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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Island war sie die hübsche, burschikose Schwester gewesen, aber zu Hause, mit offenen Haaren, Sweater und Jeans war sie viel mehr als hübsch. Er sah sie an. Sie war schön, ja sogar elegant. Ihr welliges, kastanienbraunes Haar umschmeichelte ihre markanten Gesichtszüge und machte sie weicher. Sie bewegte sich mit natürlicher Anmut. Unter ihrem
weiten Sweater war sie straff und weich, geschmeidig und sinnlich. Ihre Taille war schmal, und doch hatte die Rundung ihrer Brüste beinahe etwas Mütterliches. Ambler merkte, dass er sie anstarrte, und wandte den Blick ab.
    Es gab ihm einen Stich, als er die kleine Pistole – eine .22er von Smith & Wesson – sah, die in einer Wandhalterung neben dem Gewürzregal hing. Die Tatsache, dass sie eine Waffe besaß, war von Bedeutung. Von weit größerer Bedeutung war aber die Tatsache, dass Laurel Holland sie gar nicht beachtete.
    »Warum bist du hierher gekommen?«, fragte sie und sah ihn verletzt an. »Ist dir eigentlich klar, was für Folgen das für mich haben kann?«
    »Laurel ...«
    »Wenn du mir wirklich dankbar bist, dann verschwinde! Lass mich in Ruhe.«
    Ambler zuckte zusammen, als hätte sie ihn geschlagen, und senkte den Kopf. »Ich verschwinde«, sagte er beinahe flüsternd.
    »Nein«, wehrte sie ab. »Ich will nicht, dass du ... ach, ich weiß nicht, was ich will.« Ihre Stimme klang gequält, und es war ihr peinlich, dass er sie so sah.
    »Ich habe dir großen Ärger eingebrockt, stimmt’s? Weil du mir geholfen hast. Ich möchte dir dafür danken. Und dir sagen, wie leid es mir tut.«
    Abwesend fuhr sie sich mit der Hand durch ihr glänzendes Haar. »Die Schlüsselkarte? Das war nicht meine. Die Nachtschwester lässt ihre immer im Medikamentenschrank liegen.«
    »Also dachten sie, ich hätte sie ihr irgendwie geklaut?«
    »Genau. Auf dem Video war ziemlich deutlich zu sehen, was passiert ist. Jedenfalls haben sie sich davon täuschen lassen.
Alle wurden verwarnt, und das war’s dann. Nur die zwei Pflegerinnen von der Medikamentenausgabe bekamen Arger. Also gut. Du bist geflüchtet. Und jetzt bist du zurückgekommen.«
    »Na ja, nicht dahin zurück«, korrigierte Ambler.
    »Du sollst ein gefährlicher Mann sein, hat man uns gesagt. Psychotisch.«
    Amblers Blick huschte zu der Pistole, die an der Wand hing. Warum hatte sie nicht danach gegriffen und sich bewaffnet? Irgendwie bezweifelte er, dass sie die Waffe dorthin gehängt hatte. Vermutlich hatte jemand die Halterung für sie gebastelt. Ein Ehemann oder ein fester Freund. Es war keine Männerpistole, aber eine Pistole, die ein Mann einer Frau schenken würde. Eine bestimmte Art Mann jedenfalls.
    »Du hast aber nicht geglaubt, was sie dir erzählt haben«, sagte Ambler. »Einen gefährlichen Psychopathen hättest du doch niemals in dein Haus gelassen. In dem du noch dazu allein lebst.«
    »Sei dir da nicht so sicher«, warnte sie.
    »Du hast hier nicht immer allein gelebt«, sagte Ambler. »Erzähl mir von deinem Ex.«
    »Du scheinst ja schon alles zu wissen. Erzähl du es mir doch.«
    »Er ist – oder war – in doppelter Hinsicht ein Ex. Exfreund und Exsoldat.«
    Sie nickte verblüfft.
    »Ein Veteran, um genau zu sein.«
    Sie nickte wieder, die Farbe wich langsam aus ihrem Gesicht.
    »Vielleicht ein bisschen paranoid«, sagte Ambler und deutete mit dem Kopf auf die Pistole an der Wand. »Lass es uns durchgehen. Du bist eine psychiatrische Krankenschwester
in einer Hochsicherheitseinrichtung, die zum Walter-Reed-Komplex gehört. Warum wohl? Vielleicht weil dein Mann nach einem Fronteinsatz – Somalia? Desert Storm? – nicht mehr ganz richtig im Kopf war?«
    »Posttraumatisches Stresssyndrom«, bestätigte sie leise.
    »Und du hast versucht, ihn zu heilen, ihn aufzufangen.«
    »Ich habe es versucht«, sagte sie mit zitternder Stimme.
    »Und bist gescheitert«, fuhr Ambler fort. »Aber es lag nicht daran, dass du zu wenig getan hättest. Also bildest du dich weiter, gehst vielleicht an eine von der Armee unterstützte Schule. Sie ermutigen dich zu einer höheren Ausbildung, und du stürzt dich auf diese Fachrichtung. Und weil du intelligent bist, machst du deine Sache sehr gut. Eine Psychiatrie-Schwester mit militärischem Hintergrund. Walter Reed. Parrish Island.«
    »Du bist gut«, schnappte sie. Es gefiel ihr nicht, dass er sie zu einer Fallstudie degradierte.
    »Du bist gut – deshalb hast du auch Ärger bekommen. Wie das Sprichwort sagt, Gott bestraft gute Taten sofort.«
    »Bist du deshalb

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