Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
verstecken. Wenn sie uns jetzt entkam, würden wir sie vielleicht niemals der Gerechtigkeit zuführen können.
    Ich hatte fast zu lange gewartet, denn als sich die Gestalt endlich bewegte, geschah das mit einer solchen Geschwindigkeit, daß ich nicht darauf vorbereitet war. Sie eilte vorwärts und beugte sich mit erhobener Hand über Emerson.
    Inzwischen war es offensichtlich, daß Emerson tatsächlich eingeschlafen war und nicht nur so tat. Selbstverständlich hätte ich aufgeschrien, wenn unmittelbare Gefahr gedroht hätte; doch beim Anblick der geisterhaften Gestalt wußte ich alles. Meine Theorie war von Anfang an richtig gewesen. Da ich wußte, wie sie angreifen würde, war mir auch klar, daß dazu eine gewisse Geschicklichkeit und auch die Ruhe zur Durchführung notwendig waren. Ich hatte genug Zeit. Ich wurde von einem Triumphgefühl ergriffen, als ich mich langsam erhob.
    Sobald ich meine Füße belastete, gab mein linker Knöchel nach, der nun, da der Blutkreislauf wieder zu strömen begann, schmerzhaft prickelte. Das Geräusch meines Sturzes war, wie ich leider sagen muß, ziemlich laut.
    Während ich mich wieder aufrappelte, huschte die weiße Gestalt eilends davon. Emerson war zur Seite gekippt und zappelte schwach wie ein auf den Rücken gefallener Käfer. Als ich, mit meinem Sonnenschirm als Krücke, an ihm vorbeihumpelte, hörte ich ihn verwundert fluchen.
    Eine Frau in weniger ausgezeichneter körperlicher Form wäre wahrscheinlich weitergehinkt, bis es zu spät gewesen wäre. Doch meine Blutgefäße und Muskeln sind ebenso gut trainiert wie der Rest von mir. Beim Laufen kehrte die Kraft in meine Glieder zurück. Die weiße Erscheinung war immer noch in einiger Entfernung vor mir zu sehen, als ich mit wild rudernden Armen zu meinem berühmten Sprint ansetzte. Meine Bitten um Hilfe an jeden, der vielleicht zuhörte, hallten als Echo von den Felswänden wider.
    »Help! Au secours! Zur Hilfe! Haltet den Dieb!« untermalten die Verfolgungsjagd, und ich wage zu behaupten, daß meine Schreie ihre Wirkung auf meine Beute nicht verfehlten. Für sie gab es kein Entrinnen, aber sie lief immer weiter, bis ich meinen Sonnenschirm mit aller Kraft auf ihren Kopf niedersausen ließ. Selbst dann, als sie ausgestreckt auf dem Boden lag, griffen ihre zu Klauen verkrümmten Hände nach dem Gegenstand, der ihr im Sturz entglitten war. Kräftig stellte ich meinen Fuß auf die Waffe – eine lange, spitze Hutnadel. Mit gezücktem Sonnenschirm blickte ich hinab auf das verzerrte, nicht länger schöne Gesicht, das mich mit schauerlicher Wildheit anfunkelte.
    »Es ist zwecklos, Lady Baskerville«, sagte ich. »Sie sitzen in der Falle. Schon bei unserer ersten Begegnung hätten Sie wissen müssen, daß Sie mir nicht gewachsen sind.«

Kapitel 17

    Unvernünftigerweise war Emerson wegen meiner – wie er es nannte – unbefugten Einmischung böse auf mich. Ich wies ihn darauf hin, daß er sich jetzt, wenn ich mich nicht eingemischt hätte, wohl in einer besseren, aber wahrscheinlich auch langweiligeren Welt befinden würde. Da er das nicht leugnen konnte, es aber auch nicht zugeben wollte, wechselte er das Thema.
    Wir veranstalteten eine kleine Zeremonie um das Öffnen der Briefumschläge, denen wir einst unsere Vermutungen hinsichtlich der Identität des Mörders anvertraut hatten. Ich schlug vor, das öffentlich zu tun. Emerson stimmte so bereitwillig zu, daß ich wußte, er hatte entweder richtig geraten oder die Möglichkeit gehabt, die Umschläge auszutauschen.
    Wir hielten unsere Konferenz in Arthurs Zimmer ab. Obwohl er noch sehr schwach war, befand er sich außer Gefahr, und ich war der Meinung, es würde seine Genesung beschleunigen, wenn er wußte, daß er nicht mehr unter Mordverdacht stand.
    Alle waren gekommen; mit Ausnahme von Mr. Vandergelt, der sich verpflichtet gefühlt hatte, Lady Baskerville nach Luxor zu begleiten, wo sie, wie ich kaum bezweifelte, die Behörden in eine arge Verlegenheit gebracht hatte. Man hatte nur selten mit einem Verbrecher von so hoher gesellschaftlicher Stellung zu tun und dazu noch mit einer Frau. Ich hoffte nur, man würde sie nicht vor lauter Verlegenheit entkommen lassen.
    Nachdem Emerson und ich unsere Umschläge geöffnet und die beiden Blatt Papier, auf denen Lady Baskervilles Name stand, vorgezeigt hatten, rief Mary aus: »Sie erstaunen mich, Amelia – und Sie natürlich auch, Professor! Obwohl ich nicht behaupten kann, daß ich Lady Baskerville bewundere, wäre ich doch nie

Weitere Kostenlose Bücher