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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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auf den Tisch und rief laut: »Wissen Sie, Sayce, daß die Leute in Berlin meine Datierung der Tafeln von Amarna bestätigt haben? Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie liegen achthundert Jahre daneben.«
    Die sanften Züge des Reverends verfinsterten sich, und Wilbour mischte sich hastig ein: »Da gab es eine recht amüsante Geschichte darüber, Emerson; haben Sie gehört, wie Budge es geschafft hat, Grebaut diese Tafeln abzuluchsen?«
    Emerson verabscheute Mr. Budge vom Britischen Museum fast ebenso wie Grebaut, aber an diesem Abend, da ihm der Affront des Direktors noch so frisch im Gedächtnis war, freute er sich über alles, was Grebaut zum Nachteil gereichte. Von seinem Angriff auf den Reverend abgelenkt, antwortete er, wir hätten zwar Gerüchte gehört, würden aber gern alles aus erster Hand erfahren.
    »Die Angelegenheit war in jeder Hinsicht in höchstem Maße zu verurteilen«, sagte Wilbour kopfschüttelnd. »Grebaut hatte Budge bereits gewarnt, er werde ihn verhaften lassen, falls er weiterhin illegal Antiquitäten aufkaufen und außer Landes schaffen sollte. Doch Budge ließ sich davon nicht beeindrucken, fuhr geradewegs nach Luxor und kaufte nicht nur achtzig der berühmten Tafeln, sondern auch noch einige andere wertvolle Kunstgegenstände. Die Polizei wurde auf der Stelle tätig, aber Grebaut hatte vergessen, sie mit einem Durchsuchungsbefehl auszustatten. Deshalb konnten die Polizisten nur das Haus umstellen und darauf warten, daß unser allseits beliebter Direktor der Antikenverwaltung mit der notwendigen Genehmigung eintraf. In der Zwischenzeit dachten sie sich nichts dabei, ein ausgezeichnetes Reisgericht mit Lammfleisch vom Geschäftsführer des Hotel Luxor anzunehmen – neben dem Budges Haus zufällig gelegen war. Während die ehrbaren Gendarmen sich den Bauch vollschlugen, gruben die Hotelgärtner einen Tunnel bis zum Keller von Budges Haus und entfernten die Antiquitäten. Durch einen merkwürdigen Zufall war Grebauts Schiff etwa dreißig Kilometer vor Luxor auf Grund gelaufen, und er befand sich immer noch dort, während Budge sich mit seinen Einkäufen nach Kairo aufmachte und es den Polizisten überließ, ein leeres Haus zu bewachen.«
    »Schockierend«, sagte ich.
    »Budge ist ein Schurke«, meinte Emerson. »Und Grebaut ist ein Idiot.«
    »Haben Sie unseren lieben Direktor schon gesprochen?« fragte Sayce.
    Emerson gab knurrende Geräusche von sich. Sayce lächelte.
    »Ich stimme völlig mit Ihnen überein. Aber wie dem auch sei. Sie werden ihn sehen müssen. Die Situation ist schon schlimm genug, ohne sich Grebauts Feindschaft zuzuziehen. Haben Sie keine Angst vor dem Fluch des Pharaos?«
    »Pah«, sagte Emerson.
    »Ganz richtig! Aber trotzdem, mein Lieber, werden Sie es nicht leicht haben, Arbeiter aufzutreiben.«
    »Wir haben da unsere Methode«, sagte ich und trat dabei Emerson gegen das Schienbein, damit er diese Methode nicht genauer erläuterte. Nicht, daß wir etwas Unlauteres im Schilde führten; keineswegs. Ich hätte mich nie daran beteiligt, anderen Archäologen die Arbeiter auszuspannen. Wenn unsere Leute aus Aziyeh es vorzogen, uns zu begleiten, war das ihre Entscheidung. Ich sah einfach nur keinen Sinn darin, diese Möglichkeit zu erörtern, ehe wir nicht unsere Vorbereitungen getroffen hatten. Doch Mr. Wilbour mußte trotzdem etwas vermutet haben; als er mich ansah, stand ein belustigtes Glitzern in seinen Augen, aber er sagte nichts, sondern strich sich nur nachdenklich über den Bart.
    »Was geht denn in Luxor so vor?« fragte ich. »Ich nehme an, der Fluch erfreut sich immer noch bester Gesundheit.«
    »Aber ja doch«, antwortete Mr. Insinger, der holländische Archäologe. »Wunder und Omen im Überfluß. Hassan ibn Daouds zahme Ziege hat ein Geißlein mit zwei Köpfen geboren, und in den Hügeln von Gurneh gehen alte ägyptische Geister um.«
    Beim Sprechen lachte er, aber Mr. Sayce schüttelte traurig den Kopf.
    »Das ist heidnischer Aberglaube. Die armen, unwissenden Menschen!«
    Eine solche Bemerkung konnte Emerson nicht durchgehen lassen. »Die gleiche Unwissenheit kann ich Ihnen in jedem beliebigen englischen Dorf unserer Tage vorführen«, fauchte er. »Und Sie werden den Islam doch wohl kaum als Heidentum bezeichnen, Sayce; er verehrt denselben Gott und dieselben Propheten wie Sie.«
    Ehe der Reverend, der vor Wut rot angelaufen war, antworten konnte, sagte ich rasch: »Wie schade, daß Mr. Armadale noch vermißt wird. Sein Verschwinden gießt nur Öl ins

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