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Ambra

Ambra

Titel: Ambra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Janesch
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Holzstaub seinen Körper verlassen. Die Kinder hatten aufgehört, aus dem Matsch kleine Türmchen zu formen, als er aus der Werkstatt gekommen war. Er wusste, was die Nachbarn über ihn erzählten, natürlich wusste er es: Dass er seinem eigenen Sohn jedes Spiel, jedes Lachen verbieten, er das Kind zu einer Art preußischen Maschine heranziehen würde.
    Der kleine Konrad saß noch immer in derselben Ecke der Werkstatt, unverändert, als hätte er sich die ganze Zeit über, da sein Vater im Hof gewesen war, nicht bewegt.
    Weiter?, fragte er, und Kazimierz fuhr ihm flüchtig über den Kopf. Weiter. Auf der Werkbank lagen noch zwei Beinchen einer Kommode, die er gedrechselt hatte und die geschliffen werden mussten. Die Leute in der Gegend schätzten seine Arbeit, und so musste er bereits wenige Monate, nachdem er in die Stadt gezogen war, Aufträge ablehnen.
    Mechanisch fuhr er mit dem Sandpapier über die Rundungen des Holzstückchens, den Blick nach draußen gerichtet. Der Hund war plötzlich aufgesprungen und zur Pforte gelaufen, die den Hof von der Straße trennte. Kazimierz riss ein kleines Stück des Papiers ab und gab es seinem Sohn, der sofort begann, ein Klötzchen damit zu bearbeiten. Regungslos betrachtete er die kleinen Finger, die hellen Haare, die sich über der Stirn lockten.
    Ein kleiner Städter, sagte Kazimierz, das bist du ja wohl jetzt. Einer, den das Rauschen nicht stört. Der kleine Konrad blickte nicht einmal auf, so emsig feilte er an seinem Klötzchen.
    Als Kazimierz nach dem zweiten Holzstück griff, sah er, wie Magda mit dem Neugeborenen in den Hof kam. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie fortgegangen war. In der Mitte des kleinen Platzes blieb sie stehen und tätschelte den Hund, dann erst hob sie ihren Blick und bemerkte Kazimierz, der an die Tür seiner Werkstatt gekommen war. Er grüßte sie nicht.
    Ist etwas?, fragte sie.
    Komm mal rein, sagte Kazimierz. Wie fremd ihm seine Frau doch geworden war: Neuerdings puderte sie ihre Nase, bevor sie auf die Straße ging, und auch wenn Kazimierz es nicht beschwören konnte, meinte er, einen Veilchengeruch an ihr zu bemerken. Der Schmerz in seinem Nacken tauchte wieder auf, er widerstand, ihn mit seinen Fingern zu bearbeiten. Vor seinem inneren Auge tauchten Bilder von seiner Frau auf, wie sie sich mit einem feisten blonden Kerl auf dem Boden wälzte, den Rock hochgeschoben und das Gesicht so rot wie das einer Pute.
    Magda lächelte so unbefangen wie möglich. Ich war beim Bäcker.
    Ein bisschen spät für Brötchen.
    Magda schüttelte unwillig den Kopf und fuhr sich durch die vom Wind durcheinandergebrachten Haare.
    Seine Frau sagt, sie werden wohl bald einen neuen Tresen brauchen. Außerdem habe ich dir doch gesagt, ich würde einen Spaziergang machen, die frische Luft tut Marian so gut.
    Magda setzte sich zu ihrem älteren Sohn Konrad, der sich aber nur widerwillig umarmen ließ und dabei unbemerkt seinen Bruder Marian in den Arm kniff. Statt laut zu schreien, wimmerte der bloß und drückte sich tiefer hinein in die Arme seiner Mutter. Marian. Schonbei der Taufe hatte Kazimierz gewusst, dass er es eines Tages bereuen würde, seinem Sohn keinen eindeutigeren Namen gegeben zu haben: Siegfried. Helmut. Aber Marian? Zu allem Übel schien das Kind sich vor ihm zu fürchten, ließ sich weder berühren noch herumtragen. Dieses Kind war ohne Frage Magdas Kind, mit dem er, Kasimir, nichts zu tun hatte.
    So geht es nicht weiter, sagte er schließlich und suchte nach den Worten, die er sich zurechtgelegt hatte: dass er mindestens für eine Weile zu Hause auszöge, denn wenn er weiter mit ihr unter einem Dach lebe, mache er sich ja zum Gespött der Leute. Die Nachbarn redeten über sie, das mache ihm Sorge. Konrad nähme er mit. Er, Kasimir Mischa, komme schon alleine mit ihm zurecht.
     
    Zwei Tage später stand er auf dem Fischmarkt und hatte vergessen, wie die Fische hießen, die sie immer aßen. Aale, Forellen, Makrelen, das war es doch nicht … Die Situation war ihm so unangenehm, dass er zur Seite ging und die anderen Kunden vorließ. Plötzlich sahen alle Fische gleich aus, und das Gemurmel der Menschen um ihn herum schwoll an, ließ ihn schwindeln. Gerade, als er sich auf ein Fass gleiten lassen wollte, hörte er die Stimme Adrians, des Holzlieferanten.
    Kasimir, alles gut mit dir? Er spürte eine schwere Hand auf seiner Schulter und richtete sich auf. Ja, sagte er, alles gut. Hätte wohl mehr frühstücken sollen.
    Hör mal, Kasimir. Streit ist

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