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Ameisenroman

Ameisenroman

Titel: Ameisenroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. O. Wilson
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nicht mögen. Am besten, man geht ihnen aus dem Weg. Man sollte sie besser nicht reizen, wenn es sich vermeiden lässt. Mit denen sollte man sich nicht einmal auf ein Gespräch einlassen.»
    «Onkel Cyrus sagt, er würde den Nokobee kaufen, wenn er es sich leisten könnte.»
    «Ja, bestimmt würde er das. Aber dann, versteh mich bitte nicht falsch, was würde er damit machen? Aber egal, und Kopf hoch. Wir haben wahrscheinlich drei oder vier Jahre, vielleicht auch mehr, soweit ich gehört habe, bis das ganze Geschacher ernsthaft losgeht. Angeblich wollen ein paar von den Jepsons noch warten, bis siemehr Geld dafür bekommen. Die öffentliche Meinung kann in dieser Zeitspanne eine ganze Menge bewirken. Wenn es ganz schlimm kommt und wenn es so aussieht, dass der Nokobee an Sunderland geht oder an sonst einen Bauträger, der einen höheren Preis zahlt, dann werden sich die Umweltschützer hier zu einem gezielten Bündnis zusammenschließen und die Bebauung vor Gericht und in der Öffentlichkeit anfechten.»
    Robbins stand auf und reichte Raff die Hand. «Inzwischen dürfte es für den Nokobee das Beste sein, wenn du mit deinem Jurastudium vorankommst. Damit hat dein Onkel verdammt Recht. Danach kannst du wiederkommen. Du kannst uns helfen, die Natur vor Gericht zu vertreten. Und mach dir inzwischen keine Sorgen über dieses Gespräch. Ich werde keinem etwas davon erzählen. Ich will nicht der Auslöser für ein Zerwürfnis in deiner Familie werden, und schon gar nicht mit deinem Onkel Cyrus.»
    Raff nickte lächelnd. «Danke. Das weiß ich wirklich zu schätzen. Ich habe jetzt auch ein etwas besseres Gefühl, glaube ich.»
    «Okay, gut so», sagte Robbins. «Bleib jedenfalls in Kontakt mit uns, in Ordnung, Raff? Ich verspreche, dass ich dir Bescheid gebe, wenn ich von wirklich ernsthaften Veränderungen höre, und ich hoffe, dass du bei uns einsteigst, wenn du wieder hier bist.»

30

    N ach seinen Gesprächen mit Onkel Cyrus und Bill Robbins beschloss Raff nicht nur, Jura zu studieren, sondern wenn irgend möglich die Zulassung zu einer der anspruchsvollsten und besten Fakultäten zu erhalten. Bei seinen restlichen Lehrveranstaltungen entschied er sich nur für diejenigen, die für Jura-Anwärter am meisten zählten.
    «Ehrlich gesagt, Onkel Fred», sagte er eines Tages, «war hier alles ziemlich leicht, als ich erst einmal aufgenommen war. Ich dachte, an der FSU würde es so zugehen wie in einem Rekrutenlager, so wie angeblich am MIT oder am Caltech. Es gibt schon ein paar schwere Kurse, ja, aber die Studenten wissen das, und sie belegen sie nur, wenn sie ernsthaft an dem betreffenden Projekt interessiert sind. Ich sage dir eins, man bekommt keine besonders gute Vorstellung von der Universität, wenn man aus einer kleinen Schule kommt wie der Nokobee High School. Hier findet man alles, wenn man sich ein bisschen umsieht. Man kann es sich so leicht oder so schwer machen, wie man will. Ich denke, das hängt davon ab, wie ehrgeizig man ist. Mir hat es hier wirklich gefallen. Und jetzt fühle ich mich gewappnet für das Jurastudium.»
    Für alle, die ihn gut kannten und wussten, wie mittelmäßig er an der nachlässigen Nokobee County Regional High School abgeschlossen hatte, bedeuteten RaffsLeistungen an der Florida State University eine Überraschung. Er qualifizierte sich schon früh für die Aufnahme in die elitäre Studentenverbindung Phi Beta Kappa. Dazu schickte ihm Onkel Cyrus seine Glückwünsche und eine teure Omega-Uhr.
    Seine Abschlussarbeit, die Ameisenchronik, erhielt viel Anerkennung und wurde als eine der besten Arbeiten gehandelt, die ein College-Absolvent je vorgelegt hatte.
    «Du könntest in jedes Graduiertenprogramm im ganzen Land aufgenommen werden», sagte ihm Needham. «Natürlich nur, wenn du Biologie machen willst. Wenn du dich doch noch gegen Jura entscheidest, finden wir auf jeden Fall einen Platz für dich. Ich bin ganz sicher, dass du in drei oder höchstens vier Jahren deinen Doktortitel in der Tasche hättest.»
    Aber Raff konnte und wollte sich auf keinen Fall mehr vom Jurastudium abbringen lassen. Im Herbst seines letzten College-Jahres bewarb er sich an einem Dutzend juristischer Fakultäten, die Hälfte im Süden, die andere Hälfte außerhalb gelegen. Er hatte gute Noten und darüber hinaus noch einen ungewöhnlichen naturwissenschaftlichen Hintergrund. Er hatte mehrere auf das Jurastudium vorbereitende Kurse belegt. Er erklärte, er wolle im Umweltbereich arbeiten, notfalls auch mit

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