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Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes

Titel: Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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mehr sehr häufig, aber sie suchten manchmal auch bewohnte Gegenden auf. Ich stand eine Weile da und lauschte, bis ich schon ziemlich weit weg Steine unter einem eiligen Fuß davonrollen hörte. Vom Sims aus hielt ich Ausschau nach der Ursache dieses Geräusches.
    Der Mond schien sehr hell, doch der Sims lag im Schatten der Klippen. Vor dem dunklen Hintergrund hob sich dort, wo der Sims um eine Bergflanke bog, ein blasser Gegenstand ab. Dieses Objekt hatte etwa die Größe und Breite eines Mannes, doch es glich eher einer weißen Steinsäule als einer menschlichen Gestalt. Die untere Hälfte schien zu Beinen geteilt zu sein, und in Schulterhöhe standen steife, nicht sehr lange Stummel ab. Sicher waren es aber keine Arme, denn die wären niemals so starr gewesen.
    Plötzlich verschwand das Ding, wahrscheinlich hinter der Bergflanke. Mich erreichte nur noch ein jammerndes Seufzen, doch das konnte auch ein Windhauch gewesen sein, wenn ich auch keinen gespürt hatte.
    Ich kehrte in mein Bett zurück, schlief aber gar nicht gut und war froh, als der Morgen heraufdämmerte. Ich redete mir ein, es könne ein großes Tier gewesen sein, das sich auf die Hinterbeine gestellt hatte, doch daran glaubte ich selbst nicht. Als ich auf den Sims hinaustrat, knackte etwas unter meinen Füßen.
    Der Sonnenaufgang in Ägypten ist ein großartiges Schauspiel, doch diesmal interessierte er mich nicht. Ich bückte mich und hob das Zeug auf, das geknackt hatte. Es war braunes, trockenes Zeug, das wie Papier knisterte, als ich es zwischen den Fingerspitzen rieb, ein Stück Bandage, das einmal um eine Mumie gewickelt war.

    6. Kapitel

    Emerson hatte sich doch stundenlang mit der Mumie beschäftigt, doch daß er das Zeug verstreut haben könnte, erschien mir unwahrscheinlich, aber soweit ich schauen konnte, lagen auf dem Sims Teile davon. Und vor allem war er nie während der Nacht in unmittelbarer Nähe unserer Tür gewesen. Dort lag aber der größte Teil dieser Bandagen.
    Ich weiß nicht, was mich zum Handeln bewegte – Sorge um Evelyn oder der Aberglaube der Arbeiter –, jedenfalls holte ich schnell einen Lappen und fegte damit das schreckliche Zeug vom Sims. Von unten wehte köstlicher Kaffeeduft herauf.
    Ich trank eben meinen Tee am Lagerfeuer, als Emerson den Pfad entlangkam. Er nickte mir mürrisch zu und verschwand sofort in der Höhle, in der er seine kostbare Mumie aufbewahrt hatte.
    Ein paar Sekunden später wurde die süße Morgenstille von einem gräßlichen Schrei gestört. Ich ließ vor Schreck meine Tasse mit dem heißen Tee auf meinen Fuß fallen. Emerson stürmte mir entgegen und schwang beide Fäuste.
    »Meine Mumie! Sie haben meine Mumie gestohlen! Bei Gott, Peabody, jetzt sind Sie zu weit gegangen! Mein Pflaster, meine Expedition, mein treuer Bruder, sogar mein armer, leidender Leib, alles ist Ihrer Einmischung zum Opfer gefallen. Aber dies ist jetzt zuviel! Sie zwingen mich, im Bett zu bleiben, damit Sie mir meine Mumie stehlen können. Wo ist sie? Bringen Sie mir sofort meine Mumie, sonst, bei Gott, Peabody …«
    Sein Geschrei weckte das ganze Lager auf. Evelyn spähte neugierig herab, Walter kam gerannt und stopfte im Laufen sein Hemd in den Hosenbund.
    »Radcliffe, was ist denn los? Kannst du dich denn gar nicht benehmen?«
    »Er beschuldigt mich, seine Mumie gestohlen zu haben«, erklärte ich. »Und ein solcher Vorwurf kann nur einem kranken Gehirn entspringen.«
    »Krankes Gehirn! Oh, wenn Weiber sich einmischen …« Der Streit hatte die Arbeiter magisch angezogen, und mit offenen Mündern und großen Augen schauten und hörten sie zu. Mohammed, der uns am Tag vorher zum Grab geführt hatte, schien schlau zu grinsen. Das interessierte mich so sehr, daß ich mich vom wütenden Emerson ab und ihm zuwandte. Sofort schaute Mohammed drein wie der unschuldigste und frömmste aller Engel.
    Walter verschwand in die Grabhöhle, wo die Mumie gewesen war, kam aber sofort wieder heraus. »Sie ist weg«, stellte er verblüfft fest und schüttelte den Kopf. »Nur ein paar Bindenstücke sind noch da. Wie kann jemand nur so ein armseliges Ding stehlen?«
    »Die hier würden sogar ihre eigene Großmutter stehlen und sie verkaufen, wenn es einen Markt für verhutzelte alte Weiber gäbe«, knurrte Emerson. Sein Ausbruch vorhin schien ihn erfrischt zu haben, und er war jetzt so friedlich, als hätte er mich nie mit seinen Anschuldigungen überfallen. »Wie wär’s mit einem Frühstück, Peabody?« fragte er ganz

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