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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Professor?«
    »Es ist eine Binsenweisheit in der Kriminologie«, fuhr Emerson starrsinnig fort, »daß die Erben des Opfers die Hauptverdächtigen sind. Obwohl ich über die Bedingungen des Testaments des verstorbenen Lord Baskerville nicht informiert war, nahm ich doch an, daß seine Witwe etwas erben würde. Allerdings ging ich von einem noch stärkeren Motiv aus. Der Kreis der Archäologen ist begrenzt, und wie in allen kleinen menschlichen Gemeinschaften wird viel geklatscht. Lady Baskervilles Neigung zu … äh … wie soll ich das ausdrücken?«
    »Außerehelichen Affären«, ergänzte ich. »Das hätte ich dir gleich erzählen können.«
    »Wie?« fragte Emerson.
    »Ich wußte es in dem Augenblick, als ich sie sah. Sie gehört zu dieser Sorte Frauen.«
    »Also«, mischte sich Mr. O’Connell ein, als sich Emersons Gesicht rötete, »haben Sie Erkundigungen über den Ruf der Dame eingezogen, Professor?«
    »Genau. Ich hatte sie schon seit einigen Jahren aus den Augen verloren. Ich unterhielt mich mit Bekannten in Luxor und schickte ein paar Telegramme nach Kairo, um mich zu vergewissern, daß sie ihre alten Gewohnheiten nicht abgelegt hatte. Die Antworten bestätigten meinen Verdacht. Ich schloß, daß Lord Baskerville von ihren Affären erfahren – der Ehemann weiß es immer zuletzt – und ihr mit Scheidung, Schande und Armut gedroht hatte.«
    In Wirklichkeit kannte Emerson die Tatsachen erst seit dem heutigen Morgen, da Lady Baskerville zusammengebrochen war und ihm alles gestanden hatte. Ich fragte mich, wieviel mehr von diesem interessanten Geständnis er wohl getarnt als eigene Schlußfolgerung im Laufe seines Berichts zum besten geben würde.
    »Also hat sie ihren Gatten ermordet, um ihren guten Ruf zu schützen?« fragte Mary ungläubig.
    »Um ihren luxuriösen Lebenswandel beibehalten zu können«, antwortete ich, ehe Emerson etwas sagen konnte. »Sie hatte es auf Mr. Vandergelt abgesehen. Er hätte nie eine geschiedene Frau geheiratet – Sie wissen doch, wie puritanisch diese Amerikaner sind –, doch als unglückliche Witwe war sie fest überzeugt, ihn einfangen zu können.«
    »Gut«, sagte O’Connell, wobei er eilig mitschrieb. »Jetzt sind Sie dran, Mrs. E. Welches Indiz hat Ihnen die Identität des Mörders verraten?«
    »Arthurs Bett«, erwiderte ich.
    Mr. O’Connell kicherte. »Wunderbar! Das ist ja fast so geheimnisvoll wie eine von Mr. Sherlock Holmes Schlußfolgerungen. Würden Sie das bitte erläutern, Ma’am.«
    »An dem Abend, als wir unseren Freund hier mit dem Tode ringend auffanden«, fing ich mit einem Nicken in Arthurs Richtung an, »war sein Zimmer in Unordnung. Lady Baskerville hatte seine Sachen umhergeworfen, um eine hastige Flucht vorzutäuschen. Allerdings hat sie …«
    »Vergessen, sein Rasierzeug mitzunehmen«, unterbrach Emerson. »Da wußte ich, daß der Mörder eine Frau sein mußte. Kein Mann hätte etwas übersehen, das so offensichtlich …«
    »Und«, sagte ich mit erhobener Stimme, »kein Mann hätte Arthurs Bett so ordentlich gemacht. Vergessen Sie nicht, er hatte sich hingelegt, als er überfallen wurde. Der Mörder mußte das Bett also so machen, daß die Überdecke bis zum Boden hinabhing und Arthurs reglose Gestalt verbarg. Je länger es dauerte, bis man ihn entdeckte, desto schwieriger wäre es für unschuldige Menschen gewesen, ein Alibi nachzuweisen. Diese ordentlich umgeschlagenen Kanten wie in einem Krankenhaus waren sehr verräterisch.«
    »Ausgezeichnet«, jubelte Mr. O’Connell und kritzelte weiter. »Aber wie hat sie das Verbrechen begangen, Mrs. E.? Das ist das Erstaunlichste an der Sache.«
    »Mit einer Hutnadel«, antwortete ich.
    Darauf folgten erstaunte Ausrufe. »Ja«, fuhr ich fort. »Ich gebe zu, daß ich mir lange Zeit darüber den Kopf zerbrochen habe. Erst gestern nachmittag, als Lady Baskerville ihr Hochzeitskleid anprobierte, stellte ich fest, wie tödlich eine Hutnadel sein kann. Lady Baskerville war Krankenschwester, und sie hat damals mit Medizinstudenten und Ärzten verkehrt – äh – Umgang gepflegt. Wenn man eine angespitzte Hutnadel ins Stammhirn einführt, durchbohrt sie das Rückenmark und tötet das Opfer sofort. Einen kleinen Einstich, verborgen unter dem Haar des Opfers, würde niemand bemerken; und falls es doch dazu kommen sollte, würde man es für einen Insektenstich halten. Armadale hat sie auf die gleiche Weise umgebracht.«
    »Aber warum Armadale?« fragte O’Connell aufgeregt mit gezücktem Bleistift. »Hat er

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