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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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erste Hotel im Orient, in dem es elektrisches Licht gab. Emerson brummte beim Anblick all dieses überflüssigen Luxus. Ich für meinen Teil habe nichts gegen Komfort einzuwenden, solange er mir nicht bei Wichtigerem in die Quere kommt.
    Wir fanden Nachrichten von Freunden vor, die von Emersons Ankunft erfahren hatten. Außerdem erwartete uns ein Brief von Lady Baskerville, die einige Tage vor uns angekommen war. Sie begrüßte uns in Ägypten und drängte uns, so schnell wie möglich nach Luxor weiterzureisen. Auffällig war, daß ein Schreiben vom Direktor der Antikenverwaltung fehlte. Ich war nicht überrascht. Monsieur Grebaut und Emerson hatten nie viel Sympathie füreinander empfunden. Aber wir würden nicht umhinkommen, Grebaut aufzusuchen, und er wollte sichergehen, daß wir ihn wie gewöhnliche Touristen demütig um eine Audienz bitten mußten.
    Emersons Kommentar dazu war in sehr bodenständigen Worten gehalten. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, meinte ich: »Wie dem auch sei, wir gehen am besten sofort zu ihm. Wenn er es darauf anlegt, kann er uns einige Schwierigkeiten machen.«
    Dieser vernünftige Vorschlag rief einen weiteren Schwall von Verwünschungen hervor, in dessen Verlauf Emerson Grebaut einen zukünftigen Aufenthalt in einem sehr warmen und ungemütlichen Winkel des Universums vorhersagte. Weiterhin verkündete er, er selbst werde diesem Schurken lieber an besagtem Ort Gesellschaft leisten, als vor einem ungehobelten Bürohengst zu Kreuze zu kriechen. Deswegen vertagte ich das Thema für den Augenblick und stimmte Emersons Vorschlag zu, zuerst nach Aziyeh, einem Dorf in der Nähe von Kairo, zu fahren, wo er früher seine Arbeiter anzuwerben pflegte. Wenn wir wenigstens eine kleine Mannschaft, die nicht von dem örtlichen Aberglauben angesteckt war, mit nach Luxor nehmen würden, konnten wir sofort mit der Arbeit beginnen. Und nachdem der Erfolg ihre Ängste widerlegt hatte, würde es vielleicht möglich sein, weitere Leute anzuwerben.
    Dieses Zugeständnis versetzte Emerson in bessere Laune. So konnte ich ihn auch davon überzeugen, im Speisesaal zu essen, anstatt eine einheimische Garküche auf dem Basar aufzusuchen. Emerson zieht diese Etablissements vor, und ich eigentlich auch; aber wir waren, wie ich ihm erklärte, lange Zeit fort gewesen, weshalb unsere Widerstandskräfte gegen die hiesigen Krankheiten wahrscheinlich nachgelassen hatten. Wir durften keine Erkrankung riskieren, denn das kleinste Unwohlsein würde als weiterer Beweis für den Fluch des Pharaos gedeutet werden.
    Emerson war gezwungen, meinen Begründungen zuzustimmen. Brummend und fluchend warf er sich in sein Frackhemd und in seinen schwarzen Abendanzug. Ich band ihm die Krawatte und trat zurück, um ihn stolz zu bewundern, was man mir bitte nachsehen möge. Ich war weise genug, ihm nicht zu sagen, wie gut er aussah, doch das war tatsächlich der Fall; mit seiner kräftigen, aufrechten Gestalt, den breiten Schultern, dem dichten, schwarzen Haar und den blauen, leidenschaftlich blitzenden Augen war er das hervorragende Exemplar eines englischen Gentleman.
    Außerdem hatte ich noch einen Grund, warum ich im Hotel speisen wollte. Das Shepheard ist der Treffpunkt der europäischen Kolonie, und ich hoffte, Bekannten zu begegnen, die uns das Neueste über die Expedition in Luxor berichten konnten.
    Ich wurde auch nicht enttäuscht. Als wir den vergoldeten Speisesaal betraten, entdeckte ich zuerst Mr. Wilbour, den die Araber wegen seines prächtigen Bartes Abd er Dign nennen. Seine Manneszierde ist so weiß wie die reinste Watte, reicht hinunter bis mitten auf seine Weste und umrahmt sein Gesicht, das gleichzeitig Güte und hohe Intelligenz ausstrahlt. Schon seit vielen Jahren überwintert Wilbour in Ägypten. Böse Zungen behaupten, es habe in seiner Heimatstadt New York einen politischen Skandal gegeben, der ihn dazu zwinge, das Land seiner Väter zu meiden. Wir allerdings kannten ihn als begeisterten Anhänger der Ägyptologie und Gönner junger Archäologen. Als er uns erblickte, kam er sofort auf uns zu, begrüßte uns und lud uns an seinen Tisch ein, wo einige andere alte Freunde saßen.
    Absichtlich setzte ich mich zwischen Emerson und den Reverend Mr. Sayce, denn im vergangenen Winter hatte zwischen den beiden ein hitziger Briefwechsel über einige keilförmige Schrifttafeln stattgefunden. Diese Vorsichtsmaßnahme erwies sich allerdings als nutzlos. Emerson lehnte sich über mich hinweg, stützte die Ellenbogen fest

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