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Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes

Titel: Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sein Charakteristikum war der geteilte Rock. Die beiden Beine waren sehr voll geschnitten, so daß sie wie ein gewöhnlicher Rock wirkten. Er gewährte zwar nicht ganz soviel Bewegungsfreiheit, wie ich mir gewünscht hätte, doch war er viel praktischer als die damals modernen Humpelröcke. In Kairo hatte ich das Kleid nicht zu tragen gewagt und deshalb ganz unten in den Koffer gepackt. Jetzt nahm ich es heraus, schüttelte die Falten aus und zog es an. Noch lieber wären mir jedoch richtige Hosen gewesen.
    Ich kletterte nach unten und fand dort Walter, der mit dem Koch stritt. Der Mann schaute mürrisch drein und hatte nur ein Auge. Ich wußte nicht, worum der Streit ging, schlichtete ihn aber und hatte das gerupfte Huhn, das der Koch Walter unter die Nase hielt, im Topf, ehe ich ging. Walter schickte ich zu seinem Bruder, der einen Wachhund brauchte.
    Bald hatte ich den Vorarbeiter Abdullah, einen stattlichen, großen Mann in fließendem, schneeweißem Gewand mit langem, grauem Bart, gefunden. Mit seiner umfangreichen Kopfbedeckung glich er einem biblischen Patriarchen. Er stammte aus Oberägypten und hatte schon früher für Emerson gearbeitet.
    Abdullah führte mich zum Pflaster, das wegen des hölzernen Schutzdaches leicht zu finden war. Es war etwa zwanzig Fuß lang und fünfzehn breit und einmalig gut erhalten. Die Farben sahen aus, als seien sie frisch aufgetragen – erlesene Blau und leuchtende Rottöne, dazu kühles Grün mit etwas Weiß und Schwarzblau, um Kontraste zu unterstreichen. In einem Luxusgarten mit schönen Blumen flogen bunte Vögel herum, dazwischen spielten junge Tiere im Gebüsch. Ich konnte fast das Muhen der Kälbchen und das Meckern der kleinen Ziegen hören, so lebendig wirkte alles.
    Ich hockte noch immer vor dem Pflaster, als mich Evelyn und Walter fanden. »Amelia, jetzt ist die heißeste Zeit, und alle Arbeiter halten Mittagsruhe«, mahnte sie mich. »Sei vernünftig, komm mit uns und iß einen Happen.«
    »Von diesem elenden Huhn esse ich keinen Bissen«, erklärte ich. »Schau dir doch das an, Evelyn. So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen. Und die königliche Nefertiti wird in Goldsandalen darüber geschritten sein.«
    »Es ist wirklich erlesen«, gab Evelyn zu. »Ich würde es gerne zeichnen.«
    »Eine großartige Idee«, pflichtete ihr Walter eifrig bei. »Mein Bruder wäre überaus glücklich, wenn er davon eine Kopie bekäme. Ich bin unter anderem der Künstler der Expedition, aber das kann ich nicht.«
    Das Huhn war furchtbar zäh, das Gemüse zu einer undefinierbaren, geschmacklosen Masse zerkocht. Da mein ergebener Michael zur Hand war, flüsterte ich ihm einige
    Anweisungen bezüglich unserer künftigen Versorgung zu. Es war wirklich ungemein heiß, und nach der dürftigen Nachtruhe war ich gerne zu einer Siesta bereit.
    Michael war ein Juwel. Als ich mit Evelyn am Spätnachmittag unser Grab verließ, stand ein Tisch auf dem breiten Sims, Stühle waren aufgestellt, sogar ein kleiner Teppich lag da. Nun hatten wir einen reizenden Balkon mit einer unvergleichlich schönen Aussicht. Der Sonnenuntergang tauchte den Himmel in die glühendsten Farben, und eine zarte Brise fächelte unsere Wangen. Michael hatte auch Lebensmittel mitgebracht und überwachte den Schurken von einem Koch.
    Ich ließ mich auf einen der Stühle fallen, und gleich darauf stand ein Glas Limonade vor mir. Dann kam Walter dazu, und als ich ihn nach unserem Patienten fragen wollte, hörte ich eine kleine Steinlawine abgehen. Ich drehte mich um und sah Emerson in der Türöffnung seines Grabes stehen. Er war angezogen, und sein Gesicht war grau wie dunkler Sandstein. Er klammerte sich an den Türrahmen.
    Im Notfall kann man sich auf keinen Mann verlassen. Ich erreichte Emerson gerade noch rechtzeitig, um ihn aufzufangen, so daß er sich nicht den Kopf an den Felsen einschlug. Unter seinem Gewicht setzte ich mich ein wenig zu plötzlich auf den harten Boden, dessen dornige Spitzen ich schmerzhaft durch meine Röcke spürte. Hätte ich ihn nicht mit beiden Armen festgehalten, wäre er vom Sims gestürzt.
    »Dieser Mann ist von einer grenzenlosen, arroganten Sturheit!« rief ich, als Walter gelaufen kam. »Holen Sie Michael. Er soll Ihnen helfen, ihn zu Bett zu bringen.« Sein starriger Bart kratzte durch das dünne Gewebe meines Kleides. »Und schaben Sie ihm endlich dieses gräßliche Gestrüpp aus dem Gesicht!« fügte ich zornig hinzu.

    5. Kapitel

    Emerson hatte unverdientes Glück; er erlitt keinen

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