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Ameisenroman

Ameisenroman

Titel: Ameisenroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. O. Wilson
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Privatstraße. Jedes Haus würde über einen eigenen Seezugang verfügen, aber es gäbe auch einen gemeinsamen Anleger mit Bootshaus etwa in der Mitte. Dazu legen wir ein paar Naturpfade an, lassen aber den Rest des Nokobee Tracts so wie er ist. Die Bereitstellung aufwändiger Infrastrukturen ist dann nicht nötig, weil jedes Haus auf einer Seite den See und auf der anderen Seite das Naturschutzgebiet hätte. Das Schöne daran ist, dass wir die Annehmlichkeiten der Natur, am See und landeinwärts, gratis bekommen. Die Investitionen für die Erschließung und damit die Verkaufspreise können dann niedriger ausfallen, als das bei den meisten Wohnobjekten im Luxusbereich der Fall ist. Und das ist gut bei dem aktuellen Einbruch im Immobilienmarkt. Für unser Unternehmen wäre es also eine umsichtige Strategie, sowohl kurz- als auch langfristig. Reiche können sich immer Häuser leisten, aber die Mittelklasse vielleicht nicht.»
    Drake Sunderland hörte aufmerksam zu, ließ aber keine Reaktion erkennen. Raff war jetzt bereit, seine Trumpfkarte zu ziehen. Er nahm einen Schluck Wasser und räusperte sich.
    «Und dann kommt noch etwas dazu. Das PR-Potenzial wäre absolut großartig. Wir könnten mit den gefährdeten Lebensräumen und Arten werben. Mit dem Konzept an sich. Der Nokobee könnte berühmt werden. Wie vieleBauprojekte, erst recht in diesem Bundesstaat, können denn für sich in Anspruch nehmen, gefährdete Arten zu schützen? Und mehr noch, an wie vielen Orten kann man einfach von zu Hause aus losspazieren und sie sich ansehen? Wir können für die Bewohner Führungen über die Naturpfade anbieten, Broschüren über die Schönheit und den Wert der Umwelt am Nokobee erstellen. Den Gouverneur zur Einweihung einladen. Das wäre ein ideales Fotomotiv, für ihn und für uns. Vielleicht kann man sogar den besten Teil davon vom Staat zur botanischen Sehenswürdigkeit erklären lassen, das gäbe einen großen Steuernachlass und eine Beteiligung des Staates an der Verwaltung.»
    Raff fiel auf, dass Rick Sturtevant, während er sprach, immer unruhiger wurde. Sein Gesicht lief rot an. Er stieß mit dem Handrücken Raffs Papiere weg und explodierte.
    «Ach, du lieber Himmel, was soll das denn sein? Happy Earth Day? Haben Sie mir überhaupt gerade zugehört? In Süd-Alabama und Richtung Florida sind wir nicht im Rest von Amerika. Die Gegenden hier passen nicht in Ihre hübschen Diagramme. Ich sage Ihnen noch einmal, dies hier ist der konversativste, religiöseste Teil der USA. Die Leute hier glauben, was sie in der Heiligen Schrift lesen, Wort für Wort, und vielleicht sollte ich Ihnen sagen, dass ich das auch tue. Und so etwas ärgert sie. Sie wollen erstens keine Kontrolle durch die Regierung, und vor allem wollen sie keine reichen Baumkuschler, die herkommen und sich die besten Stücke Land unter den Nagel reißen und ihnen ihre Jobs wegschnappen.»
    Sunderlands Mund stand leicht offen, als suchte er benommen nach einer Antwort. Raff reagierte schnell, der Ausbruch machte ihm die Sache leichter. Rick Sturtevantlegte seine Karten offen. Er war aus dem Konzept und begann die Zähne zu fletschen. Ganz offenbar war er auf einen Vorschlag wie den von Raff nicht vorbereitet gewesen. Er hatte rein emotional reagiert.
    «Rick, wie gesagt, ich verstehe, worauf Sie hinauswollen», sprach Raff weiter, «aber lassen Sie mich ausreden, bitte. Ich will gerne einräumen, vor zwanzig oder dreißig Jahren hätte uns so etwas, wie ich es vorschlage, Ärger eingebracht, da haben Sie ganz Recht. Aber Sie müssen zugeben, dass die Dinge sich schnell verändern. Sehr viele Leute, die auf dem hochwertigen Wohnungsmarkt agieren, stammen von der Küste, es sind nicht mehr nur Auswärtige, und viele von ihnen sind genauso religiös und konservativ wie Sie, und natürlich müssen wir diese politische Einstellung respektieren und sehr ernst nehmen. Viele andere – und ganz besonders die Senioren – werden aber auch immer grüner, und das ganz unabhängig von ihrer Herkunft.»
    Sturtevant fasste sich allmählich wieder, und Raffs höfliche Erwiderung munterte ihn auf. «Das trifft vielleicht für ein paar Müsli-Linke zu, aber wie kommen Sie darauf, dass das auch für die konservative Mehrheit in Süd-Alabama und Nordwest-Florida gilt? Diese Leute saugen ihren Konservatismus schon mit der Muttermilch auf.»
    Das waren harte Bandagen, aber Raff hielt dagegen. «Stimmt. Da haben Sie Recht. Aber denken Sie einmal an die beiden Wörter, Konservatismus

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