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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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die Verbindungsaufnahme?«
    »Wir haben eine Art Fernbeziehung. Heute Morgen habe ich eine verschlüsselte E-Mail mit den Anweisungen bekommen. Auf meinem Bankkonto war bereits eine Vorauszahlung eingegangen. Damit war die Sache gebongt.« Die Worte überschlugen sich fast. »Kein persönlicher Kontakt, keine Besprechungen. Sicherheit durch Distanz.«
    Der Mann sagte die Wahrheit – und seine Worte verrieten Ambler weit mehr, als sie eigentlich ausdrücken sollten. Sicherheit durch Distanz. Eine bei den US-Nachrichtendiensten gebräuchliche Formel. »Sie sind ein amerikanischer Agent«, stellte Ambler fest.
    »Gewesen, wie ich schon gesagt hab. Früher bei MI.« Also Military Intelligence. »Davor sieben Jahre bei den Special Forces.«
    »Und jetzt arbeiten Sie freiberuflich.«
    »Genau.«
    Ambler zog den Reißverschluss eines Beutels auf, der an der Kakiweste des Mannes hing. Darin fand er ein zerkratztes Nokia-Handy, vermutlich zum persönlichen Gebrauch, das er einsteckte. Außerdem enthielt der Beutel wie erwartet die militärische Version eines BlackBerry-Messagers. Also RASP-Datensicherheit auf ganzer Linie. Der Söldner und die Organisation, die ihn angeheuert hatte, konnten mit Geräten umgehen, die bei den US-Nachrichtendiensten in Gebrauch waren.

    »Okay, ich schlage Ihnen einen Tauschhandel vor«, sagte Ambler. »Sie erklären mit das E-Mail-Protokoll und geben mir Ihre Passwörter.«
    Eine kurze Pause. Dann schüttelte der Mann mit neuer Entschlossenheit im Gesichtsausdruck langsam den Kopf. »Fällt mir nicht im Traum ein.«
    Ambler spürte einen Stich. Er musste die dominierende Position aufs Neue erringen. Als er die Emotionen studierte, die sich auf dem Gesicht des Mannes abzeichneten, erkannte er, dass er es nicht mit einem Fanatiker, einem wahren Gläubigen zu tun hatte. Der Mann vor ihm war wirklich nur ein Söldner. Er legte großen Wert darauf, sich seinen Ruf als zuverlässiger Mann zu bewahren, weil davon künftige Aufträge abhingen. Ambler dagegen musste ihm begreiflich machen, dass die Frage, ob er überhaupt eine Zukunft haben würde, von seiner Kooperationsbereitschaft abhing. In solchen Augenblicken war eine ruhige, vernünftige Art nicht zielführend. Vielmehr musste er den geilen Sadisten spielen, der begeistert jede Gelegenheit nutzte, seine Perversion auszuleben.
    »Wissen Sie, wie ein Mann aussieht, dem man die Gesichtshaut abgezogen hat?«, fragte Ambler ruhig. »Ich schon. Die menschliche Haut ist überraschend zäh, aber nur lose mit den unter ihr liegenden Fett- und Muskelschichten verbunden. Das bedeutet, dass die Haut sich überraschend leicht vom Gesicht lösen lässt, sobald der erste Schnitt gemacht ist. Als ob man Grassoden aufrollt. Und sobald man sie abhebt, sieht man unter ihr das unglaublich engmaschige Geflecht der Gesichtsmuskeln. Eine Wellenschliffklinge ist nicht gerade das ideale Werkzeug dafür – sie schneidet zu grob, hinterlässt gezackte Wundränder. Trotzdem genügt sie für diesen Zweck. Sie werden nicht zusehen können, fürchte ich, aber
ich beschreibe Ihnen, was ich sehe. Dann verpassen Sie nichts. Also, fangen wir an? Sie werden ein kleines Zwicken spüren. Naja, vielleicht etwas mehr als ein Zwicken. Es wird sich eher so anfühlen, als ... nun, als ziehe Ihnen jemand bei lebendigem Leib die Haut ab.«
    Der Mann kniff ängstlich die Augen zusammen. »Sie haben von einem Tauschhandel gesprochen«, sagte er. »Was kriege ich?«
    »Oh, das. Also, Sie können ... wie soll ich’s ausdrücken? Sie können Ihr Gesicht wahren.«
    Der Kniende schluckte trocken. »Der Code lautet 1345 GD«, sagte er heiser. »Wiederhole: 1345GD.«
    »Eine freundschaftliche Mahnung: Haben Sie gelogen, erfahre ich’s sofort«, sagte Ambler. »Versuchen Sie mich reinzulegen, geht unsere Anatomiestunde weiter. Darüber sind Sie sich hoffentlich im Klaren.«
    »Ich lüge nicht!«
    Ein frostiges Lächeln. »Ich weiß.«
    »Die E-Mail-Verschlüsselung erfolgt automatisch durch die Hardware. In der Betreffzeile muss >Suche Odysseus< stehen. Groß- oder Kleinschreibung spielt keine Rolle. Der Absender lautet >Zyklop<.« Er nannte weitere Einzelheiten des vereinbarten E-Mail-Protokolls, und Ambler prägte sie sich ein.
    »Jetzt müssen Sie mich freilassen, Mann«, sagte der Südstaatler, nachdem er auf Amblers Befehl alles dreimal wiederholt hatte.
    Ambler vertauschte seine beige Jacke mit Kunstfaserfüllung gegen Kakiweste und Tarnjacke des anderen; sie enthielten viele

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