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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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ein ausgezehrter Mann am unteren Ende des Tisches mit niedergeschlagenen Augen ein. »Sie sind sowohl intellektuell als auch politisch glaubwürdig. Und das macht Sie noch viel bedrohlicher.«
    »Genug jetzt!«, sagte der jugendliche Präsident. »Was Sie von mir wollen, kann ich nicht tun. Sie behaupten, dass ich nur so meine eigene Position schützen kann. Aber wenn ich Säuberungsaktionen einleite und meine Gegner nur deshalb zerstöre, weil sie meine Gegner sind, dann ist meine Regierung es nicht wert, beschützt zu werden. Menschen beschreiten diesen Weg vielleicht aus erhabenen Motiven. Aber dieser Weg hat keine Gabelung und führt nur zu einem Ort. Er führt zur Tyrannei.« Er legte eine Pause ein. »Diejenigen, die
mich aus prinzipiellen Gründen ablehnen, werde ich zu überzeugen versuchen. Jene mit weniger ehrenhaften Motiven sind – vorsichtig ausgedrückt – Opportunisten. Und wenn meine Politik Erfolg hat, werden sie so handeln, wie Opportunisten immer handeln. Sie werden sehen, aus welcher Richtung der Wind weht, und ihr Mäntelchen in diesen Wind hängen.«
    »Ist dies die Stimme der Demut oder der Arroganz?«, fragte ein Mann von der gegenüberliegenden Seite des Tisches. Dieser Mann, der Li Pei hieß, hatte weiße Haare, und sein Gesicht war so faltig und verwittert wie eine Walnuss. Er war ein Jahrzehnt älter als die anderen und in mancher Hinsicht der untypischste von Angs Verbündeten. Li Pei stammte aus der Provinz und hatte sich aus ärmlichen Verhältnissen hochgearbeitet. Er war unter dem respektvollen Spitznamen jiaohua de nongmin oder der »gerissene Bauer« bekannt. Der Überlebenskünstler hatte bereits unter Mao im Zhongnanhai-Komplex gelebt und auch unter Maos Nachfolgern entweder im Staatsrat oder in der Partei selbst gedient. Er hatte das Chaos der Kulturrevolution überstanden, die Massaker und Razzien, die Reformen, die unzähligen ideologischen Kursänderungen. Viele hielten Li Pei für einen Zyniker, der sich immer demjenigen anpasste, der gerade an der Macht war. Aber das war nicht die ganze Wahrheit. Wie viele besonders ätzende Zyniker war er im Grunde ein enttäuschter Idealist.
    Am Kopf des schwarzen Lacktisches trank Präsident Liu Ang einen Schluck grünen Tee. »Vielleicht habe ich mich sowohl der Demut als auch der Arroganz schuldig gemacht. Aber nicht der Ignoranz. Ich kenne die Risiken.«
    Ein anderer Mann am Tisch warf mit leiser Stimme ein: »Wir sollten unsere Blicke nicht nur nach innen richten. Napoleon hat einst gesagt: >Lasst China schlafen. Denn wenn es
erwacht, wird die Welt erzittern.< Zu unseren Feinden gehören auch Ausländer, die dem Reich der Mitte nichts Gutes wünschen. Sie haben Angst, dass China unter Ihrer Führung tatsächlich aufwachen wird.«
    »Wir reden hier nicht über Verschwörungstheorien«, sagte Chao Tang verzweifelt. »Die Geheimdienstberichte, auf die ich mich beziehe, sind sehr beunruhigend. Haben Sie etwa vergessen, was Wai-Chan Leung in Taiwan passiert ist? Der junge Mann galt als politisches Gegenstück zu Ihnen, und Sie wissen doch, wie er beseitigt wurde. Vielleicht haben Sie die gleichen Feinde wie er. All jene, die den Frieden mehr fürchten als den Krieg. Die Gefahr, in der Sie schweben, ist real. Es ist sehr wahrscheinlich, dass bereits eine Art Verschwörung gegen Sie im Gang ist.«
    »Eine Art Verschwörung?«, wiederholte Ang. »Sie warnen mich vor einer internationalen Verschwörung und wissen in Wahrheit weder, wer die Zügel in der Hand hat, noch, was die Ziele der Verschwörer sein könnten. Von einer Verschwörung zu sprechen, ohne die Hintergründe zu kennen, ist nur leeres Geschwätz.«
    »Sie wollen handfeste Beweise?«, fragte Chao. »Solche Beweise bekommt man erst dann, wenn es zu spät ist. Ein Komplott von Verschwörern, deren konkrete Pläne uns bekannt wären, wäre ein bereits vereiteltes Komplott. Aber wir können die Gerüchte, die Hinweise und die verschlüsselten Andeutungen nicht länger ignorieren ...«
    »Das sind doch alles nur Vermutungen!«
    »Ganz offensichtlich stecken auch Mitglieder Ihrer eigenen Regierung dahinter«, sagte Chao. Er schaffte es nur mit Mühe, seine Stimme nicht zu erheben. »Und die Indizien weisen eindeutig darauf hin, dass auch hochrangige Mitglieder der US-Regierung ihre Finger im Spiel haben.«

    »Aber Ihre Informationen bilden keine Handlungsbasis«, protestierte Ang. »Ich weiß Ihre Besorgnis um mich sehr zu schätzen, aber ich sehe keine Möglichkeit zu handeln,

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