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Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes

Titel: Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Rückfall, doch er sah selbst ein, daß er noch zu schwach war, um seine alten Aufgaben zu übernehmen. Es mußte etwas getan werden, und wer anders als ich sollte das tun?
    Ich brachte ihn also wieder zu Bewußtsein, gab ihm eine Dosis Chinin ein und befahl Abdullah, sich auf seine Beine zu setzen, damit er nicht aufstehen konnte. Seine Flüche folgten mir weit ins Tal, nachdem ich ihn verlassen hatte.
    Draußen war die märchenhafte ägyptische Nacht hereingebrochen. Am indigoblauen Himmel glitzerten unzählige Sterne, und das Nachglühen des Sonnenuntergangs verwandelte die Klippen zu Geistergestalten. Evelyn und Walter saßen nebeneinander und schauten über das Tal hinaus.
    Als ich ihre Gesichter sah, nahm ich davon Abstand, mit ihnen meine Pläne durchzusprechen. Ich war nämlich der Meinung, daß es keinen Sinn hatte, Emerson nach Kairo zu bringen; bis er dort war, hatte er sich wahrscheinlich erholt. Ich erklärte Michael, wir würden etwa eine Woche hier verbringen, und bis dahin müßte Emerson außer Gefahr sein. Michael versicherte mir, die Bootsmannschaft werde diese Ruhepause begeistert begrüßen, da sie ja bezahlt werde. Er hätte es jedoch lieber gesehen, wenn wir auf dem Boot übernachtet hätten, doch ich hielt den Weg hin und zurück für Zeitverschwendung.
    Die nächsten beiden Tage verliefen glatt. Das heißt, ich war davon überzeugt, doch später entdeckte ich, daß ich einige verräterische Zeichen hätte bemerken müssen, wäre ich nicht so sehr mit Emersons Pflaster beschäftigt gewesen.
    Seine Mischung aus Tapioka und Wasser war gut, doch ich verbesserte sie mit einem Teelöffel Stärke und zwei Löffeln Wismut auf ein Quart Wasser. Er hatte recht gehabt, daß man die Mischung nicht mit einem Pinsel auftragen konnte, und so benützte ich einen Finger nach dem anderen, um sie vorsichtig auf das Pflaster zu tupfen.
    Evelyn kopierte inzwischen die Malerei, und ich bewunderte ihre Geschicklichkeit, weil sie nicht nur die Figuren und Farben genau darzustellen verstand, sondern auch den Sinn erfaßte, den der Künstler seiner Arbeit unterlegt hatte. Selbst Emerson knurrte anerkennend, als ich ihm die ersten Skizzen zeigte.
    Am zweiten Morgen zeichnete sie weiter und legte dann eine Ruhepause ein, doch ich blieb bei der Arbeit. Ich hatte bereits die Ränder konserviert und ließ Stege darüber bauen, indem ich Säulenreste als Stützpfeiler benützte, aber ich mußte natürlich genau auf die Arbeiter aufpassen. Sie hielten meine Vorsicht für lächerlich und hätten einfach Planken über die Malerei gezerrt, wäre ich nicht ständig dagewesen.
    Ich arbeitete gerade an einem neuen Abschnitt, als Evelyn nach mir rief. Ich schaute auf und sah zu meinem Staunen, daß die Sonne schon unterging. Meine sämtlichen Finger bluteten von der Arbeit, und ich beschloß aufzuhören.
    Evelyn schüttelte mich erbittert an den Schultern. »Schau dir doch deine Hände an! Dieser Unsinn muß aufhören. Und dein Kleid, deine Haare, und …«
    »Für die Kleider ist das wirklich nicht gut«, gab ich zu.
    »Aber was soll sonst mit mir nicht in Ordnung sein?«
    Evelyn reichte mir wortlos einen Spiegel. Tatsächlich, ich sah wie eine indianische Hexe aus. Meine Haut war infolge der indirekten Sonnenbestrahlung grellrot, und meine Haare hingen mir wirr ins Gesicht.
    Ich ließ mir von Evelyn helfen, mich zu erfrischen. Walter wartete schon auf uns, und Michael erschien mit kalten Getränken. Zum erstenmal sollte auch Emerson kommen, denn er hatte sich ausgezeichnet erholt. Walters Hilfe hatte er zurückgewiesen, und so war ich doppelt erstaunt, als er erschien. Sein Bart war weg. Emersons Wutschreie während der Rasur hatte ich bis zur Arbeitsstelle gehört, aber auch Walters Erklärungen für die Notwendigkeit dieser Prozedur. »So viel Haar zieht alle Kraft aus dir heraus«, hatte er ihm lachend vorgehalten. »Michael, halt ihm die Arme fest, damit ich ihm nicht versehentlich den Hals abschneide. Miß Peabody wird sich freuen, dich ohne Bart zu sehen, Radcliffe. Sie sagt nämlich, Bärte dienten nur dazu, allzu weiche Gesichtszüge, fliehende Kinne und Hautunreinheiten zu verdecken.«
    »Was? Sie behauptet, mein Kinn sei weich?«
    »Nein, das tut sie nicht. Sie hat es ja noch nie gesehen.«
    »Hmpf.« Das war seine ganze Antwort. Walter hatte gewonnen.
    Als ich ihn bartlos sah, wußte ich, weshalb er sich einen Backenbart hatte wachsen lassen. Der untere Teil des Gesichtes war äußerst blaß, wenn auch die Züge als

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