieben Meter über ihm wölbte, war ganz aus schmalen Holzplanken gefertigt. Er kam sich vor, als stünde er in einer riesigen Arche. Ambler blieb kurz bei einem Sitzbereich stehen, wo Teilnehmer an kleinen runden Glastischen Kaffee tranken. Zwischen den Tischen standen Orchideen in schweren Terrakotta-Töpfen. Auf einer umbrafarbenen Wand verkündeten erhabene Lettern, dass dies das WORLD CAFÉ war. Die Wand war mit horizontal geschriebenen Ländernamen dekoriert, die von vertikal geschriebenen

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