Ameisenroman
drüben in Florida, könnten ihn dann als
ihr
Sumpfkiefer-Reservat betrachten.»
Raff sagte: «Du meinst, die Bauträger könnten ohne Weiteres den Kauf verschieben und ihr Geld stattdessen woanders investieren. Womit sie sich eine Menge Ärger ersparen würden.»
«Richtig», erwiderte Robbins. «Wenn sich Big Player wie Sunderland zurückziehen, dann wird der Nominalwert oder – genauer – werden die Einstiegsangebote wahrscheinlich niedriger ausfallen. Und wer weiß, vielleicht übernimmt den Nokobee dann der Staat Alabama oder eine Umweltorganisation wie die Nature Conservancy.»
«Oh ja. Darüber habe ich auch schon viel nachgedacht. Vielleicht kommt es ja so.» Raff brach einen Flusskrebs entzwei und saugte das Fleisch heraus, dann nahm er einen Schluck Bier. «Aber dann könnten es sich genauso gut irgendwelche Piraten schnappen und weiß Gott was daraus machen. Zum Beispiel eine Schweinefarm.»
«Ich glaube, da bist du viel zu pessimistisch», widersprach Robbins. «Da steckt zu viel Geld drin. Egal, ich glaube, wir haben vielleicht noch mehr Zeit. Ich wollte es dir gerade sagen, es sieht so aus, als würden die Jepsons noch eine ganze Weile weiterdiskutieren, was sie tun sollen.»
«Das ist mir neu. Woher weißt du das?»
«Ich habe ein paar Freunde bei der
Atlanta Constitution
, die ihre Ohren offen halten, wann immer sich die Mitglieder im Jepson Trust treffen. Der Trust hat nochviel mehr in Grundbesitz gebundene Mittel, hier in der Gegend und drüben in Georgia. Sie haben sich viel über Verkäufe und Bebauung gestritten, und eine der Immobilien, über die sie sich überhaupt nicht einig werden, ist der Nokobee.»
Raff fragte: «Und warum, meinst du? Wollen ein paar von den Jepsons ihn selbst erschließen? Oder wollen sie nur die Preise hochtreiben?»
«Nein, nein, keines von beiden. Gar nichts in der Art. Aber es gibt einfach ein paar Jepsons, die jetzt Cash sehen wollen, und andere wollen das Beste herausholen, indem sie den besten Zeitpunkt und den höchsten Profit anpeilen. Dieses Gerangel könnte die ganze Sache noch lange blockieren, vielleicht noch Jahre lang.»
«Ach, scheiß doch drauf!» Raff nahm ein Hushpuppy von einem anderen Teller, zerteilte es mit einem Löffel und vermischte die Stücke mit den Maisfladen. «Ich frage dich, warum nur», fragte er kauend, «hat Gott mich nicht einfach als Sohn eines Milliardärs zur Welt kommen lassen, dann könnte ich das ganze Ding ohne Weiteres von meinem Taschengeld kaufen, und fertig!»
«Unterm Strich» – Bill Robbins wischte sich Schalenstücke vom Schoß – «heißt das also: Wir warten einfach ab.»
34
A bwarten war das Einzige, was sie tun konnten. Und zwei Jahre, vier Monate und einen Tag nach diesem Gespräch im Rebel Cafe and Deli kam schließlich die Nachricht aus Atlanta. Der Nokobee Tract mit Ausnahme des Landstücks am Dead Owl Cove, das bereits Eigentum der Sunderland Associates war, war auf den Markt gebracht worden.
Die Zeit bis dahin hatte Raff nicht vergeudet. Insgesamt waren die Jahre bei Sunderland für ihn gute Jahre gewesen. Er hatte seinen Freundeskreis erheblich ausgeweitet. Die Plackerei des Jurastudiums in Harvard lag weit hinter ihm, und der schmerzlichere Teil davon war gnädig vergessen. Gelegentlich dachte er an JoLane Simpson und fragte sich, wo sie wohl sein mochte – aber nie so brennend, dass er sich beim Ehemaligenverein von Harvard nach ihr erkundigt hätte. Seine Arbeit bestand weiterhin überwiegend aus Routine, und er begann sich immer mehr Freizeit abzuzweigen.
Mit seinen achtundzwanzig Jahren lebte Raphael Semmes Cody jetzt in einer ganz anderen Welt als der seiner Kindheit. Clayville war kulturell weiter entfernt von Mobile als Mobile von Cleveland oder anderen Städten im Norden der USA. Und anders als in Harvard aß Raff jetzt regelmäßig in den besten Restaurants, ging zu Filmpremieren und besuchte sowohl klassische als auchRockkonzerte. Außerdem ging er auf dem Golf und den Flüssen angeln. Gemeinsam mit anderen Naturschützern unternahm er Feldexpeditionen. Regelmäßig traf er sich mit Frauen, aber nie mit ernsthaften Absichten. Er mied Beziehungen mit jüngeren Frauen, die womöglich schneller, als er wollte, in einer Ehe geendet hätten. Mit Sarah Beth ging er nie aus, obwohl er durchaus ihr trällerndes Lachen wahrnahm, sobald er etwas auch nur entfernt Witziges sagte, und auch sonst blieb er auf Abstand zu den Kollegen bei Sunderland. Im Laufe des Jahres heiratete seine
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