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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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beinahe ihre schwarzen Wollhemden sprengten, hatten sie auf eine Tragbahre gefesselt und hievten sie, ein bleiches, strampelndes Bündel, in den Laderaum. Nein! Lieber Gott, nein!
    Sie waren nur zu zweit, aber – oh Gott, nein – jetzt zog der erste eine große Spritze aus der Tasche, deren Nadel im Licht der Straßenlampe blitzte. Er wollte sie betäuben. Was Ambler am meisten Angst einjagte, war die professionelle Gelassenheit und Entschlossenheit dieser Männer.
    Er wusste, was sie vorhatten. Ambler hätte nie allein aus seinem blendend weißen Gefängnis entfliehen können, der sterilen psychiatrischen Klinik, in der man ihn lebendig begraben hatte. Und jetzt erwartete Laurel das gleiche Schicksal. Sie wusste nun zu viel. Man würde sie nie mehr freilassen, denn man wollte verhindern, dass sie redete. Wenn sie barmherzig waren, würden sie sie töten. Wenn nicht, dann würde sie den Rest ihres Lebens in der gleichen Hölle verbringen, die man für Ambler vorgesehen hatte. Sie würde nicht eingesperrt, sondern begraben. Lebendig begraben. Als Versuchskaninchen
missbraucht. Dann ihrem Schicksal überlassen, während alle Spuren ihrer Existenz in der Welt der Lebenden ausgelöscht wurden.
    Nein. Lieber Gott, nein! Das werde ich nicht zulassen!
    Der Fahrer mit dem Schlägergesicht rannte auf Ambler zu.
    Ambler drückte das Gaspedal durch, ohne einen Gang einzulegen. Dann, als der Motor jaulend aufheulte, drückte er die Kupplung und rammte den Gang rein. Durch die geballte Kraft, die plötzlich auf die Antriebswelle übertragen wurde, machte das Auto einen gewaltigen Satz nach vorne und schoss auf den nur ungefähr elf Meter entfernten Kleinlaster zu. Schlägergesicht rannte nun links neben Ambler her, als wolle er ihn aus dem Auto ziehen. Im letzten Moment öffnete Ambler mit einem Ruck die Fahrertür, die den Mann mit voller Wucht traf und bewusstlos schlug. Dann trat er das Bremspedal durch und kurbelte das Lenkrad nach links. Die Hinterachse des Autos brach sofort in die Gegenrichtung aus und prallte gegen den Kleinlaster. Der Kofferraum fing den größten Teil des Aufpralls ab. Ambler blieb unverletzt.
    Als Ambler aus dem Auto sprang, hörte er Laurel schreien. Erleichterung durchströmte ihn: Wenn sie schreien konnte, dann atmete sie noch, war noch in Sicherheit vor der blitzenden Spritze. Er rannte zum Laderaum des Kleinlasters, wo Laurel sich mit aller Kraft gegen ihre Fesseln wehrte, um sich trat, sich hin und her warf und versuchte, ihrem muskelbepackten Entführer auszuweichen. Ambler hastete hinter die Fahrertür des Lasters, die durch den Zusammenprall aufgesprungen war.
    »Nimm die Finger weg von ihr, oder du bist tot, verdammter Hurensohn«, brüllte Ambler. »Ich verpass dir eine Kugel in den Kopf, und eine in den Bauch.« Die Details machten seine Drohung glaubwürdig. Das wusste er. Hier im Schatten
würde der Mann annehmen, dass er eine Waffe hatte, auch wenn er sie nicht sehen konnte. Diese Männer waren Profis, aber keine Selbstmörder. Sie erledigten einen Job, für den sie bezahlt wurden. »Jetz !«, brüllte Ambler.
    Der Mann gehorchte. Er hob die Hände als Zeichen seiner Unterwerfung und begann langsam, den Wagen zu umrunden. Als er an der Fahrerzelle ankam, reagierte er genauso, wie Ambler es erwartet hatte: Er warf sich auf den Fahrersitz und startete in geduckter Haltung den Motor. Es ging ihm nur noch darum, zu überleben. Ambler hechtete zum Laderaum und brachte Laurel eilig in Sicherheit. Der Mann ließ den kraftvollen Motor des kleinen Lasters aufheulen, schob den vor ihm stehenden Pontiac zur Seite und raste quer über den Vorgarten in die Sicherheit, die die Straße ihm bot.
    Er war vom Tatort geflüchtet, aber bald würden andere kommen.
    »Laurel«, rief Ambler immer wieder, während er mit geschickten, schnellen Bewegungen die Fesseln löste.
    »Sind sie fort?«, fragte sie. Ihre Stimme zitterte vor Angst.
    »Wir müssen sofort weg von hier«, war alles, was Ambler antwortete.
    Plötzlich stürzte sie sich auf ihn und umschlang ihn mit zitternden Armen. »Ich wusste, dass du mich retten würdest«, wiederholte sie immer wieder. Ihr Atem wärmte seine Kehle. »Ich wusste, dass du mich retten würdest.«
    »Wir müssen sofort hier weg«, unterbrach Ambler sie drängend. »Hast du irgendwo ein Versteck, in dem du in Sicherheit bist?«
    »Mein Bruder lebt in Richmond.«
    »Nein! Das wissen Sie, sie werden dich dort sofort schnappen. Jemand anders, über den sie keine Akte

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