Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
Vom Netzwerk:
te mbare. Falemnderit.«
    Ambler sah sich den Fahrer noch einmal genauer an. Er hatte schmutzig blondes Haar, sein Gesicht schien nur aus Kanten und Ebenen zu bestehen. Er lenkte die Limousine
sanft in den Stadtverkehr. Jetzt drehte sich Amblers Mitpassagier zu ihm um und begrüßte ihn mit einem fröhlichen »Hallo«.
    Die Erkenntnis, dass er diesen Mann kannte, durchfuhr Ambler wie ein Blitz. Dies war der Mann, den Arkady ihm angekündigt hatte. Sie kennen ihn. Es ist jemand, mit dem Sie bereits gearbeitet haben. Ein Mann, den er nur als Osiris kannte und dem er nur als Tarquin bekannt war. Osiris, ein beleibter Mann um die sechzig, war beinahe glatzköpfig. Nur seine Ohren und sein Nacken wurden von schütterem rotem Haar gesäumt. Schon als sie zusammen in der Political Stabilization Unit gearbeitet hatten, war er nicht sonderlich fit, aber dennoch erstaunlich schnellfüßig gewesen. Besonders, wenn man sein anderes Handicap bedachte.
    »Es ist lange her«, sagte Ambler.
    Als Ambler sprach, bewegte Osiris seinen Kopf leicht und lächelte, seine blauen, milchigen Augen richteten sich beinahe, aber nicht ganz auf Amblers Augen. »Lange nicht gesehen«, stimmte er zu.
    Osiris war sehr gut darin, Menschen vergessen zu lassen, dass er seit seiner Geburt blind war. Osiris sprach in visuellen Begriffen, er war sich der Sonne sehr bewusst, achtete auf die Textur der Kleidung seines Gegenübers und übersetzte taktile oder auditive Informationen sofort in ihre visuellen Gegenstücke. Aber Übersetzung war schon immer seine Stärke gewesen.
    Osiris war der brillanteste Linguist, der je für Consular Operations gearbeitet hatte. Er sprach und verstand nicht nur alle bedeutenden Sprachen, sondern war ein Experte für kreolische Sprachen, Dialekte und regionale Akzente. Für die Sprachen, die Menschen tatsächlich sprachen, nicht die idealisierten Versionen, die an der Schule unterrichtet wurden.
Er wusste, ob ein Deutscher aus Dresden oder Leipzig, Hessen oder Thüringen stammte; er konnte verschiedene hanseatische Provinzen anhand der Vokalfärbung unterscheiden und verstand dreißig verschiedene Arten Straßenarabisch. Besonders in Drittweltregionen, in denen in einem einzigen Viertel die unterschiedlichsten Sprachen gesprochen wurden – zum Beispiel in Nigeria, wo Igbo, Haussa, Yoruba, seltsame Mischformen und Pidgin-Versionen von Englisch und Arabisch manchmal innerhalb einer einzigen Familie zu finden waren –, hatten sich Osiris’ Fähigkeiten als unschätzbar wertvoll erwiesen. Er konnte sich Aufnahmen anhören, die Experten der Afrikaabteilung des Außenministeriums entweder zur Verzweiflung trieben oder um drei Monate Bedenkzeit bitten ließen, und schaffte es, das maschinengewehrartig schnelle Geplapper simultan zu übersetzen.
    »Leider spricht unser Fahrer kein Englisch« sagte der Mann, den Ambler als Osiris kannte. »Aber Albanisch spricht er wie ein Prinz. Tatsächlich glaube ich, dass die meisten seiner ausgewanderten Landsleute ihn für ziemlich affektiert halten dürften.« Er drückte auf einen Kopf, worauf sich eine Tür in der Trennwand öffnete und eine Minibar sichtbar wurde. Seine Hände tasteten nur sehr diskret, als er eine Flasche Wasser herausnahm und zwei Gläser einschenkte. Er wartete, bis Ambler sich ein Glas ausgesucht hatte, dann nahm er das andere. Ein Mann, der versuchte, das natürliche Misstrauen eines anderen zu zerstreuen.
    »Ich möchte mich für das Schmierentheater entschuldigen«, fuhr Osiris fort. »Sie haben das Ganze sicher sofort durchschaut. Meine Arbeitgeber wollten sich davon überzeugen, dass Sie kein Sicherheitsrisiko darstellen. Und sie konnten schließlich nicht Ihre Referenzen überprüfen.«

    Ambler nickte. Es war genau, wie er vermutet hatte. Die Szene auf dem Platz hatte nur dazu gedient, seine Verlässlichkeit zu prüfen. Die Organisation hatte ihn gerade dabei beobachtet, wie er auf einen Mann schoss, der seiner Ansicht nach für die Regierung arbeitete. Wäre Ambler noch selbst im Dienst der Vereinigten Staaten gestanden, hätte er das nie getan.
    »Was passiert mit der Zielperson? Dem Mann in der Yankee-Jacke?«
    »Wer weiß? Wir haben damit nichts zu tun. Offenbar hat das FBI eine Untersuchung über Preisabsprachen im Baugewerbe eingeleitet, und der Kerl hat sich umdrehen lassen und ist nun staatlicher Kronzeuge. Falls Sie gespürt haben, dass er Angst hatte, lagen Sie richtig. Eine Menge gefährlicher Leute würden ihn gern beseitigen. Aber wir gehören

Weitere Kostenlose Bücher