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Ameisenroman

Ameisenroman

Titel: Ameisenroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. O. Wilson
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gute Familie», sagte Jonathan Semmes zu Elizabeth.
    Er dachte an die Codys aus dem relativ noblen Fairhope, nicht die Codys in West Pirate Beach an der benachbarten Bucht von Perdido.
    Vor den Semmes stellte Ainesley unaufhörlich zur Schau, was er selbst für seine drei wahrhaftigsten und beeindruckendsten Eigenschaften hielt. Er glaubte an sich selbst, an das, was er sagte, und er war immer leidenschaftlichdabei. Wahrheit war, was Ainesley in diesem Moment für sachlich richtig hielt – also für ganz bestimmt wahr oder fast wahr, oder wenigstens für höchstwahrscheinlich wahr. Sein hochfahrendes Selbstbewusstsein fiel auf gegenüber den übertrieben guten Manieren und verschwommenen Gewandtheiten von Marcias eigenem Milieu. Ainesley bemühte sich allein um Marcia als begehrenswerte Frau. Er glühte von sexueller Leidenschaft, aber er drängte sich ihr nie auf. Er zeigte keine Ambitionen, sie oder ihre Familie auszunutzen, um auf der sozialen Leiter emporzusteigen, und zu ihren Eltern war er zwar höflich, im Übrigen aber waren sie ihm egal. Er interessierte sich einfach für nichts als sie allein, und dafür mochte Marcia Semmes ihn nur umso lieber.
    Jonathan Semmes verstand Ainesleys Ambitionen genauso. Er befand den jungen Mann für ungehobelt, aber hellwach. Nur Marcias Mutter Elizabeth blieb misstrauisch. Sie bezeichnete ihn als «ungeschliffenen Zirkon».
    Wie dem auch sei, Marcia verliebte sich in diesen aufrichtigen Mann.
    Marcias Eltern merkten zu spät, wie ernsthaft ihre Gefühle waren. Sie hatten zwar ihre Zweifel an der Verbindung, aber nicht hinreichend, um sich einer so gefühlstiefen Beziehung offen zu widersetzen. Ohnehin ruhte der Großteil ihrer Ambitionen auf ihrem Sohn Cyrus, der zehn Jahre älter als Marcia und bereits als Vize im Familienunternehmen tätig war. Sie hofften – das heißt, sie erwarteten –, dass Marcia selbst der Affäre bald ein Ende setzen und ihre Freiheit wiedererlangen würde, um sich anderen jungen Männern zuzuwenden, die diesmal ihrer eigenen Schicht entstammten.
    Daher waren sie sprachlos, als sie nach einer abendlichenVerabredung verkündete, dass sie und Ainesley sich verlobt hatten. Sie trat zu ihnen in Jonathans Büro und hielt ihre linke Hand in die Höhe, an der ein Diamantring prangte, den Ainesley ihr soeben überreicht hatte.
    «Wir haben beschlossen, so bald wie möglich zu heiraten», sagte sie.
    Sie hielt kurz inne und wartete ihre Reaktion ab, die Furcht stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie war hin- und hergerissen zwischen den beiden widerstrebenden Kräften, die an ihr zerrten.
    Jonathan stand auf, sein Mund verzog sich, und er setzte zum Sprechen an. «Bist du …»
    Marcia unterbrach ihn schnell: «Oh, nein, nein. Nichts dergleichen, Daddy. Ich bin nicht schwanger oder irgend so etwas. Aber wir lieben uns eben und möchten unser gemeinsames Leben schnell beginnen.»
    Sie vergaß, die linke Hand wieder herunterzunehmen, und ließ den Ring wie eine Standarte in der Luft stehen.
    Elizabeth umklammerte die Armlehne eines Stuhls und setzte sich. Jonathan setzte noch einmal zum Sprechen an. «Nur damit wir uns richtig verstehen …»
    Doch Marcia unterbrach ihn. «Wir wollen es einfach halten, nichts zu Aufwändiges. Ich hoffe, ich habe euch nicht allzu sehr durcheinandergebracht. Ich bin jetzt wirklich müde. Können wir morgen darüber reden?»
    Das Nötigste war geschafft, jetzt konnte sie fliehen. Sie nahm ihre Hand herunter und kramte beflissen in ihrer Handtasche, dann wandte sie sich um und rannte die Treppe hinauf in ihr Zimmer.
    Jonathan griff zum nächsten Telefon und rief Cyrus an, der mit seiner Frau Anne und ihren kleinen Töchtern im westlichen Flügel von Marybelle wohnte.
    «Cy, wir haben einen Familiennotfall. Ich brauche dich jetzt sofort hier in der Bibliothek.»
    Drei Minuten später war Cyrus zur Stelle. Er trug seinen liebsten grünen chinesischen Hausmantel und setzte sich. Jonathan erklärte, was gerade vorgefallen war.
    «Dieser Hurensohn hat euch nicht ein Wort gesagt, oder?», fragte Cyrus. «Natürlich hat er nicht um sie angehalten.»
    «Ich möchte, dass du dich der Sache annimmst, Cy. Morgen früh heuerst du als Erstes einen Privatdetektiv an. Versuch doch mal den drüben in der Oak Street, glaube ich. Jim Holden ist Anwalt bei ihnen, und sie haben einen hervorragenden Ruf. Ich möchte einen Bericht über diesen Jungen und seine Familie, und ich will alles über seine Leute wissen, und zwar gestern. Ich glaube, sie

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