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Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes

Titel: Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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solche nicht unangenehm waren. Der Mund war jedoch so zusammengekniffen, daß ich nur eine Linie feststellen konnte. Das Kinn erschien mir sogar ein wenig zu eckig und energisch, doch es hatte ein Grübchen, und ein Mann mit einem Grübchen im Kinn sieht nicht furchterregend aus. Daher hatte sich Emerson einen so dichten Bart wachsen lassen. Aber er schaute mich so herausfordernd an, daß ich mir jede Bemerkung darüber versagte.
    Die beiden Brüder bemerkten fast gleichzeitig meine geschundenen Hände und verboten mir die Weiterarbeit am Pflaster. Die könne er auch übernehmen, erbot sich Walter, nur gebe es einige Unruhe unter den Leuten, die hinter jeder Krankheit Dämonen vermuteten. »Und sie scheinen etwas zu wissen, von dem wir keine Ahnung haben. Aber sie haben Angst davor.«
    »Das schaue ich mir morgen selbst an«, versprach Emerson.
    »Das werden Sie nicht tun, mein Freund, sonst sind Sie morgen wieder krank im Bett«, protestierte ich. »Einen Tag kann ich das Pflaster schon warten lassen. Ich rede schon mit den Leuten.«
    »Sie lassen das Pflaster überhaupt in Ruhe, sonst infizieren Sie sich noch die Finger. Peabody, ich will nicht, daß Sie einen Finger oder zwei verlieren, hören Sie?«
    »Vielleicht haben Sie recht«, gab ich ungewohnt kleinlaut zu, so daß Evelyn sich vor unterdrücktem Lachen verschluckte. »Ich überwache also morgen die Arbeiter.« Dazu ließ ich mir von Walter genau erklären, wonach gegraben wurde.
    »Es ist wunderbar, daß wir wenigstens Skizzen von allen Funden bekommen«, erklärte er begeistert. »Alles ist ja nicht zu retten.«
    »Ich muß aber noch einige Hieroglyphen lernen, damit ich sie richtig kopieren kann«, warf Evelyn ein. »Diese vielen Vögel haben doch alle eine andere Bedeutung. Und manches ist nicht mehr klar zu erkennen. Wenn man die Sprache ein wenig …«
    Emerson war ungeheuer beeindruckt von so viel Wissensdurst und zeichnete ihr sofort die verschiedenen Vögel auf eine Serviette. Walter sah den beiden voll Bewunderung zu. Ja, sie liebten einander, das ließ sich nicht leugnen. Doch mir tat das Herz weh, wenn ich daran dachte, daß Walters erstes Wort von seiner Liebe alles zerstören konnte.
    Ich weiß nicht, ob jemand eine Ahnung hatte, daß dies der letzte friedliche Abend war, den wir für längere Zeit genießen konnten.
    Als ich am nächsten Morgen mein Haar bürstete, hörte ich Walter nach mir rufen. Er war sehr aufgeregt. »Die Männer haben oben in den Felsen ein Grab entdeckt!« schrie er schon von weitem.
    »Ist das alles? Du lieber Himmel, hier gibt’s doch jede Menge Gräber!«
    »Aber dieses Grab ist nicht ganz ausgeplündert! Es ist eine Mumie drinnen, eine richtige, echte Mumie! Und, Miß Peabody, die Leute vom Dorf kamen mit der Nachricht zu mir, statt das Grab auszuräubern. Sie müssen uns also vertrauen, sonst würden sie nicht zu uns kommen.«
    »Sie vertrauen Mr. Emerson, weil er ihnen den vollen Wert aller gefundenen Gegenstände bezahlt«, antwortete ich. »Warum sollten sie da zu Antiquitätenhändlern gehen, die sie übers Ohr hauen?« Er wandte sich ungeduldig wieder zum Gehen und meinte noch, der Weg dorthin sei außerordentlich mühsam.
    »Evelyn, denkst du nicht auch, daß wir vielleicht aus einem Rock oder aus zweien Hosen schneidern könnten, die praktischer wären als diese Röcke?« fragte ich, denn der Weg war wirklich denkbar schlecht.
    Nach ein paar Meilen kamen wir am Grab an. Walter war plötzlich ein ganz anderer Mensch; er gab klare Anweisungen und band mir schließlich, als ich darauf bestand, trotz der zu erwartenden Fledermäuse mitkommen zu wollen, ein Seil um. Aber der Einstieg war nicht so schlimm wie erwartet. Natürlich lagen lockere Steine herum, und einmal wippte nur eine schwankende Planke über einer von Schatzsuchern gegrabenen Mulde, aber sonst sah es viel ordentlicher aus als in den uns bisher bekannten Gräbern. Deshalb fürchtete Walter, wir würden schließlich doch gar nichts mehr finden.
    Aber dann erreichten wir am Ende des Korridors eine kleine Kammer, die aus dem Fels gehauen war. In der Mitte stand ein hölzerner Sarg. Walter hob seine Fackel und schaute hinein.
    Natürlich hatte ich in Museen schon Mumien gesehen, und die hier sah auf den ersten Blick aus wie alle anderen Mumien auch – ein gesichtsloser Kopf, die Arme über der Brust gekreuzt, gerade ausgerichtete Beine und alles mit braunen, halbzerfallenen Binden umwickelt –, und trotzdem war es etwas anderes, einen Menschen, der

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