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Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes

Titel: Amelia Peabody 01: Im Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hätten mir die Männer trotzdem nichts, weil sie vom ungewohnten Alkohol sicher schwer schliefen, was ich auch von Lucas annahm. Nein, ich wollte erst warten, was die Mumie vorhatte. Wenn sie versuchte, unsere Kabine durch das Fenster zu betreten, dann hatte ich sie ja. Neben mir stand ein großer, mit Wasser gefüllter irdener Krug, der sicher eine schmerzhafte Beule hinterließ, wo er traf.
    Die Mumie trat ins volle Mondlicht und kam immer näher. Sie war sehr groß, viel größer, als ich sie in Erinnerung hatte. Ob da der irdene Krug genügte? Ich hatte ganz vergessen, daß ja der Kopf dick umwickelt war. Ich war zwar ziemlich stark; wenn aber die Kreatur ein kräftiger Mann war, so konnte der mich in einem Handgemenge sehr wohl besiegen und brauchte dazu kein mit übernatürlichen Kräften begabtes Monster zu sein. Sollte ich …
    »Lucas! Lucas!« schrie ich. »Zu Hilfe! Lucas! Zu Hilfe!«
    Es war sehr dramatisch.
    Die Mumie blieb stehen, als sei sie überrascht, meine Stimme zu hören. Evelyn murmelte im Schlaf. Dann tat es einen lauten Krach und einen dumpfen Schlag, und Lucas sprang vom Fenster der nächsten Kabine auf das Deck.
    Er war angezogen, hatte die Hemdärmel aufgerollt und den Kragen offen, so daß kräftige Arme und eine behaarte Brust sichtbar waren. In grimmiger Entschlossenheit umklammerte seine rechte Hand die Flinte. Das wäre der richtige Anblick für ein romantisches Mädchen gewesen.
    »Halt!« rief er, »keinen Schritt weiter, oder ich schieße! Verdammt noch mal, ob dieses Monster wohl Englisch versteht? Wie absurd!«
    »Das ist doch ganz egal, packen Sie’s lieber!« schrie ich ihm zu.
    Der Kopf schwang in meine Richtung. Ich schwöre, ich sah Augen blitzen unter der Dunkelheit einer verhüllten Stirn. Das Ding hob die Arme und gab wieder den jammernden, knurrigen Schrei von sich, den ich schon kannte.
    »Evelyn, bleib, wo du bist, Lucas und ich haben die Situation unter Kontrolle«, rief ich Evelyn zu. »Lucas, schlagen Sie das Ding auf den Kopf! So schlagen Sie doch zu, sonst tu ich’s selbst!«
    Ich begann durch das Fenster zu klettern, aber da hielt mich Evelyn von rückwärts her fest. Lucas grinste breit; nicht lange, denn das Monster holte mit einem Arm aus und schien etwas zu werfen, doch nichts verließ die bandagierte Hand. Aber Lucas taumelte, die Flinte entfiel seiner Hand, und Lucas stürzte, das Gesicht voran, darauf.
    Da begann die Mumie so gräßlich zu lachen, daß mir das Blut in den Adern zu gerinnen drohte. Und sie näherte sich langsam unserem Fenster.
    Endlich hörte ich von links her Stimmen, denn die Männer waren erwacht. Das hörte die Mumie, hob einen Armstummel und schüttelte ihn drohend den sich nähernden Männern entgegen. Die sahen nun zwar das Monster, aber die Mumie tat ein paar akrobatische Sprünge und war verschwunden.
    Ich befahl Evelyn, sie solle sich niederlegen, denn ich müsse zu Lucas gehen. Sie selbst sei jetzt in Sicherheit. Meine umfangreichen Nachtgewänder hinderten mich sehr, als ich durch das Fenster kletterte, aber meine Würde war mir im Moment völlig gleichgültig. Lucas lag noch immer bewegungslos da. Mühsam drehte ich ihn um, denn er war ein schwerer Mann, der bald fett sein würde. Verletzt schien er nicht zu sein, und sein Puls fühlte sich kräftig an, nur sein Atem pfiff, und sein Körper zuckte krampfhaft.
    Langsam kamen ein paar Männer herbei, dann endlich erschien der Reis persönlich. Sie trugen Lucas in seine Kabine, legten ihn auf das Bett und rannten davon. Nur Hassan blieb. Wie sehr bedauerte ich jetzt, statt Latein, Griechisch und Hebräisch nicht Arabisch gelernt zu haben! Der Reis schien sich zu schämen, weil er und seine ganze Mannschaft zu fest geschlafen hatten, doch der Schlaf sei wie ein Zauber gewesen, völlig unnatürlich. Ich entließ Hassan, nachdem ich angeordnet hatte, daß ein Mann Wache stehen müsse. Um Lucas mußte ich mich eben selbst kümmern. Für mich war es deprimierend, daß ich mich nicht mehr auf meine Mannschaft, nicht einmal auf den Kapitän verlassen konnte. Was die Erzählungen von der Mumie noch nicht geschadet hatten, das hatte dieser nächtliche Vorfall besorgt.
    Lucas war noch immer bewußtlos, und nichts half, was ich auch tat. Ich rieb ihm Gesicht, Hände und Brust mit nassen Tüchern ab, legte seine Füße hoch – nichts holte ihn ins Bewußtsein zurück.
    Inzwischen war Evelyn in die Kabine gekommen und schien sich große Sorgen zu machen. »Nein, nein«, redete ich ihr zu,

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