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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sie verdächtigt?«
    »Ganz im Gegenteil«, antwortete ich. (Ich habe meinen Atem besser unter Kontrolle als Emerson, weshalb ich schon zu sprechen anfangen konnte, während er noch Luft holte.) »Mr. Armadale dachte, er selbst hätte Lord Baskerville umgebracht.«
    Ein mir sehr willkommener Ausbruch von Überraschungsschreien ließ mich innehalten.
    »Es ist natürlich nur eine Vermutung«, sagte ich bescheiden, »aber auch die einzige Erklärung, die sich mit den Tatsachen deckt. Lady Baskerville hat Mr. Armadale kaltblütig verführt. Mary ist aufgefallen, daß er einige Wochen vor Lord Baskervilles Tod geistesabwesend und niedergeschlagen wirkte. Wichtiger noch, er wiederholte seinen Heiratsantrag nicht. Er hatte eine neue Geliebte gefunden, und die Seelenpein, die ihm das Wissen, seinen Gönner betrogen zu haben, verursachte, quälte ihn entsetzlich. Lady Baskerville gab vor, ebenso zu empfinden wie er. Sie teilte Armadale mit, daß sie beabsichtigte, ihrem Mann die Wahrheit zu sagen. Dann tat sie so, als habe sie Angst vor der Reaktion ihres Gatten, und bat den jungen Mann, in ihrem Zimmer zu warten, während die Aussprache stattfand. Wie zu erwarten, fing ihr Gatte an zu schreien. Sie kreischte; Armadale stürzte herein und schlug in dem Glauben, seine Geliebte zu schützen, den wütenden Ehemann nieder. Sobald Lord Baskerville zu Boden gestürzt war, beugte sich seine Frau über ihn und rief: >Du hast ihn umgebracht!<«
    »Und Armadale hat ihr geglaubt?« fragte O’Connell zweifelnd. »Meine Leser werden sich die Finger lecken, Mrs. E., aber es ist trotzdem recht unwahrscheinlich.«
    »Er liebte sie«, sagte Arthur mit schwacher Stimme. »Sie verstehen die wahre Liebe nicht, Mr. O’Connell.«
    Ich nahm Arthurs Handgelenk. »Sie sind erhitzt«, meinte ich. »Sie regen sich zu sehr auf. Wir vertagen die Sitzung besser.«
    »Nein, nein.« Der Kranke umklammerte meine Hand. Sein goldblonder Bart war ordentlich gestutzt und sein Haar gekämmt worden. Blässe und Auszehrung ließen ihn besser als je zuvor aussehen, wie Keats in jungen Jahren (selbstverständlich abgesehen davon, daß der Dichter dunkelhaarig war).
    »Sie müssen die Geschichte zu Ende erzählen«, fuhr Arthur fort. »Warum hat sie mich überfallen?«
    »Ja, warum?« fiel Emerson ein, womit er mich diesmal unvorbereitet erwischte. »Ich wage zu vermuten, daß selbst meine allwissende Gattin darauf keine Antwort hat.«
    »Wirklich?« fragte ich.
    »In der Tat. Es ergibt keinen Sinn. Arthur hat sie nicht gesehen; sie kam in sein Zimmer, als er schlief. Und warum hat sie bei ihm nicht auch die Haarnadel benutzt?«
    »Zuerst mußte sie ihn bewußtlos schlagen«, erklärte ich. »Das Einführen der Nadel an der fraglichen Stelle erfordert einiges Geschick; es geht nicht, während das Opfer wach und in der Lage ist, Widerstand zu leisten. Nachdem sie ihn niedergeschlagen hatte, hielt sie ihn für tot. Vielleicht hatte sie auch Angst, gestört zu werden. In Arthurs Fall mußte sie tagsüber handeln. Möglicherweise hat etwas sie erschreckt, und ihr blieb nur noch die Zeit, ihn unter dem Bett zu verstecken. Die Frage ist, warum sie es für nötig hielt, Sie zum Schweigen zu bringen, Arthur. Wenn jemand im Zusammenhang mit Lord Baskervilles Tod angefangen hätte, Vermutungen anzustellen, wären Sie der offensichtliche Verdächtige gewesen. Daß Sie so naiv und närrisch sein konnten, niemandem zu sagen, wer Sie sind …«
    »Aber ich habe es doch jemandem erzählt«, sagte Arthur unschuldig. »Ich erzählte es Lady Baskerville, kaum eine Woche nach meiner Ankunft.«
    Ich wechselte einen Blick mit Emerson. »Das war es also«, meinte er. »Das haben Sie meiner Frau nicht anvertraut, als Sie ihr Ihr Herz ausgeschüttet haben.«
    Der junge Mann errötete. »Das wäre nicht sehr fair gewesen. Mrs. Emerson hatte mir sehr unverblümt mitgeteilt, was sie von meiner Dummheit hielt. Zuzugeben, daß Lady Baskerville mir geraten hatte, anonym zu bleiben, hätte geheißen, ihr vorzuwerfen …« Mit verwirrtem Gesichtsausdruck hielt er inne. Arthur Baskerville mochte gut aussehen, vermögend sein und mit fast allen Schätzen dieser Erde gesegnet. Aber große Geistesgaben gehörten ganz sicher nicht dazu.
    »Halt!« O’Connels Bleistift war über die Seite gejagt. Nun blickte der Journalist auf. »Das ist alles großartig, aber Sie erzählen es nicht der Reihe nach. Kehren wir zu dem Mord an Armadale zurück. Ich nehme an, sie überredete den armen Teufel zur Flucht,

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