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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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war, zu beantworten.
    Sie hatten bestimmt ihre Gründe.
    Dass hinter Wahnsinn oft Methode steckte, war nur auf den ersten Blick ein Paradox. Tatsächlich gehörte es zu den schmutzigen kleinen Tricks im Arsenal der Gegenspionage, geistige Umnachtung künstlich herbeizuführen. Der beste
Weg, einem Zeugen die Glaubwürdigkeit zu nehmen. Ein Tonband, das man unauffällig verbreitete, um alle interessierten Parteien davon zu überzeugen, dass der Überläufer tatsächlich vollkommen übergeschnappt war. Das reichte, damit alle das Interesse verloren.
    Eine entsetzliche Vorstellung. Aber warum fühlte sich Hal Ambler dann so seltsam wohl? Weil er nicht mehr allein war. Weil er mit einem anderen Menschen die Puzzlestücke zusammenfügte.
    Mit einer Frau, die ihm glaubte. Die an ihn glaubte. Und deren Vertrauen ihm dabei half, wieder an sich selbst zu glauben. Er irrte zwar immer noch in einem Labyrinth umher, aber Theseus hatte endlich seine Ariadne gefunden.
    »Und was ist mit den Datenbanken?«, beharrte Ambler. »Es ist, als hätte ich nie existiert.«
    »Du weißt doch, was man alles anstellen kann, wenn man Macht hat. Sogar ich weiß das. Bei der Arbeit wird viel getratscht. Die Angestellten sind zwar zum Stillschweigen verpflichtet, können aber oft den Mund nicht halten. Man hört von Akten über Leute, die nie existiert haben. Es kann nicht viel schwieriger sein, alle Daten über eine existierende Person zu löschen.«
    »Weißt du, wie verrückt das klingt?«
    »Längst nicht so verrückt wie die Alternative«, sagte Laurel fest. Ihre Stimme war voller Überzeugung. Mit dieser Überzeugung fegte sie Osiris’ These einfach vom Tisch. »Sie vergraben dich ganz tief in der psychiatrischen Klinik. Damit niemand dich zufällig findet. Du bist durch ein Fenster verschwunden, und sie haben die Leiter umgestoßen.«
    »Und was ist dann in den Sourlands passiert? Meine Hütte ist verschwunden, es ist, als habe sie niemals existiert.«
    »Glaubst du wirklich, dass jemand, der mit einer mächtigen
Regierungsorganisation im Bund ist, sich durch ein paar Bretter und Bäume aufhalten lässt?«
    »Laurel, hör mir zu«, sagte er mit brechender Stimme. »Wenn ich in den Spiegel sehe, erkenne ich mich selbst nicht.«
    Sie streckte die Hand aus und berührte seine Wange. »Dann haben sie dich verändert.«
    »Wie ist das möglich?«
    »Ich bin keine Chirurgin«, sagte sie. »Aber mir ist zu Ohren gekommen, dass die Schönheitschirurgen inzwischen solche Fortschritte gemacht haben, dass sie jemanden operieren können, ohne dass der etwas davon mitbekommt. Ich weiß, dass man Menschen wochenlang in ein künstliches Koma versetzen kann. Das wird bei schweren Verbrennungen gemacht, um den Opfern die schlimmsten Qualen zu ersparen. Und es gibt heutzutage alle möglichen >minimalinvasiven< Operationsmethoden. Sie könnten dich operiert und so lange bewusstlos gehalten haben, bis deine Wunden verheilt waren. Und wenn du bei Bewusstsein warst, gab man dir Versed, damit du dich später nicht daran erinnerst. Wie solltest du darüber Bescheid wissen?«
    »Das ist verrückt«, wiederholte Ambler.
    Sie ging zu ihm, stellte sich dicht vor ihn und legte die Hände auf sein Gesicht. Sie untersuchte die Haut an seinem Kiefer und hinter seinen Ohren und suchte dann in seinem Haaransatz nach eventuell dort versteckten Narben. Sie sah sich seine Augenlider, seine Wangen und seine Nase genau an. Er spürte die Wärme ihres Gesichts so nahe an seinem, und als sie mit den Fingerspitzen über seine Gesichtszüge fuhr, regte sich etwas in ihm. Mein Gott, wie schön sie war.
    »Hast du etwas gefunden?«, fragte er.
    Laurel schüttelte den Kopf. »Ich finde keine Eintrittsnarben. Aber das will nichts heißen«, fügte sie sofort hinzu. »Es
gibt bestimmt Operationstechniken, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Das Skalpell könnte durch die Schleimhaut der Nase, das Innere der Augenlider oder irgendwelche anderen Körperöffnungen eingetreten sein, die Chirurgen nutzen können. Das ist nicht mein Spezialgebiet.«
    »Du hast keinerlei Beweise für deine These, oder? Du glaubst das nur.« Trotz der Skepsis in seinen Worten fühlte sich Ambler durch ihre felsenfeste Überzeugung seltsam getröstet.
    »Das ist das Einzige, was einen Sinn ergibt«, sagte sie hitzig. »Das Einzige, was deine Erfahrungen erklären kann.«
    »Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass meine Erfahrungen - meine Erinnerungen – überhaupt einen Sinn ergeben.« Er

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