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Ambra

Ambra

Titel: Ambra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Janesch
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gespannt auf deine Darbietung. Hast du lange dafür proben müssen? Es ist bestimmt nicht einfach, sich in ein eingespieltes Ensemble zu integrieren.
    Es ist quasi unmöglich zu proben. Meine Darbietung, wie du sie nennst, hängt ganz vom Moment ab. Und vom Publikum. Mit dem, was Mario oder Przemek machen, hat das Ganze wenig zu tun. Das sind Künstler. Ich – ich bin bloß ein einfaches Mädchen aus der norddeutschen Tiefebene. Kröger lachte.
    Hinter uns hörte man, wenn die Tür aufging und ein Raucher wieder zurück in den Zuschauerraum fand. Ein Lachen ließ mich stutzen. Ich kam nicht darauf, wem es gehörte, und wurde noch nervöser, als ich ohnehin schon war. Eine tiefe, männliche Stimme war es, die dort draußen mal lachte, mal laut dröhnend etwas verkündete. Kröger stellte mir noch eine Frage, aber ich hörte kaum noch hin. Ich war ganz damit beschäftigt, mich jedes Mal, wenn die Eingangstür ins Schloss fiel, unauffällig umzudrehen. Keiner der Neuankömmlinge kam mir bekannt vor. Mal waren es Ältere, mal Jüngere, generell mehr Frauen als Männer, keine Touristen, aber keines der Gesichter hatte ich vorher bereits gesehen. Als ich schon meinte, dass sich alle bereits wieder auf ihren Plätzen befanden, spürte ich ein letztes Mal den Luftzug von der Tür. Dort, zwischen Vorhang und der letzten Sesselreihe, stand Bartosz Mysza und sah aufmerksam nach vorne.
     
    Er fixierte den leeren Sessel, auf dem Mario gesessen hatte, und bemerkte mich nicht. Erst jetzt, da ich ihn in seiner alten Bomberjacke und den Jeans sah, fiel mir auf, wie elegant die meisten Gäste gekleidet waren: Als hätte man sich für ein Konzert drüben in der Philharmonie fein gemacht. Bartosz hob sich von ihnen ab wie ein Arbeiter, der sich auf dem Heimweg von der Werft ins Varieté verirrt hatte.
    Wie hatte er vom Spielort erfahren? Renia hätte mir gesagt, wenn er Gast gewesen wäre. Ob es ihr recht war, dass er sich in eine Vorstellung im Collegium schlich, das wagte ich zu bezweifeln. Kröger zwinkerte Bartosz zu, und da wurde mir klar, wie Bartosz seinen Weg hierher gefunden hatte.
    Du
hast ihn eingeladen, stellte ich leise fest, aber Kröger tat verwundert und antwortete nicht. Wie sollte ich auf die Bühne gehen, wenn ich wusste, dass Bartosz sich im Publikum befand und alles, was ich tat, spöttisch mitverfolgte? Außer mir schien niemand bemerkt zu haben, dass ein Fremder den Raum betreten hatte. Maggie verteilte noch ein paar Drinks, und bevor ich etwas unternehmen konnte, hatte sich Bartosz in Marios Sessel neben mich gesetzt. Als er mich erkannte, wäre er beinahe von der Sitzfläche gefallen.
    Kinga! Was machst du denn hier?
    Obwohl er flüsterte, überschlug sich seine Stimme. Auf mich war er anscheinend nicht vorbereitet gewesen. Ich spürte, wie sich mehrere Augenpaare auf unsere Hinterköpfe richteten. Eine ältere Dame mahnte uns zur Ruhe, und so nickte ich Bartosz bloß zu, wollte etwas sagen, das ihn vielleicht bewegen würde, den Raum wieder zu verlassen, aber
     
    der Skorpion hatte gegen die Walzenspinne keine Chance. Eigentlich war das jedem von Anfang an klar gewesen, so ein großes Tier, das noch dazu zur Hälfte aus seinen Beißwerkzeugen bestand, gegen diesen Winzling, komisch, dass Socha so ein kleines Exemplar gefangen hatte, das ganze Camp war voll von größeren Skorpionen, widerlichen, hautfarbenen Kreaturen, die sich in die Stiefel und Betten verkrochen und nur darauf warteten, ihre
Stachel in unsere Haut zu versenken. Und wo sie die Spinne aufgetrieben hatten: Keine Ahnung, aber das war das größte Exemplar, das ich während der gesamten Zeit gesehen hatte. Länglicher, dicker Körper, größer als meine Hand samt den Fingern, beinahe transparent, die Beißer dunkelrot verfärbt, das vordere Beinpaar dunkler als die anderen und viel länger, ein Paar Augen, die schwarz glänzten.
    Lysiecki gab natürlich damit an, dass er sie selber ausgegraben hatte, na klar, unter irgendeinem Stein hinten bei den Palmen, wer’s glaubt, wird selig, hatte man doch gesehen, was passierte, wenn man versuchte, diese Biester anzufassen, irgendeinem war mal ein Stück Fleisch aus dem Unterarm herausgebissen worden, geblutet hatte das wie nach dem Angriff eines Hundes, und dann musste sich das auch noch entzünden und anschwellen wie ein Ballon. Der Typ war erst mal ausgeschaltet gewesen, die ganze nächste Woche hatte der im Aufenthaltsraum gesessen und Fernsehen geguckt, amerikanische Shows, manche haben ihn

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