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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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darauf gekommen, daß sie schuldig sein könnte!«
    »Für einen analytischen Verstand war es offensichtlich«, antwortete ich. »Lady Baskerville ist zwar gerissen und bösartig, aber nicht wirklich intelligent. Sie hat einen Fehler nach dem anderen begangen.«
    »Wie zum Beispiel, daß Sie den Herrn Professor bat, die Expedition zu leiten«, meinte Karl. »Sie hätte wissen sollen, daß ein Mann, der so brillant, so außergewöhnlich …«
    »Nein, das war eine ihrer intelligenteren Handlungen«, sagte Emerson. »Die Arbeiten wären mit oder ohne ihre Zustimmung weitergeführt worden. Im Testament seiner verstorbenen Lordschaft ist das ausdrücklich verfügt. Sie mußte die Rolle der hingebungsvollen Witwe spielen; und damals, als sie sich an uns wandte, war sie sicher, daß sich die Angelegenheit erledigt hatte. Armadale würde, wie sie hoffte, entweder in der Wüste sterben oder heimlich das Land verlassen. Sie unterschätzte sein Durchhaltevermögen und das Ausmaß seiner Leidenschaft. Aber obwohl sie nicht sehr intelligent ist, konnte sie prompt und entschlossen zur Tat schreiten, wenn es nötig war.«
    »Und«, fügte ich hinzu, »es war einer von ihren schlaueren Einfällen, sich als Dame in Weiß zu verkleiden. Die Schleier waren so ausladend, daß man die Gestalt auf keinen Fall erkennen konnte; es hätte sogar ein Mann sein können. Außerdem ließ die geisterhafte Erscheinung diejenigen, die sie sahen, zögern, sich ihr zu nähern. Lady Baskerville hat die Dame in Weiß gut für ihre Zwecke genutzt, als sie vorgab, sie in der Nacht, als Emerson von dem steinernen Kopf getroffen wurde, gesehen zu haben. Selbstverständlich war es Habib, der den Stein geworfen hat. Auch weitere Hinweise, wie Lady Baskervilles Vorliebe für ein unfähiges und schüchternes ägyptisches Dienstmädchen, waren in höchstem Maße verdächtig. Ich bezweifle nicht, daß Atiyah einige Dinge beobachtet hat, die eine klügere Dienerin verstanden und mir vielleicht berichtet hätte.«
    Ich hätte weitergesprochen, wäre O’Connell mir nicht ins Wort gefallen.
    »Einen Moment, Ma’am. Das alles ist ja sehr interessant, aber es handelt sich – wenn Sie mir verzeihen – doch um Dinge, die jedem auffallen würden, nachdem die Sache erst einmal geklärt ist. Ich brauche mehr Einzelheiten, nicht nur für meinen Chefredakteur, sondern auch, um meine eigene Neugier zu befriedigen.«
    »Sie kennen die Einzelheiten dieses Falles bereits, obwohl Sie wahrscheinlich keinen Wert darauf legen dürften, sie Ihren Lesern zu schildern«, sagte ich bedeutungsschwanger.
    Mr. O’Connell war feuerrot angelaufen, so daß sein Gesicht fast die Farbe seines Haares angenommen hatte. Er hatte mir unter vier Augen gebeichtet, daß er der Urheber des Messers im Kleiderschrank war. Er hatte einen Hoteldiener bestochen, ein kunstvoll geschmücktes Messer – die Art, wie man sie in Andenkenläden findet – an einer gut sichtbaren Stelle in unserem Zimmer zu deponieren. Allerdings hatte sein unfähiger und unterbezahlter Komplize das teure Stück gegen eine billigere Waffe ausgetauscht und diese an den falschen Platz gelegt.
    Als ich den Journalisten erröten sah, sagte ich nichts mehr. In den letzten Tagen hatte er sich mein Wohlwollen verdient, und außerdem brauchte er dringend eine kleine Aufmunterung, wenn meine Vermutungen hinsichtlich Mary und Arthur richtig waren.
    »Gut, fahren wir fort«, meinte O’Connell, wobei er angestrengt in sein Notizbuch starrte. »Wie haben Sie – und Professor Emerson natürlich – die Wahrheit herausgefunden?«
    Ich hatte beschlossen, mir erst anzuhören, was Emerson zu sagen hatte, ehe ich mich festlegte. Also schwieg ich und ließ ihm den Vortritt.
    »Von Anfang an war offensichtlich, daß Lady Baskerville die beste Gelegenheit hatte, ihren Gatten zu beseitigen. Es ist eine Binsenweisheit in der Kriminologie …«
    »Ich kann dir nur zehn Minuten zugestehen, Emerson«, unterbrach ich ihn. »Wir dürfen Arthur nicht ermüden.«
    »Hmmm«, meinte Emerson. »Dann erzähl du es doch, wenn dir mein Stil zu ausführlich ist.«
    »Am besten stelle ich Fragen«, sagte Mr. O’Connell und machte ein belustigtes Gesicht. »Damit sparen wir Zeit, denn wie Sie wissen, bin ich einen knappen, journalistischen Stil gewöhnt.«
    »Knapp« war nicht das Wort, das ich verwendet hätte; aber ich hatte nichts gegen seine Vorgehensweise einzuwenden.
    »Sie haben die Gelegenheit angesprochen«, sagte er. »Was ist mit dem Motiv,

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